Menge Durrah in den Getreideschuppen untergebracht worden. Bei der rohen Methode, mit der die Reis- enthülsung bei dem Mangel an Enthülsungsmaschinen ausgeführt werden mußte, sind etwa zwei Fünftel Verlust zu rechnen, so daß bei der Annahme einer zweimaligen Ernte im Jahre die Besatzung von rund 50 Köpfen bei einem fünf= bis sechsfach größeren Bebauungsareal im Bolokotale sich selbst wird ver- pflegen können, zumal der jährlich neu angeschwemmte Humus ein Geringerwerden der Ernten nicht wahr- scheinlich erscheinen läßt. Den bisher gewonnenen Reisvorrat habe ich nur an Sonntagen zur Ausgabe gelangen lassen und den größeren Rest für die eisernen Expeditionsrationen reserviert. Die Expedition hat während des Mukaduma- aufenthaltes ständig an der natürlich nur allmählich durchzuführenden Farmvergrößerung gearbeitet. Auch eine kleine Anlage (etwa 200 Pflanzen) des ganz guten, bei Yukaduma häufig vorkommenden Kaffees wurde geschaffen. Wie schon in Ndungi ein Bestand von 26 Mutterziegen eingerichtet war, so wurde auch in Yukaduma der Grund zu einer solchen Herde mit etwa 25 Muttertieren gelegt. Der Kuriosität halber füge ich noch an, daß ein bei Gelegenheit einer Jagd eingefangenes, noch säugendes Büffelkalb ebenfalls im Yukadumainventar figuriert und sich bis jetzt der besten Gesundheit bei allerdings immer wachsender Wildheit erfreut. Eine Hauptaufgabe bei Ordnung der inneren Verhältnisse der Station war die Prüfung und Vervollständigung der infolge der Tauschwarenvorräte recht umfangreichen Inventarien, mit deren Führung sich der derzeitige Bukadumaagent der Gesellschaft, Herr Arndt, einer großen Mühe unterzogen hat. Es ist übrigens besonders hervor- zuheben, daß trotz der monatelang fehlenden Kontrolle in dem beträchtlichen Warendepot sich keiner der jeweilig leitenden farbigen Angestellten auch nur der geringsten Unregelmäßigkeit schuldig gemacht hat. Nach außen ergaben sich während des Aufent- haltes in YBukaduma ebenfalls mancherlei Fragen, die einer Behandlung dringend bedursten. Zunächst hat wiederum eine ganze Anzahl von Bomomedörfern eine Ortsveränderung schon vorgenommen oder er- wartete dazu meine Genehmigung. Auch BYukaduma selbst bereitete einen Umzug, allerdings wiederum ganz in die Nähe der Station, vor. Diese bis nach Bule im Westen hin bei der gesamten Waldbevölke- rung üblichen, eine geordnete Verwaltungs= und kaufmännische Tätigkeit sehr störenden Dorf= und Wegeverlegungen etwa in jedem dritten oder vierten Jahre entspringen verschiedenen Beweggründen. Außerhalb der Beeinflussung durch den Europäer liegen zunächst abergläubische Motive, wie sie infolge häufiger Todesfälle, epidemischer Krankheiten, Tod des Chefs usw. stets eintreten. Jedoch auch der Haupt- beweggrund zu dem häufigen Lagewechsel der Dörfer, die vollendete Ausnutzung der Farmenanlagen, die in einem ganz bestimmten Turnus erst Mais, dann 582 Kasata (Maniok) und schließlich Planten (Musa paradisiaca) liefern, wird nur durch jahrelange Belehrung allmählich zu beseitigen und die Bevölke- rung den weiter im Westen geübten Formen der Landwirtschaft näher zu bringen sein. Der Einge- borene hält eben in dieser Beziehung eigensinnig an der ihm überkommenen Methode fest, und wenn ihm noch so eindringlich am Beispiel gezeigt wird, daß er sich dadurch viel unnütze Mühe macht. So ist im Gegensatz zum Westen bei einer einmal in das Plantenstadium getretenen Farm irgend eine Reini- gungsarbeit nicht mehr üblich, vielmehr schießt mit Macht der junge Urwald darin hoch und erstickt nach der Aberntung der Traube, die jede Pflanze liefert, in kürzester Zeit jeglichen Nachwuchs. An- fänglich nahm ich an, daß besondere Bodenverhältnisse oder die im Vergleich zum Westen hier etwas ge- ringere Niederschlagsmenge der Ausnutzung einer Plantenfarm auf mehrere Jahre im Wege stände, habe mich durch Versuche dann aber überzeugt, daß dies keineswegs der Fall ist, vielmehr lediglich die Macht der Gewohnheit die Schuld an der irrationellen Farmausnutzung und damit an den häufigen Dorfverlegungen trägt. Da eine solche Ge- wohnheit mit einem Schlage nicht auszurotten ist, so beschränke ich mich zur Zeit darauf, die Neu- ansiedlungen wenigstens an die bestehenden Verkehrs- straßen zu verlegen. Ich berief zur Besprechung und Regelung dieser Sache eine allgemeine Ver- sammlung der Chefs ein, in der auch Ubergriffe der Unterhäuptlinge und sonstige im Interesse einer friedlichen Handelsentwicklung zu behandelnde Fragen erörtert wurden. Das Entgegenkommen der Leute ließ wenig zu wünschen übrig, doch ist zu bedauern, daß den meist sehr verständigen und loyalen großen Chefs fast jeder Einfluß auf die Unterhäuptlinge und die nötige Autorität ihren Leuten gegenüber fehlt. Nach der Ubernahme der Station durch einen Weißen wird es dessen Hauptausgabe sein, die Autorität der großen Chefs zu stärken, um dauernd dem Handel günstige und für die Verwaltung ersprießliche Zu- stände zu schaffen. Während des Aufenthaltes in Yukaduma schickte ich aus Verpflegungs= und Unterkunftsrücksichten die vielen neuen Bertuaarbeiter, die Mehrzahl der Sol- datenweiber und einige zur Entlassung kommende alte Soldaten unter Führung des ebenfalls ausge- dienten Feldwebels Buari voraus. Mit dem Rest der nun aufgelösten Bertua-Expedition wurde vom 21. Dezember 1902 bis zum 2. Januar 1903 der von seiten der Gesellschaft Südkamerun fast ganz ausgeschlagene Weg nach Molundu zurückgelegt, wo- bei auch die durch Verlegung der gesamten Bangandu- dörfer notwendig gewordene Neuaufnahme der Itinerarstrecke Kalo—Molundu erledigt wurde.