Deulsch· Sudwestafrika. liber Dattelkultur in Deutsch-Südwestafrika und die Forsistation Ukuib berichtet der dem Kaiserlichen Gouvernement beige- gebene Forstbeamte Dr. Gerber, wie folgt: Den Swakop aufwärts haben wir in der Namib- wüste, 3 km von der Zoll= und Polizeistation Hai- kamkab abwärts, im Rivier die erste Dattelpalme, sie ist etwa 25 Jahre alt, männlich, ungepflegt. Weiter aufwärts hat in Salem die Kolonial-Gesell- schaft einen großen Gemüsegarten angelegt; sie bringt ihre Erzeugnisse nach Jakalswater und von da mit der Bahn nach Swakopmund. Im Garten in Salem steht eine weibliche Palme, die im Jahre 1864 von Missionar Böhm in Walfischbai aus Kernen gezogen wurde und unbefruchtete Früchte trägt; im Jahre 1897 wurden durch künstliche Befruchtung etwa 350 Pfd. Datteln geerntet. Wir überspringen die Forst= und Dattelkulturstation Ukuib und kommen am Swakop aufwärts nach Otjimbingwe, wo im Jahre 1873 Dr. Büttner diese prächtigen Exemplare von Dattel- palmen aus Kernen gezogen hat. In den Jahren 1890 bis 1895 haben einzelne Exemplare jährlich bis zu 400 Pfund Früchte geliefert. Auf dem be- nachbarten Missionsplatz Barmen stehen die ältesten Dattelpalmen des Landes, die älteren wurden im Jahre 1843 von Dr. Hahn, die jüngeren im Jahre 1868 von Dr. Brinker gesät. Leider sind sie durch Aufgabe der Missionsstation Barmen in den letzten Jahren in ihrer Pflege vernachlässigt worden. Die Palmen trugen stets reichlich. Am Omarururivier haben wir in Okombahe drei unge- pflegte männliche Palmen, wogegen 70 km Rivier aufwärts in. Omaruru die derzeitig prächtigsten und ergiebigsten Dattelpalmen des Landes stehen. Einige dieser Palmen wurden ursprünglich von Missionar Böhm in Amaib gesät und von dort nach Omaruru verpflanzt. Es sind zwei männliche, 22 bezw. 33 Jahre alt und zwei weibliche, etwa 21 Jahre alt. Elne der weiblichen Palmen trug im März 1902 etwa 1100 Pfund Früchte. Die Palme trug elf große Frucht- trosse, und wog ein Durchschnittstroß 114 Pfund. Ferner stehen in Omburo einige Palmen, sind aber trogz entsprechenden Alters noch nicht zur Frucht- reise gelangt. Am Kulseb haben wir in Roibank von dem Engländer Cunning und Missionar Böhm in den letzten zehn Jahren zahlreich gepflanzte Palmen, und zwar bei ersterem 3 fünf= bis siebenjährige männliche, eine fünfjährige weibliche. Im Missions- garten sind allein 27 Stück, 7 fünfjährige, 5 sieben- jährige, 15 neunjöhrige. Ebenso wurden von den Regierungsstationen an günstigen Plätzen ihrer Gärten allenthalben Dattelpalmen kultiviert, so in Omaruru, Okahandya, Windhuk, Tsaobis und anderen Orten. Die Palmen in Tsaobis sind im Jahre 1890 von Herrn v. Frangois aus Kernen gezogen worden. Die weibliche Palme trug bereits im Jahre 1896 54 zum ersten Male. Die Menge der jährlich erzielten Früchte belief sich auf 100 bis 140 Pfund, welche zum Teil mit 0,50 Mk. pro Pfund verkauft wurden. Außer diesen beiden Palmen befanden sich noch zehn kleine, etwa 0,5 m hohe auf Tsoaobis, welche wild gewachsen waren und beim Umpflanzen sämtlich ein- gingen. Herr Kirstein in Groß-Barmen hat sich ebenfalls der Dattelkultur angenommen und nach 6¾ Jahren von der Aussaat aus die ersten Erträge erzlelt. Im Missionsgarten in Otjisasu stehen einige prächtig anzuschauende Palmen, die lelder nicht mehr in der Vegetationsgrenze liegen, indem sie nicht zur Fruchtrelfe gelangen. In klima- tisch begünstigten Jahren haben sie es bis zur Blüte gebracht. Der Süden des Schutzgebletes ist in der Kultur der Dattelpalme ebenfalls vertreten, vor allem in Hoachanas, wo die Palmen jährlich reiche Erträge liefern und in der Blütezeit den Bienenschwöärmen des Missionars Judt ungeahnte Mengen prächtigsten Blütenhonigs liefern. Ferner finden wir Palmen in Rehoboth bis hinab nach Warmbad und Blydever- wacht. Im „Tropenpflanzer“ Nr. 11 vom November 1902 vertrat ich die Ansicht, daß die südlichste Grenze des Gedeihens der Dattelpalme der Kuiseb, die nördlichste der Omaruru ist. Herr Ferd. Gessert in Inachab hat in einem Artikel der „Deutschen Kolonialzeitung“ Nr. 16 vom 16. April 1903, betitelt: „Das Nama- land als zukünftiges Oasenland“, meine Behauptung in Frage gestellt mit der Begründung, daß auf der nördlichen Halbkugel die Dattelkultur über ein zehn- fach breiteres Gebiet, als ich für die südliche Halb- kugel annahm, von 20 Breitengraden, etwa 15 bis 35 Graden sich erstreckt. Die Isothermen, so schreibt Herr Gessert, laufen allerdings im Küstengebiet sehr nahe beisammen, aber in steiler nordöstlicher Richtung. Das Namaland ist also nicht weniger warm als das Damaraland in den meisten Jahren, sondern infolge des weit geringeren Regenfalles noch wärmer, besonders in der Jahreszeit, auf die es ankommt, im Sommer, wegen der bereits längeren Tage. Für mich liegt die Vegetationsgrenze einer Kultur- pflanze da, wo die Pflanze aufzuhören beginnt zu blühen, bezw. die Früchte zur Reife zu bringen. Was nützt die Kultur einer Pflanze, wenn sie ihren End- zweck, in diesem Falle Dattelerträge, nicht erfüllt? In diesem Augenblick hört für den Wirtschafter die Kultur auf. Ein Gewächs kann nur Anspruch auf Zugehörigkeit zu einem Vegetationsgebiet machen, wenn es die gesamte Vegetationsperiode, von der Vegetationsruhe bis zur vollendeten Fruchtreife durch- macht. Ich kenne zwar den weiteren Süden bis Warmbad aus eigener Anschauung noch nicht, ließ mir aber erzählen, daß im südlichsten Teil unseres Schutzgebietes auch in Warmbad die Dattelpalmen ihre Früchte nicht mehr zur Reise bringen, und bin ich deshalb auch heute noch der Ansicht, daß die südlichste Vegetationsgrenze der Dattelpalme eine Linie vom südlichsten Punkt des Kuiseb nach Hoachanas