— 555 — mich auch diesem vorstellen. Inzwischen begann die regelmäßige Arbeit. Die Frühstunden von 6 bis 9 wurden zu Gängen durch den Garten und zur Be- schaffung von Untersuchungsmaterial benutzt. Dann folgte Laboratoriumsarbeit bis 1 Uhr. Der Nach- mittag wurde ebenfalls zur Laboratoriumsarbeit oder zum Literaturstudium verwandt. Unterbrechungen des regelmäßigen Tageslaufs verursachten Exkursionen in die Umgebungen Buitenzorgs und zwei größere Reisen, die ich im Interesse des mir empfohlenen Studiums der niederländisch-indischen Forstwirtschaft unternahm. Nachdem ich mich brieflich an den Chef des nie- derländisch--indischen Forstwesens, Herrn Hauptinspek- teur Bruinsma, gewandt hatte, erschien am 15. Oktober der Oberförster J. P. Ham in Buitenzorg und lud mich ein, ihn auf einer Dienstreise in die Wälder der Preanger Regentschaften zu begleiten. Die Reise hatte den Zweck, die Unterlagen für ein Gutachten über die Anträge verschiedener Pflanzer auf die Ge- währung gewisser Urwaldparzellen in Erbpacht zu liefern. Ich hatte dabei Gelegenheit, noch kaum von Europäern betretene Urwälder zu sehen und die Gesichtspunkte kennen zu lernen, nach welchen die Regierung solche Wälder entweder reserviert oder den Pflanzern zur Rodung und zur Anlage von Plantagen übergibt, nachdem sie durch eine eigen- tümliche Art der Taxierung einen Preis dafür fest- gestellt hat. Ferner gewann ich einige Einsicht in den Betrieb der China-, Tee= und Kaffeepflanzungen. Am 28. Oktober kam ich nach Buitenzorg zurück. Eine zweite Reise hatte den Zweck, mich mit den Teakwäldern und ihrer Bewirtschaftung bekannt zu machen. Herr Bruinsma hatte mich den beiden Forstinspektoren Kollewijn und Seubert empfohlen. Außerdem hatte ich eine persönliche Empfehlung an Herrn Seubert, der Deutscher ist, aus der Heimat. Ich reiste am 10. Dezember von Buitenzorg ab und traf am 12. Dezember mit Herrn Seubert in Sama- rang zusammen, um ihn dann auf einer Dienstreise in die großen Teakwälder der Provinz Rembang zu begleiten. Herr Seubert, als der eine der beiden für ganz Java angestellten Forstinspektoren, hatte die Aufgabe, die Tätigkeit der Forstverwalter zu kon- trollieren. Ich lernte in seiner Begleitung einerseits die Bewirtschaftung vorhandener mehr oder weniger devastierter Teakurwälder, anderseits die Neuanlage von Teakpflanzungen auf kahlgeschlagenen Flächen und deren Entwicklung kennen. Auch orientierte ich mich über das Eingreifen privater Unternehmer beil der Ausbeutung der Teakwälder, worin mir Be- sprechungen mit dem Direktor einer der wichtigsten Unternehmergesellschaften von Nutzen waren. Am 26. Dezember trennte ich mich von Herrn Senbert, um in Salatiga den zweiten Forstinspekteur, Herrn Collewijn, aufzusuchen. Er ist Chef der „Forstein- richtungsbrigade“ und als solcher mit der Leitung der Forsteinrichtungsarbeiten beauftragt. Er erläuterte mir während der folgenden Tage auf seinem Bureau die vorläufigen und definitiven Betriebspläne und die höchst interessanten Zuwachsuntersuchungen, die unter Herrn Bruinsmas Leitung seit einigen Jahren im Gange sind. Den Jahreswechsel brachte ich in Solo zu, wo es mir durch eine persönliche Beziehung vergönnt war, den originellen Festlichkeiten, die sich bei dieser Gelegenheit abspielen, am Hofe des einheimischen Fürsten und im Hause des holländischen Residenten, Herrn de Vogel, beizuwohnen. Am 3. Januar reiste ich mit einer Empfehlung des Herrn Seubert nach Magelang, um durch den dortigen Oberförster, Herrn van Schranendijk, Ein- sicht in die zur Wiederbewaldung entwaldeter Berge gemachten Versuche zu gewinnen. Auch hier konnte ich an einer Dienstreise teilnehmen, die mich auf die Berge Andong, Telemopo und Merbabu führte und mir einen guten Einblick in die betreffenden Kulturen verschaffte. Am 11. Januar kehrte ich nach Buitenzorg zurück, nachdem ich unterwegs noch Tjilatjap und die Insel Nusa Kembangan besucht hatte, um den Urwald des Tieflandes kennen zu lernen. Die mir nun noch verbleibenden sechs Wochen verwandte ich auf die Ergänzung meiner Reiseeindrücke durch Studium der niederländisch-indischen forstlichen Literatur und auf die Erweiterung meiner gleich nach der Ankunft in Buitenzorg begonnenen Wurzelstudien. Dem mir bei Erteilung des Stipendiums ausge- sprochenen Wunsche gemäß, das Verhalten der Wurzelsysteme tropischer Kulturpflanzen auf verschie- denen Bodenarten kennen zu lernen, hatte ich schon im Oktober in dem mit dem Buitenzorger Garten verbundenen Kulturgarten in Tjikenment bei Buiten- zorg Beete herrichten lassen, von denen eines den natürlichen Boden behielt, die beiden anderen ver- schieden starke Zusätze von Kalk bekamen. In diese Beete pflanzte ich Coffea liberica. Theobroma Cacao, Thea assamica, Caryophyllus aromaticus, Cola acuminata, Cinnamomum zeylanicum, Castilloa elastica, Albizzia moluccana, Pithecolobium saman, Caesalpinia corraria und dasyrachis, Erisdendron anfractuassum und Swietenia maha- gonyEnde Februar wurde das Aussehen der Pflanzen notiert und eine Anzahl von Exemplaren jeder Art zur genaueren Untersuchung der Wurzel- systeme herausgenommen und konserviert. Zum Teil dieselben Pflanzen kultivierte ich in Schrägkästen zur direkten Beobachtung der Wurzelsysteme. Ferner untersuchte ich eine große Anzahl von Wurzeln sehr verschiedener Holzpflanzen aus dem Buitenzorger Garten, aus Tjikenment und von der zum Garten gehörigen Urwaldstation Tjibodas, die ich zur Ma- terialgewinnung zweimal besuchte. Das Resultat der Wurzeluntersuchungen gedenke ich seiner Zeit in einer besonderen Publikation niederzulegen. Kurz vor meiner Abreise nach Europa ermöglichte mir Herr van Romburgh noch eine Exkursion nach der Regierungs = Guttaperchaplantage Tjipetir. Ich