6 Nachrichten aus den deufsthen Schuhgebieken. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-ltafrika. Bericht des Hauptmanns v. Beringe über die Expedition nach Urundi. Die fortwährenden Unbotmäßigkeiten des Mwezi Kisabo von Urundi, welche seit der Unternehmung des Bezirkschefs von Ujiji, Hauptmanns Bethe, gegen Mubekeye im Jahre 1899 ständig zugenommen hatten, die mehrfachen Uberfälle von Askaris und Postboten auf der Straße Usumbura—Mugera, das Bestreben des Kisabo und seiner Kreaturen, Anhänger der Europäer, insbesondere Freunde der Mission Mugera, durch Ermordung, Brandstiftung und Fort- nahme ihrer Habe zu strafen, die in den Monaten Februar und März erfolgte Ermordung und Be- raubung von zwei nach Usumbura gehenden Kara- wanen — es wurden 37 Träger ermordet —, wie endlich die Anordnung des Kisabo, alle in Zeugstoffe gekleideten Eingeborenen Urundis zu töten, weil sie zu den Europäern hielten, machten eine Strafexpe- dition gegen den Kisabo und seine Anhänger not- wendig. Diese Unternehmung wurde umso dringender, da bereits die Missionsstation Mugera einen Angriff seitens des Kisabo befürchtete und zu ihrem Schutze einen ständigen Posten erhalten mußte. Die Expeditlon bezweckte lediglich, den Kisabo und seine Anhänger zu veranlassen, sich der deutschen Verwaltung persönlich zu stellen und zu unterwerfen; sie bezweckte nicht, den Kisabo zu beseitigen, oder in Urundi Krieg zu führen. Da bei allen früheren Unternehmungen in Urundi Kisabo nur durch Zwischen- träger mit der Station Usumbura verhandelt, auch siets Gelegenheit gefunden hatte, sich und seiner Ratgeber Person durch die Flucht in Sicherheit zu bringen und die von ihm gemachten Versprechungen nur so lange gehalten wurden, wie Truppen im Lande waren, so mußte die Hauptaufgabe der Ex- pedition darin bestehen, den Kisabo entweder ge- fangen zu nehmen oder ihn so in die Enge zu treiben, daß nur persönliche Unterwerfung ihm die Möglichkeit ließ, seine Herrschaft in Urundi aufrecht zu erhalten. Diesem Grundsatze gemäß mußte daher von einem Vorgehen in einer einzelnen Kolonne ab- gesehen werden und ein gleichzeitiges Operieren von mehreren Kolonnen auf den jewelligen Aufenthalts- ort des Klsabo hin das einzige Mittel bilden, um den beabsichtigten Erfolg zu erreichen. Dement- sprechend wurden vier Kolonnen gebildet, Abteilung Usumbural, Abteilung Usumbura I, Abtellung Ishang und elne Abteilung der 6. Komp. Bismarckburg, welche, zur Unterstützung herangezogen, am 25. April mit dem Dampfer, Hedwig von Wißmann“ in Usumbur eintraf. Am 30. April begann der Vormarsch. Das erste Lager wurde in den Randbergen in der Land- schaft Kaztrame in Höhe von 1670 m bezogen. Es Lager bezogen. waren hier Rasthütten errichtet und für hinrelchende Verpflegung seitens des Mtoale Mawango, welcher erst vor wenigen Wochen sich in Usumbura unter- worfen hatte, gesorgt worden. Am 1. Mai wurde der Kamm der Randberge (etwa 2300 m) über- schritten und in der Landschaft Luikuba (Mrutani- piro) gelagert. Am 2. Mai wurde der 1½ m tiefe und etwa 10 m breite Muwarazifluß überschritten und in der Landschaft Mruyege Lager bezogen. Die Abteilung Usumbura II blieb am Muwarozi stehen und bezog Standlager. In Mruyege ver- hlelt sich die Bevölkerung ablehnend, so daß Ver- pflegung requiriert werden mußte. Die vor zwei Monaten gebauten Rasthütten waren von den Ein- geborenen vernichtet worden. Die ausgesandten Patrouillen wurden hier zum ersten Male von den Eingeborenen angegriffen. Hier blieb die Abteilung Bismarckburg stehen, während Abteilung Usumbura I bis an den Kanigafluß vorrückte und am 3. Mai in der Landschaft Luwanga Lager bezog. In der Zeit bis zum 5. Mai wurde die Verbindung zwischen den einzelnen Abteilungen durch regen Patrouillen- dienst aufrecht erhalten und in nördlicher Richtung aufgeklärt. Am 4. Mai wurde von der Abteilung Ufumbura 1 Unteroffizier Gebel mit 30 Gewehren nach dem Kihingaplateau entsandt, um die dortige Bevölkerung für die Ermordung von Trägern zu bestrafen. In Luwanga traf im Laufe des 4. Mai der Mioale Kitinwa, auch Mwezi mdogo genannt, ein Neffe des Mwezi Kisabo, mit großem Gefolge ein, um auf Anordnung der Station Usumbura sich der Expedition anzuschli#eßen. Kitinwa hat denn im Verein mit dem Mitoale Matshontsho, einem Schwiegersohn des Kisabo, den Vormarsch auf Mubekeye mitgemacht. Beide haben durch ihre Kenntnis von Land und Leuten der Abteilung Usumbura I gute Dienste geleistet und nicht wenig zum Gelingen der Expedition beigetragen. Auf die Meldung hin, doß Feldwebel Münzner an Schwarz- wasserfieber erkrankt sei, wurde seine Uberführung in das Lager der Abteilung Bismarckburg angeordner und Unteroffizier Federowski mit der Führung der Abteilung Usumbura II beauftragt. Alle bis zum 5. Mai eingegangenen Meldungen besagten, daß Kisabo sich in Mubekeye befinde und nach wie vor die Anerkennung der deutschen Herrschaft verweigere. Am 4. Mai standen somit alle Abtellungen in den ihnen angewiesenen Stellungen. Am 5. Mai begann der Vormarsch in der Richtung Mubekeye. Die Abteilung Usumbura 1 marschierte über den Kashingwarücken und bestrafte hier die der Ermor- dung von sechs Wanyamwesiträgern schuldige Be- völkerung. Am 6. Mai wurde der reißende Muwa- razifluß passiert und am Südabhang des Isagaberges Am 7. Mai wurde dann die Land-