plötzlich verstorbenen Oberhäuptlings Semikore ist sein Sohn Zumbu eingesetzt worden. Auch der bisher als nicht gangbar bezeichnete Weg durch das Gebiet der kriegerischen Bakokos ist von der Station Ebea aus und durch einen Marsch des Hauptmanns Thierry von Yaunde aus eröffnet worden. Mehrere Firmen haben alsbald Faktoreien dorthin vorgeschoben. Der Leiter der Nkogostation, Oberleutnant v. Stein, ist nach Beendigung mehrerer Expeditionen im Konzessionsgebiet der Gesellschaft Südkamerun über Land auf großen teils neuen Wegen zur Küste marschiert und Ende August in Duala eingetroffen. Die vom Niger--Benue-Tschadseekomitee entsandte Expedition ist nach Lösung der ihr gestellten Auf- gabe wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Leider mußte der ihr beigegebene Geologe krankheitshalber seine Tätigkeit schon nach einigen Monaten einstellen. Die vom Kamerun-Eisenbahnsyndikate abgeschickten Ingenieure haben in verhältnismäßig kurzer Zeit ihre Arbeiten beendet und eine etwa 160 km lange, in Hickory beginnende und durch das Terrain zwischen Mungo und Wuri führende Trace festgestellt. Der Handel des Schutzgebietes hat sich günstig gestaltet. Der Gesamthandel des Jahres 1902 weist gegen das Vorjahr eine Steigerung um etwa 4½ Mil- lionen Mark auf; davon entsällt auf die Einfuhr ein Plus von 4 115 000 Mk., auf die Ausfuhr von 280 000 Mk. Die Steigerung der Einnahmen der Kolonie ist durch eine am 1. Februar 1904 in Kraft tretende Zollerhöhung und durch die Einführung einer Kopf- steuer in Höhe von 3 Mk. zunächst im Dualabezirke in die Wege geleitet. Die Verbindung der Küstenstationen untereinander ist eine regelmäßigere und häufigere geworden durch Einrichtung einer Küstenschiffahrt seitens der Woer- mann-Linie und durch monatliche Fahrten des Regie- rungsdampfers „Nachtigal“. Die Arbeiten für die Telegrophenlinie Duala— Edea haben begonnen. In Edea ist ein Postamt eröffnet worden. Deutsch-Südwestafrika. In den letzten Tagen des Oktober sind im süd- lichsten Teile des Schutzgebtets unter den Bondel- zwart-Hottentotten Unruhen ausgebrochen. Nach den hierüber vorliegenden telegraphischen Meldungen des Gouvernements sind diesen Unruhen der stellvertre- tende Distriktschef von Warmbad Leutnant Jobst und ein Sergeant zum Opfer gefallen. Em Reiter der Schutztruppe wurde verwundet. Die durch eng- lische Preßmeldungen verbreiteten Alarmnachrichten, wonach der Ort Warmbad von den Ausfständischen eingeäschert worden sei und noch weitere im Distrikt Warmbad ansässige Weiße getötet worden seien, sind bisher durch die amtliche Berichterstattung nicht be- stätigt worden. Diese besagt vielmehr, daß bei dem Versuche, den Kapitän der Bondelzwarts zu ver- 673 haften, sich ein Gefecht entsponnen habe, in dem außer den genannten Mrtgliedern der Schutztruppe auch der Bondelzwartkapitän gefallen sei. Die Station ist bis zum Eintreffen einer Abteilung der Schutztruppe aus Keetmanshoop durch Kriegsfreiwillige unter dem ehemaligen Leutnant v. dem Busche verteidigt worden. Der Feind ist unter einem neuen Kapitän südwestlich ausgewichen. Im Gebiete der Unruhen befinden sich zur Zeit vier Gebirgsgeschütze und gegen 400 Mann Gouvernementstruppen, unter diesen ein Aufgebot Witbooileute, welchen insbesondere die Aufgabe über- tragen ist, durch Patrouillen die Verbindung nach rückwärts herzustellen. Die Heliographenverbindung zwischen Keetmanshoop und Windhuk hat eine Störung nicht erlitten. Nach den bisherigen Mel- dungen hat der Aufstand andere Stämme nicht er- griffen. Insbesondere wird berichtet, daß sich die Bethanier, der zahlreichste Hottentottenstamm nach den Bondelzwarts, ruhig verhalten. Als Anlaß zu den Unruhen wurde vom Gouvernement Unbot- mäßigkeit des Bondelzwartkapitäns gegen den stell- vertretenden Distriktschef angegeben. Nähere Einzel- heiten darüber, insbesondere auf welche Gründe diese Unbotmäßigkeit zurückzuführen ist, liegen zur Zeit nicht vor. Der Gouverneur hat die Hoffnung aus- gesprochen, daß es mit Hilfe Witboois gelingen wird, den Aufstand auf den engeren Anhang des Bondel- zwartkapitäns zu beschränken. Die im Schutzgebiete vorhandenen Streitkräfte, die nötigenfalls durch Heranziehung der gegen 800 Köpfe betragenden Leute des Beurlaubtenstandes verstärkt werden können, erscheinen zur Unterdrückung des Aufstandes völlig ausreichend. Ein Vorgehen mit größeren Massen in dem Gebiete der Unruhen verbeetet sich durch die sehr ungünstigen Wasser= und Weideverhältnisse, sowie durch das schwer zugängliche Gebirgsterrain, in welches sich die Ausständischen zweifellos zurück- ziehen werden, von seldst. Aus dem äußersten Nordosten des Schutzgebiets sind Nachrichten hierher gelangt, wonach von zwei am Okavangoflusse auf portugiesischem Gebiete woh- nenden Eimngeborenenstämmen eine Anzahl Weißer auf deutschem Boden getötet worden seien. Einzel- heiten über diese Vorgänge sind bisher vom Gouver- nement nicht berichtet worden. Die in Betracht kommenden Stämme gehören nicht zu den Ovambos, wenngleich sie mit diesen und den Hereros große Ahnlichkeit aufweisen. Die Hafenanlage in Swakopmund ist nunmehr fertiggestellt und im Betriebe. Zerstörungen, welche schwere See zu Beginn des Jahres an der Mole verursachte, hinderten die Fortführung des Betriebes nicht und konnten in verhältnismäßig kurzer Zeit beseitigt werden. Seit dem Juni d. Is. wird an der Mole regelmäßig gelöscht, und hat sich das Lade- und Löschgeschäft bieher zur Zufriedenheit vollzogen. Anläßlich einer schweren Springflut am 21. Sep- tember d. Is., welche die Wellen bis an das Zoll- gebiet trieb, hat sich die Anlage gut bewährt. Die