— 86 Druckes bedurften, wurde ein neuer Vorstoß dorthin eingeleitet, bei dem auch eine nur aus Bertua- rekruten bestehende, besonders zu diesem Zweck for- mierte Abteilung zum ersten Male selbständig probe- weise zur Verwendung kam. Ein wirklicher Wider- stand wurde auch dort keinenfalls erwartet, jedoch stellte auch diese Aufgabe, wie der gesamte Strafzug hohe Anforderungen an die Gewandthelt und Findigkeit der Patrouillen. Der Häuptling Rtt, der bei weitem einflußreichste der noch fehlenden Chefs, zog es vor, noch vor Räückkehr dieser Patroulllen, die ebenfalls recht zufriedenstellende Resultate erzielten, sich persönlich zur Bitte um Frleden bei dem befreundeten Häuptling Matta ein- zufinden, während erst am 6. April auch der letzte der aufständischen Häuptlinge, der Chef Abedjo von Moamwog, sich stellte. Nach der Bitte um Frieden durch die Haupt- menge der Aufständischen waren die in Haft ge- haltenen Häuptlinge Duluku und Kambo, als keine Gefahr der Beteiligung auch ihrer Leute vorlag, enklassen worden. Leider ist trotz aller Bemühungen der gute Freund des Europäers in Kunabembe, der alte Oberhäuptling Duluku, an einer Lungen- entzündung einige Tage nach seiner Entlassung ge- storben, ein für die Verwaltung und Gesellschaft recht empfindlicher Verlust. Die Expedition hat in der Zeit des Abwartens der Gestellung sämtlicher aufständischen Chefs ein- mal aus instruktiven Gründen, dann aber auch zur späteren Benutzung und zum Verkehr zwischen dem Dorfe Matta mit der neueingerichteten Faktorel eine starke Bockbrücke über den Bumba geschlagen (fünf Böcke), deren Höhe den höchsten Wasserstand über- steigt. Doch wird, da aus Ersparnisrücksichten die Bunde nur aus Lianen und nicht aus Messingdraht angefertigt werden konnten, dieses Bauwerk nicht allzulangen Bestand haben. nis zum 9. April, an dem die Friedensverhand- lungen abgeschlossen werden konnten, da alle Hinder- nisse von seiten der aufständischen Chefs, wie Ge- stellung auch der Furchtsamsten, Aufbringung der verlangten 25 Strafträger und Ansammlung des zur Auslösung der Gefangenen geforderten Lösegeldes, beseitigt waren, wurde die Neuorganisation der welteren Expedition vorgenommen. Auch wurde die gesamte Reisernte aus Jukaduma geschält und zu fünftägigen eisernen Portionen für die jedenfalls sehr anstrengende Strecke durch den unbewohnten gebirgigen Urwald zu den Dongoschnellen ausgegeben und das in Jukaduma lagernde Elfenbein als Lasten für die erst im Matulidepot zu charglerenden Strafträger bis an den Dia herbeigeschafft. Der Patronenverbrauch konnte dank dem verhältnismäßig geringen Verbrauch in dem Bertualriege aus den Jukadumabeständen ersetzt werden. In Gegenwart des Vertreters der Gesellschaft, Arndt, und des Agenten Zieser fand am 9. April in einer Versammlung sämtlicher Kunabembechefs eine förmliche Friedensverhandlung statt. Zu den Friedensbedingungen, die sämtlich nach eingehender Rücksprache mit dem Vertreter der Gesellschaft, Arndt, der als früherer Regionsagent von Kunabembe die Verhältnisse genau kennt, aufgestellt wurden, be- merke ich: Die Gestellung einer noch größeren Anzahl von Strafträgern, die bei dem Arbeitermangel der Ver- waltung in mancher Hinsichht ja recht wünschenswert gewesen wäre und mit Leichtigkelt hätte erreicht werden können, wurde absichtlich vermieden, da ein- mal die sicher in einzelnen Fällen zu fürchtende Flucht solcher Leute vom Dja neue Verwicklungen in Aussicht stellte, hauptsächlich aber, weil bei der geringen Dichte der Bevölkerung nach Abzug der 70 bis 80 Gefallenen oder an ihren Wunden Ver- storbenen und der 25 Strafträger in der Kautschuk- produktion und der Trägerstellung ein sehr fühlbarer Rückschlag nicht ausgeblieben wäre. Aus letzterem Grunde wurde auch auf die Her- stellung von Tellen der Karawanenstraße außerhalb des eigentlichen Kunabembegebietes verzichtet. Auf größere Strafzahlungen an Kautschuk usw. mußte der für den Karawanenverkehr dringend nötigen Farm= und Dorfneuanlagen halber bei der schwachen Bevölkerung verzichtet werden, um den Handel der Gesellschaft in dieser Region nicht für längere Zeit völlig lahm zu legen. Auch Vieh konnte über die erbeuteten etwa 50 Muttertiere hinaus, die in Jukaduma zu einer Herde vereinigt wurden, nicht gefordert werden. Es ist jedoch anzunehmen, daß ohne ganz be- sondere Umstände auf Jahre hinaus im Kunabembe- lande Ruhe herrschen wird und auch von Mokbe bis Molundu hinab größere Störungen des Handels für längere Zeit ausgeschlossen sind, wie das Ein- treffen mehrerer Gesandtschaften und das persönliche Erscheinen des Chefs Mokbe in Jukaduma bewiesen. Vor dem am 14. April mit 60 Soldaten, 24 Trägern und 25 Strafträgern erfolgten Abmarsch in die tote Zone machte ich der Gesellschaft das Anerbieten, gegen Erstattung der Verpflegungskosten das sehr zahlreich zu dieser Zeit zur Entlassung kommende Trägerpersonal aus Togo und Monrovia mit zur Küste zu nehmen, und erbot mich auch, etwa helmreisende Europäer der Expedition anzuschließen. Es ist davon in beschränktem Umfang später Gebrauch gemacht worden. Am 14. April konnte ich über das alte Momoe nach West aufbrechen, um zunächst einen Einblick in die Verhältnisse der Guma-Gumaregion zu be- kommen, die durch den sich jetzt steigernden Durch- gangsverkehr aus der Njemfaktorel Bidjum eine er- höhte Bedeutung gewonnen hatte, zumal es immer- hin nicht ganz sicher erschlen, ob die Bestrafung ihrer Kunabembelandsleute im Osten nicht doch irgend welche Verwicklung mit den dortigen Ein- geborenen noch zur Folge haben würde. Auch konnte ich über den Weitermarsch durch die Urwälder, die