die Station machte. Danach wurde Quartier bezogen. Am 19. fand die eigentliche Inspizierung der Station statt. In den nächsten Tagen herrschte rege Tätigkeit, da alle auf dem Weitermarsch mitzunehmenden Lasten auszusuchen und einzuteilen waren; außerdem Aussuchen der Pferde und Leute der Eskorte, Verpassen der neuen Sättel, des Zaumzeuges u. a. Während diese Arbeiten den mich begleitenden Herren oblagen, be- schäftigte ich mich hauptsächlich schriftlich und orien- tierte mich über die Verhältnisse. Abends war fast regelmäßig ein Tornado. Auf den 25. waren sämtliche Lamidos von Adamaua zu einer großen Versammlung geladen. Die von Bubenjidda und Ngaundere hatten ihr Erscheinen angemeldet, ein tatsächliches Zeichen für den hohen Einfluß der deutschen Regierung in Adamaua. Von Dikoa und Banjo traf Post ein; die Straßen gelten als absolut sicher, abgesehen von einzelnen Heidenstämmen in den Bergen. . Die Station Garua ist praktisch und bequem angelegt. Innerhalb der Umfassungsmauer liegen die Wohnungen der einzelnen Europäer als geson- derte Gehöfte; die Soldaten, meist mit Familie, wohnen in räumlich getrennten Rundhütten. Die Ställe für die 64 zur Zeit vorhandenen Pferde sind ganz nach Art deutscher Schwadronsställe eingerichtet und in Beritte eingeteilt. Die Pferde sind in gutem Zustande; es wird zu Pferde und zu Fuß exerziert. Die Station besitzt eine Herde von etwa 600 Stück Rindvieh (500 Kühe, Buckelvieh), 300 Schafe, 100 Hühner; auf dem Hose treiben Perlhühner und Kronenkroniche ihr Wesen. Ställe, Reit= und Exerzler= plätze, Schießstand sind praktisch angelegt. Am 23. und 24. ritten die Fullahsürsten von allen Seiten und Himmelsrichtungen in das Land- städichen Garua ein, um sich auf meinen Ruf hin zu meiner Begrüßung einzufinden. Nachdem wir einen morgens gleich nach 8 Uhr einsetzenden, sehr schweren und bis Mittag andauernden Gewittersturm abgewartet hatten, fand um 4 Uhr nachmittags die feierliche Versammlung der Großen Adamauas statt. Vor dem von mir bewohnten Saationshause zunächst unter dem Kommando des Oderleutnants Sandrock Aufmarsch und Paradeaufstellung der Garnison, rechts 32 Reiter mit Lanzen und schwarz-weiß-roten Lanzenflaggen, auf dem rechten Flügel der Stan- dartenträger auf einem großen braunen Hengst, ein sehr stattlicher Anblick; links die Truppe zu Fuß. Auf dem freien Raum zwischen den beiden Truppen- abteilungen die sämtlichen in der Steuerliste ausge- führten 68 Lamidos und Häuptlinge mit Ausnahme eines Erkrankten; in einiger Entfernung das sie begleitende Volk, mehrere Tausend. Ich trat mit meinen Begleitern auf die Veranda hinaus, wobei militärische Honneurs erwiesen wurden; sodann er- folgte die Begrüßung der Versammelten, welche sich erhoben und ihren Salam machten. Darauf lagerte sich alles nach mohammedanischer Sitte auf den Boden, wir nahmen auf Stühlen Platz, und ich hielt mit Benutzung von zwei Dolmetschern (Haussa und 82 Fullah) eine längere Ansprache, den Häuptlingen für ihr vollzähliges und pünktliches Erscheinen dan- kend und sie über lhre Pflichten gegen die Regierung belehrend. Zum Schluß wurden noch einige Gruppen und einzelne Lamidos besonders vorgerufen zur Be- sprechung schwebender Angelegenheiten, einige wegen besonderer Leistungen und Wohlverhaltens belobigt und beschenkt, Schutzbriefe und Flaggen vertellt. In einer Stunde war alles vorüber und die Lamidos in ihre Heimat entlassen. Ich habe die sichere Über- zeugung gewonnen, daß die Regierung bei ruhiger und gerechter Behandlung sich auf diese Leute fest verlassen kann und daß Adamaua ohne jede militä- rische Machtmittel dauernd in unserer Hand ist. Nach der offiziellen Feier mischten wir uns noch unter die sich zerstreuende Menge, hörten die barba- rischen Weisen der von Ngaundere mitgenommenen Musik, etwa 12 den arabischen nachgeahmte Instru- mente, und sagten einzelne noch besonders Lebewohl. Der Lamido von Marua reitet voraus und besorgt die Etappenverpflegung für meine Heimreise. Pferde- und Lastenverteilung nahmen die nächsten Tage in Anspruch, ouf den 1. Oktober ist der Abmarsch angesetzt. Bericht des Oberleutnants Freiherru v. Stein über die Expedition gegen Runabembe. Am 19. Januar 1903 trat ich auf Grund der Nachrichten über einen Ausstand in Kunabembe die Flußfahrt von Ngoko nach Gonakvil, dem Aus- gangspunkt des Weges nach Norden an, wo mit größtmöglicher Beschleunigung die endgültige Expedi- tions= und Lastenzusammenstellung des Kunabembe- strafzugs in der Zeit vom 31. Jonnar bis 3. Fe- bruar vorgenommen wurde. Vom 4. bis 12. Fe- bruar wurde in starken Märschen über Elosse— Dangolo— Bangandu Kunabembe erreicht. Die berelts früher gemeldete Beobachtung über das geringe Entgegenkommen im Bangandulande be- stätigte sich übrigens dabei wiederum, doch steht jetzt zu hoffen, daß der Ausgang des Kunabembe- aufstandes auch in Bangandu seine Wirkung haben wird. Es stellte sich des weiteren auf diesem Marsche der Mangel an geübten, zuverlässigen Trägern (Jaunde oder Vej) heraus. Zwar taten die alleln verfügbaren Bertualeute ihr möglichstes, waren bei der Ankunft in Kunabembe aber, trotzdem über sechs Stunden täglich nie marschiert wurde, fast sämtlich an Bronchuls und Pneumonie erkrankt oder völlig marode, obwohl ich die schwereren Lasten (25 bis 30 kg) boppelt besetzt hatte. Mehrere in der toten Zone zwischen Bangandu und Kunabembe angetroffene Karawanen, auch von Kunabembeleuten der Gesellschaft Süd-Kamerun ließen einen recht erschwerten Ausblick auf das richtige Vorgehen im Kunabembelande zu, da nach Möglichkeit die Gefährdung dieses stark exponlerten