und nach den gewonnenen Eindrücken rechnet auch der Ondongastamm mit dieser Möglichkeit und täuscht sich auch keineswegs darin, daß er in einem Kampfe gegen die Deutschen unterliegen würde. Nach sechstägigem Aufenthalt in Ondonga wurde nach dem nordwestlich gelegenen Ukuanjama aufge- brochen. Die äußersten Werften dieser beiden Ovambostämme liegen voneinonder nur 39 km ent- fernt; das dazwischenliegende Gebiet ist mit hohem Laubwald bedeckt und weist viele Vleys auf, die zum größten Teil Wasser bis gegen Ende August enthalten. Der Weg war des tiefen Sandes wegen schwer, nur der letzte Teil führte im Rivier auf festem Boden. Am 18. August traf die Expedition in Omu- panda, einer Station der Rheinischen Missions- gesellschaft in Ukuanjama, ein, um hier für längere Zeit Halt zu machen. Der übliche Besuch beim Häuptling Ujulu, dessen Werft 10 km von Omu- panda entfernt liegt, wurde in Begleitung des Mis- sionars Wulfhorst gemacht, der freundlicherweise die Rolle eines Dolmetschers übernahm. Im Gegen- satz zu Ondonga machte die Häuptlingswerft einen guten Eindruck. Sie ist sehr groß und sauber ge- halten. Wir ließen uns als Jäger einführen, jedoch teilte Missionar Wulshorst gleichzeitig mit, daß Dr. Gerber ein Baumsetzer im Damaraland wäre und ich in Swakopmund Steine ins Wasser geworfen hätte. Diese Vorsicht war schon deshalb angebracht, weil ich sehr vielen Ovambos von Swakopmund her bekannt war. Ujulu ist zwischen 30 und 40 Jahre alt, er hat intelligente Gesichtszüge und kleidet sich stets gut. Er reitet gern auf Jagd und ist kein Trunkenbold wie Kambonde. Die ber seiner Werft ausspannenden Weißen oflegt er zu besuchen. Der Gebrauch, Ge- schenke dem Häuptling zu bringen und dadurch dessen Gunst zu gewinnen, ist hier mehr als anderswo ausgeprägt und durch die portugiesischen Händler eingeführt. So ist es leicht erklärlich, daß Ujulu, wohl der mächtigste Häuptimg der Ovambostämme, in dieser Beziehung verwöhnt ist. Daß er jede Gelegenheit wahrnimmt, sich Vorteile zu verschaffen und Geschäfte aller Art zu machen, ist bei seiner unumschränkten Macht nicht zu verwundern; doch ist er Fremden gegenüber stets vorsichtig und vermeidet sorgfältig, Gewalt anzuwenden. Geschenke erwidert er selten, und dann auch nur auf besonderes Verlangen; sie wiegen den Wert des Gegebenen nicht auf. Dagegen pflegt er den bei seiner Werst ausspannenden Weißen öfters Korn, Bier, Ziegen und dergl. zu schicken, welch letztere bei dem Mangel an frischem Fleisch sehr will- kommen sind. In Ukuanjama sind drei evangelische Missions- stationen vordanden: Namakunde mit Missionar Tönges. Omupanda mit Missionar Wulfhorst, Onira mit Muissionar Hanefeld. Das Ovamboland ist in erster Linie ein Land des Ackerbaues; erst an zweiter Stelle kommt die 644 Viehzucht. Während der Ackerbau fast ausschließlich zum Lebensunterhalt dient, wird die Viehzucht mehr für den Handel getrieben. Es werden hauptsächlich angebaut: Korn, Hirse, Bohnen, etwas Mais, Erd- nüsse, Kürbisse und Tabak für den eigenen Bedarf. Der von den Händlern geführte Plattentabak wird indes dem heimischen vorgezogen. Obwohl der Ackerbau ganz bedeutend ist, könnte er noch mehr ausgedehnt werden. Die Lässigkeit der Eingeborenen jedoch, sowie die Furcht, den Neid der Nachbarn zu erregen und damit vielleicht den Acker zu verlieren, hält die Leute von einer intensiveren Bewirtschaftung ab. Die Acker sind da, wo genügend Holz und Sträucher noch vorhanden find, zum Schutze gegen Eindringen von Vieh umfriedigt. Die Vorarbeiten zur Bestellung der Acker werden gegen die Regenzeit hin unternommen, welche im Oktober oder November einsetzt. Sobald die ersten Regenschauer gefallen sind, erfolgt die Aussaat. Geht dieese durch Fort- bleiben des Regens verloren, so wird ein zweiter und auch dritter Versuch gemacht. Im allgemeinen sind die Ernten, welche in die Monate Juni und Juli fallen, gut; jedoch kommen auch Mißernten vor. Die Acker werden mehrere Jahre hintereinander be- baut, bis die Erträge nachzulassen beginnen. Dann bleiben sie liegen, und man nimmt andere Flächen unter Kultur. So dehnen sich die Felder namentlich an der Peripherie der Werften fortwährend aus. Der Wald wird niedergebrannt, Gras und Unkraut entfernt, und der Boden ist zur Bestellung fertig. Eme Düngung des Bodens wird selten vorgenommen. Die Missionare haben in Ondonga Versuche mit dem Anbau von Baumwolle und auch mit ihrer Verwertung gemacht. Sie gedieh zwar gut, indes wurde von weiteren Versuchen wegen Unren- tabtlitiät Abstand genommen. Ob andere Nutz- pflanzen und unsere heimischen Getreidearten sich zum lohnenden Anbau eignen würden, erscheint zweifel- haft. Auch wenn der jetzt fehlende Absatz in unserer Kolonie vorhanden wäre, würde das Ovamboland mit dem nördlichen Teile des Damaralandes, welcher ebensogut wie ersteres ist, wegen der ungünstigen Verkehrsverhältnisse nicht konkurrieren können. Auch in der Viehzucht steht das Ovamboland gegen andere Teile unserer Kolonie zurück. Der Graswuchs ist zwar reich, doch läßt die Beschaffenheit der Gräser zu wünschen übrig. Dem Damararind erweist sich das dortige Gras geradezu als verderblich, während das daran gewöhnte kleine Ovamborind es besser verträgt. Das im Walde wachsende Gras ist nahr- hafter; dort befinden sich auch während der Trocken- zeit die Viehposten der Ovambos. Beim Eintritt der Regenzeit werden die Viehherden wieder zurück- getrieben und finden dann überall reiche grüne Weide. Die Schaf= und Ziegenzucht ist unbedeutend und hat auch bei dem Mangel an geeignetem Futter keme besseren Aussichten. Die Pferdezucht ist bei der überall und fast das