nötig erachtet hatte. Es wurde dort die Dienstpost erledigt und die Geburt eines Sohnes des ersten deutschen Ansiedlers Costenoble beurkundet, dann hielt ich eine Haupwerhandlung in einer Strassache wegen Diebstahls ab. Leider machte ich gleich bei meiner Landung die Wahrnehmung, daß die Schild- lauskrankheit, die in Jap so große Verheerung an- gerichtet hat, auch in Saipan vorhanden ist. In der jungen Pflanzung des Bezirksamtes beim Hafen von Tanapag wurden 47 befallene Palmen bemerkt, und auch in der Regierungspflanzung bei Garapan hatten sich die Tiere bereits eingenistet. Soweit sich bis jetzt beurteilen läßt, hat die Gefahr noch keinen großen Umfang angenommen. Einmal wurde die Krankheit nur auf kleinen Exemplaren gefunden, so daß eine manuelle Behandlung, die sofort vor- genommen wurde, leicht möglich ist, dann aber ent- deckte ich am dritten Tage meilnes Aufenthaltes an einer befallenen Palme eine Coccinellide. Ob dies Chilocorus similis ist, der größte Feind der Schild- laus unter den Coccinelliden, kann ich nicht beur- teilen, es ist aber immerhin anzunehmen, daß wir es mit einer Schildläuse vertilgenden Coccinellide zu tun haben. Nach Aussage des Herrn Costenoble sind Coccinelliden zahlreich auf der Insel verbreitet, ich habe deshalb gebeten, mit jeder Gelegenheit diese Käfer nach Jap zu senden. Nachdem noch Sieck- linge und Sämereien von Fruchtbäumen, die auf Jap nicht vorhanden sind, gesammelt waren, verließ ich am 8. September Seipan mit Kurs nach der Insel Lamutrik. Bei den häufigen Windstillen brouchte das Schiff, bessen schnellste Leistung überhaupt nur 8 Seemeilen betrug, neun Tage zu dieser Fahrt. Lamutrik ist ein typischer Atoll in der Form eines gleichschenkligen Dreiecks, an dessen Spitzen die Inseln Falaite, Puch und Lamutrik liegen, nur die letzte ist bewohnt. Sie bietet mit ihrem weißen Sandstrand und einer kleinen Bucht, in deren Hintergrunde die deutsche Flagge wehte, einen hübschen Anblick. Sie ist dicht bestanden mit Kokos, Brotfrucht, Pandanus, Hibiscus, etwas Gelbwurz und Arrowroot, einigen Calophyllum-, Crätaev# speciosa- und Averrhoa carambola-Bäumen und in einem Moor mit Taro, Zuckerrohr= und Cyrstosperma edle; Jam und Bambus fehlen gänzlich. Hühner und Schweine sind nicht sehr zahlreich, und der Fischreichtum in der Lagune soll sehr nachgelassen haben, dagegen sind die Bäume von vielen Land= und Seevögeln bewohnt. Die Kultur auf den anderen belden zu dem Atoll ge- hörenden Inseln soll dieselbe sein. Danach ist eine weitere Bestockung der Gruppe mit Kokospalmen nicht oder nur in sehr geringem Maße möhlich. Die jährliche Produktion einschließlich der von ato und Satuval beträgt etwa 45 Tonnen. Trotz der Versicherung des daselbst stationierten Händlers der Firma D. D. O'Keefe, daß die Schlld- lauskrankheit in Lamutrik nicht herrscht, bemerkte ich 13 einige von ihr befallene junge Palmen. Ein weiterer Feich der Palme ist in den zahlreichen Ratten zu finden, die die Nüsse auf den Bäumen ausfressen. Als Schutzmittel sollen sich die um die Palmen ge- schlungenen, mit scharfen Stacheln besetzten Blätter des Pandanus bewöhren. Auch unter den Bananen war eine Krankhelt wahrzunehmen, die augenschein- lich auf einen eiwa 1,5 bis 2 cm langen farblosen Wurm zurückzuführen ist, der sich in den Wurzeln und in der Krone vorfindet. Ich ließ deshalb einen meiner besten Polizeisoldaten zurück, der, mit be- stimmten Machtbefugnissen ausgerüstet, sofort die nötigen Maßnahmen zum Schutze der Pflanzen zu trefsen hat. · Die Bevölkerung ist friedfertig und gutherzig, aber indolent. Die veranstaltete Volkszählung ergab als Bestand 68 Männer, 64 Frauen und 68 Kinder, zusammen also 200 Köpfe; Todesfälle sind in etwa Jahresfrist sechs vorgekommen, davon, soweit sich das aus der Beschreibung feststellen läßt, drei an Schwindsucht und zwei an Dysenterie. An Krank- heiten bemerkte ich zwei an Elefantiafis Leidende, einen Blinden, zwei weitere Augenkranke (einer von diesen kann nur nachts sehen), eine Frau mit einer Sattelnase und zwei Kinder mit unnatürlich auf- geschwollenen Lelbern; Lues und Gonorrhoe sollen nicht vorkommen. Die Gruppe ist früher dichter bevölkert gewesen; vor etwa 60 Jahren ist sie von einem mit einer starken Flutwelle verbundenen Taifun heimgesucht worden, der fast alles vernichtete. Mit sechs übrig gebliebenen Kanus sind einige Männer nach der 150 Seemeilen entfernten Oleaigruppe ge- fahren, haben von dort eine größere Anzahl von Fahrzeugen geholt, auf denen die sämtlichen Be- wohner nach den Mariaonen, Truk, Jap und an- deren Inseln ausgewandert sind. Erst nach Verlauf vieler Jahre ist ein Teil zurückgekehrt. Die Be- völkerung steht unter einem mit geringer Autorität ausgestatteten Häuptling, der gleichzeitig über die benachbarten Atolle Flato und Satuval herrscht und das Eigentum über die unbewohnten Inseln Olimaran, Pikola, Pikolot, Toas und Westfaju be- ansprucht. Sein Nachfolger wird ein Reffe, der als Polizeisoldat zwei Jahre im Dienste des Bezirks- amts gestanden hat. Der Oberhäuptling über alle genannten Inseln ist der Häuptling Follebu in Jop, der mich auf meiner Reise begleitete. Seit jenem schweren Taifun ist die Insel nur noch von mehr oder weniger heftigen Winden be- troffen worden. Uber die seit 1901 gefallenen Regenmengen sind Aufzeichnungen gemacht und be- reits dem Auswärtigen Amt übersandt. Nach übernahme der Kopra und Erledigung der Amtsgeschäfte wurden am 27. September Segel gesetzt, aber widrigen Windes wegen konnte erst am folgenden Tage die Lagune verlassen werden. Nach weiteren vier Tagen wurde in Oleal Anker geworfen. Oleai ist gleichfalls ein Atoll; er besteht aus