— 678 — gesellschaft gefangen, kam vollständig ungezähmt im Juli 1903 nach Daressalam und wurde dem Kom- mando der Schutztruppe zur Anstellung von Ver- suchen übergeben. Die erste Dressur bestand nur im Führen, Putzen, Satteln usw. Nach etwa drei Wochen war das Zebra soweit, daß mit dem Ein- brechen begonnen werden konnte. Dies machte nicht die erwarteten Schwierigkeiten, so daß ich Anfang Oktober dem Gouverneur melden konnte, daß das Zebra als Reittier für Reisen ins Innere verwend- bar wäre. Während der ersten zwei bis drei Tage machte das Tier gegenüber den ausgesucht guten anderen Reittieren (ein Pferd, zwei Maultiere) einen etwas schlappen Eindruck. Dies gab sich jedoch bald, und vom vierten Tage an leistete das Zebra dasselbe wie die übrigen Tiere. Auch in den Ulugurubergen, wo Höhen bis zu etwa 1000 m erklommen wurden, bewährte es sich gut und zeichnete sich sogar im willigen Nehmen von Hindernissen (Flußläufen usw.) verschiedene Male vorteilhast vor den anderen Tieren aus. Das Zebra kam in gutem Futterzustand wieder in Daressalam an. Durch diesen Versuch erachte ich den Beweis für erbracht, daß selbst ausgewachsene, in freier Wildbahn gefangene Zebras in etwa drei Monaten soweit gebracht werden können, daß sie als Reittiere zu verwenden sind, und daß sie den An- forderungen, welche bei der hiesigen Art zu reisen an gute Reittiere gestellt werden, vollauf genügen. Sudanesen als Leuchtturmpersonal. Die seit etwa zwei Jahren als Leuchtturmpersonal in Deutsch-Ostafrika verwendeten ehemaligen Suda- nesen der Kaiserlichen Schutztruppe bewähren sich vortrefflich. Diese alten Sudanesen nehmen die Stellen gleichsam als Zivilversorgungsposten dankbar an. Die Leuchttürme und ihre Mechanismen, In- ventarien und Materialien sind in guter Ordnung, rein und sauber. Die Umgebung der Türme ist gepflegt, die Wohnungen werden in gutem Zustande erhalten, die farbigen Hilfskräfte werden in straffer Zucht und zur Arbeit angehalten. Neuerdings werden auch altgediente Steurer der Gouvernements-Küsten- dampfer, Suahelis, für die Posten als Leuchtturm- wärter verwendet. Noch ist nicht eine einzige Klage über die Leute, ihre Dienstverrichtungen oder falsche oder gar unterlassene oder mangelhafte Handhabung der Leuchtfeuer eingelaufen. Die Kapitäne und Schiffsführer der Gouvernements = Küstendampfer haben strenge Anweisung, jede beobachtete geringste Unregelmäßigkeit an den Leuchtfeuern zur An- zeige zu bringen. Die Kapitäne der Schiffe der Deutschen Ostafrika-Linie und anderer Linien werden, so oft sich Gelegenheit dazu bietet, befragt, ob sie an der Leuchtfeuerung oder der Betonnung Unregelmäßigkeiten beobachtet und Ausstellungen zu machen hätten. Außerdem werden die Luuchtfeuer in angemessenen Zeiträumen entweder von den Kapi- tänen der Gouvernements-Küstendampfer oder von dem im Lieuchtfeuerwesen besonders ausgebildeten deutschen Werkzeugmacher oder durch den Komman- danten der Flottille inspiziert. Wenn Schiffe oder Fahrzeuge durch irgend welche Umstände in Not geraten, so haben die Leuchtturm- wärter die Weisung, dieses so schnell wie möglich zur Kenntnis des nächsten Bezirks= bezw. Zollamtes zu bringen. Hierzu steht ihnen ein einfaches Flaggen- signal zur Verfügung, außerdem die sofortige Ent- sendung von Booten bezw. in der Nähe ankernder oder vorübersegelnder Dhaus. Hissenschaftliche Sammlung. Der Oberleutnant in der Kaiserlichen Schutz- truppe v. der Marwitz hat der zoologischen Samm- lung des Königlichen Museums für Naturkunde zu Berlin 186 von ihm in Deutsch-Ostafrika gesammelte Schmetterlinge übersandt. Die Schmetterlinge sind gut konserviert und gehören bis auf eine Charaxes zu den Heteroceren. Besonders zahlreich sind die seltener gesammelten Mikrolepidopteren vertreten. Die Sammlung bildet eine sehr wertvolle Bereiche- rung der entomologischen Sammlung des zoologischen Museums. Deutsch-Südweftafrika. Bericht des Baumeisters Laubschat über eine Reise nach dem Norden des deutschsüdwestafrikanischen Schutzgebietes. III. Dritter Teil der Reise vom Kunene zum Okavango. Am 8. September wurde die Reise nach dem Okavango angetreten. Sie nahm, wie nicht anders zu erwarten war, keinen guten Verlauf. Die Ochsen versagten schon in den ersten Tagen. Nur durch fortwährendes Schlagen konnten die Tiere, welche im tiefen Sand schwer zu ziehen hatten, vorwärts gebracht werden. Schließlich, als die Ermattung nach dem ersten Regen noch größer geworden und ein Tier eingegangen war, wurde immer nur ab- abwechselnd mit dem Wagen und der Karre allein vorgetreckt. Die Fahrt ging auf diese Weise zwar langsamer vor sich, aber ein Teil der Ochsen hatte Zeit, sich auszuruhen, und man konnte eine größere Zahl von Tieren vorspannen. Mit großer Mühsal waren so in 17 Tagen 150 km zurückgelegt worden, als der drohende Zusammenbruch des Wagenrades Halt gebot. Die unterwegs vorgenommene, not- dürftige Ausbesserung des Rades versagte nun vollends. Auch die letzte Hoffnung, von den auf einem Jagdzug befindlichen Herren Meyer und Lüttich * Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, S. 614, 641.