— 11 lediglich in der von den Residenzen des Kisabo ent- sernteren Lage des Landes seinen Grund, wodur die angesehenen Watusi weniger von der Sippschaft Kisabos belästigt wurden und demgemäß ihre Herrschaft in ihren Gebieten auch mehr festigen konnten. Außerdem liegt zwischen Usumbura und Muyaga die Mission Mugera, *x zenn hinaus Kisaobo niemals gekommen ist. Der größte Teil der vorgebrachten Klagen konnte daher auch von Ober- leutnant Frhrn. v. Ledebur erledigt werden. Am 26. Juni überschritt die Abteilung auf dem Marsche von Muyaga nach Mugera zum zweiten Male den Ruvuvufluß und bezog am gleichen Tage Lager bei der letztgenannten Missionsstation. Während des Aufenthalts der Abteilungen in Mugera vom 22. bis 27. Juni erschienen die in der Umgegend wohnenden Angehörigen der Königsfamilie, viele angesehene Watusi und Wahutu, um in stunden- langen Schauris ihre alten und neuen Klagen vor- zubringen. Fast in allen Fällen waren nur die Kläger erschienen, so daß es mir unmöglich war, in den wenigen Tagen auch nur den kleinsten Teil der- selben zu erledigen. Um überhaupt einen bestimmten Termin, von welchem ab Schauris erledigt werden sollten, zu erhalten, wies ich alle Klagen, welche in die Zeit vor der jetzigen Expedition fielen, zurück. Alle anderen Schauris, welche nicht an Ort und Stelle geregelt werden konnten, verwies ich an den Posten in Urundi und stellte den Klägern diesbezüg- liche Schreiben aus. Dem Posten in Urundi wird daher die Aufgabe zufallen, unter ständigem Wechsel seines Standlagers durch Vernehmung beider Par- teien Ordnung in diesen Wirrwarr zu bringen. In Mugera war die Bevölkerung durchaus zutraulich und friedlich, brachte Lebensmittel in Hülle und Fülle und schien mit dem Ausgang der Expedition, d. h. daß Kisabo als Mwezi in Urundi belassen sei und sich selbst den Europäern zum ersten Male gestellt habe, durchaus zufrieden zu sein. Am 28. Juni verließen die Abtellungen Mugera, um in nördlicher Richtung den Ruvuvu an der Stelle des Einflusses des Muwarazi zu erreichen. Während die Abteilung Bismarckburg ihren Weg über das Mugeraplateau nahm, marschierte die Ab- teilung Usumbura östlich desselben im Ruvuvutal. Beide Abteilungen verelnigten sich am 29. Juni wieder in der Landschaft Nyanga am Ruvuvufluß. Hier erschienen die Watoale Kanuguno von Ibuheru und Kamwaga von Frunyoni zur Begrüßung und um ihre Ergebenheit anzuzeigen. Ersterer führte eine Truppe von etwa 100 phantastisch gekleideten Kriegern mit sich, welche mit großer Genauigkeit eine Reihe interessanter Kriegstänze aufführten, welche mehr an indiamsche, wie an afrikanische Volksstämme erinnerten. eem Kanuguno und Kamwaga sicherte ich den bis- herigen Besitz ihrer Gebiete zu, verlangte indessen, daß sie sich jeder Übergriffe gegen Untertanen und Freunde des Kisabos enthalten sollten und den Kisabo als Mwezi von Urundi anzuerkennen hötten. Der Versuch, den Ruvuvu bei Nyanga zu passieren, mußte des hohen Wasserstandes wegen aufgegeben werden. Der Weitermarsch wurde daher am Ruvuvn entlang bis zur Einmündung des hier 1½ in tlefen und etwa 20 bis 30 m breiten Muwarazi genommen. Lager wurde am 80. Juni und 1. Juli in der Land- schaft Mrongwe bezogen. Hier in Mrongwe entließ ich die Abtellung Bismarckburg mit dem Auftrage, ihren Weg durch die Landschaften zwischen dem Akan- yaru und Ruvuvu zu nehmen und auch auf diesem Marsche durch friedliche Erledigung von Schauris die Bevölkerung an die deutsche Herrschaft zu gewöhnen. Von Mrongwe marschierte die Abteilung Usum- bura in westlicher Richtung auf Mubekeyne und la- gerte am 2. Juli in der Landschaft Mzenga. Wie abgelegen dieser Winkel am Ruvuvu — Muwarazi ist, beweist die Unmöglichkeit des die Karawane beglei- tenden Königssohnes Kabundo, den Namen des hier ansässigen Mioale anzugeben. Europäer sollen in dieser Gegend noch niemals durchgezogen sein, auch schien das Gewehr den Leuten noch vollständig unbekannt zu sein. Am 4. Juli traf dann die Abteilung Usumbura in Mubekeye ein, wo Kitinwa bereits mit dem Bau eines großen Lugo begonnen hatte, und wo sich viele größere und kleinere Watoale aus der Tanganika- und Russisizone eingefunden hatten, um ihren Sultan, den Mwezl Kisabo zu begrüßen. Da mich eine genaue Abgrenzung der Land- schaft Mubekeye zu sehr aufgehalten hätte, meine län- gere Abwesenheit von Usumbura aber nicht angängig war, so setzte ich vorläufig im großen und ganzen die Grenzen dieser Landschaft fest und erklärte Kitinwa, daß der demnächst eintreffende Leutnant Frhr. v. Nor- beck diese Grenze mit beiden Partelen abgehen würde. Am 8. Juli verließ die Abtellung Usumbura das Lager von Mubekeye und gelangte am gleichen Tage nach Muramwya zu dem Mtoale Matshontsho. Auch hier war bereits mit dem Bau eines großen Lugos begonnen worden und mehrere Rasthütten zur Auf- nahme der Abteilung errichtet. Am 9. Juli traf der zur Ubernahme des Urundipostens befohlene Leutnant Frhr. v. Nordeck zur Rabenau in Muramwya ein, mit welchem ich dann unter Zuzlehung des Matshontsho die Grenzen der Landschaft Mubekeye und Muram- wya vorläufig festlegen konnte. Eine genaue Grenz- regulierung wird später durch den gen. Offizier er- folgen. Am 11. Juli verließ die Abteilung Muram- wya und gelangte nach Ikiganda, wo Unteroffizier Ehrhardt bereits einen provisorischen Posten errichtet hatte. Kisabo hatte sich aus seinem bisherigen Lugo in unmittelbarer Nähe des Postens angebaut, da er nunmehr auch ständig unter dem Schutz der Europäer bleiben wolle. Die von Kisabo verlangten 424 Rinder waren vollzählig zur Stelle. Nach allem mußte ich nunmehr die Überzeugung gewinnen, daß Kisabo es mit seiner Unterwerfung ernst meinte, und daß nennenswerte Schwierigkeiten von seiner Seite nicht mehr gemacht würden. Dies schließt indessen nicht aus, daß noch vieles in Urundi anders werden muß.