zu seiner Werft zu ziehen. Nachmittags 4 Uhr ließ ich satteln und zog unter Führung einiger Ein- geborener flußabwärts. Das Flußtal wurde immer enger, stelle Felspartien, zwischen denen das Wasser, mit lautem Rauschen über gewaltige Felsblöcke schäumende Schnellen bildend, dahinschoß, wechselten ab mit Partieen üppigster Vegetation — eine un- gemein relzvolle Landschaft. Nach wenigen Kilo- metern wurde uns ein alter Lagerplatz gezeigt, an dem vor wenigen Monaten ein Herr Wedberg gelegen hatte, der mit dem Bieh des verstorbenen Händlers Axel Ericson von Grootfontein nach Transvaal zog und als wir uns umsahen, sahen wir auch einige hundert Meter entfernt, aber durch reißende Flußarme getrennt, im Hintergrunde einer Felseninsel die Werft Disbes auftauchen. Nachdem wir uns im Lager eingerichtet hatten, kamen bald Boten, die eine Einladung Disbes überbrachten, worauf ich mit Präfekt Nachtwey und zwei Ein- geborenen als Dolmetschern auf die Insel fuhr. Die Passage nahm einige Zeit in Anspruch, da die Stromschnellen ein direktes Uberfahren nicht gestatteten. Zuerst wurden wir über einen etwa 30 m breiten Flußarm auf eine bewaldete Insel übergesetzt, auf dieser gingen wir 50 Schritt strom- aufwärts, bis wir von neuen Kanus in Empfang genommen und auf großem Umwege nach Disbes Insel gefahren wurden, wobei die Owambokuschen mit außerordentlicher Geschicklichkeit durch die Schnellen steuerten. Auf der Werft waren die Groß- männer versammelt, bald erschien auch Disbe, von der Versammlung mit langsamem Händeklatschen begrüßt. Disbe ist ein etwa 35 jähriger Mann von nicht unsympathischem Aussehen und Wesen. Er hat es nicht verstanden, den großen Ruf, den Andara als Zauberer und Regenmacher genoß, zu erhalten, und der Stamm ist anscheinend im Zurückgehen begriffen. — Man sieht auch keinen einheitlichen Rasselyp mehr, sondern die Typen der verschiedensten unter einander vermischten Stämme. Die Unterhaltung machte einige Schwierigkeiten, da dieser Stamm nicht mehr die Owambosprache sondern die der Betschuanen spricht, welche mein Dolmetscher nur schlecht beherrscht. Nachdem in einer schöngeschnitzten Kalebasse Bier gebracht und herumgereicht war, fuhren wir zum Lager zurück. Am solgenden Tage entspann sich ein lebhafter Handel um Provlant und Kuriositäten. Es wurden mehrere Zentner Korn, Hirse, Bohnen und Erdnüsse eingetauscht, auch eine Menge schöner Schnitaarbeiten. Nachdem ich nachmittags nochmals bei Disbe gewesen war und ihn wiederholt ermahnt hatte, alle durchreisenden Weißen gut aufzunehmen, ließ ich nachmittags einspannen und trat den Rück- marsch an. Der nächste Tag brachte einen kleinen Zwischen- fall, indem zwei Pferde in den Okawango fielen, von denen das eine wieder zum Ufer schwamm, während das andere ein Stück stromabwärts ge- trieben wurde und eine etwa 150 m vom Land 93 entfernte Insel erreichte. Nach langem Bemühen kellen * Eingeborene mit Kanus zu rufen, die einige Leute von uns auf die Insel fuhren. Hier wurde das Pferd eingefangen und an Ochsenriemen in das Wasser gezogen, worauf es ruhig hinter den Kanus herschwamm und glücklich wieder am süd- lichen Flußufer ankam. Am Abend des 16. wurde der am 9. zurückgelassene Wagen erreicht, wo ich alles in Ordnung und die Zugochsen gut erholt vor- fand, so daß wir schon am solgenden Tage weiter- sehen konnten. 5 pön 19. August verließen wir den Weg, den wir gekommen, und bogen südwestlich in die Mündung des Omuramba u Omatako ein, um nun dessen Lauf 360 km aufwärts bis Otjituo, 53 km westlich Grootfontein, zu folgen. 2 29. alcgust waren wir in Karakuwisa. Die 164 km lange Durststrecke von dort bis Otjituo wurde — unterstützt durch je zwei 1 chm große wassergefüllte Tins — auf 70 und 120 km von Menschen und Tieren gut überwunden, und am 2. September war die Expedition auf Otjituo, nahe Grootfontein. Politische Verhältnisse. # Was die politischen Verhältnisse in dem Gebiet des Okawango anlangt, der die Nordgrenze Südwestafrikas bildet, so kann man von West nach Ost fünf selbständige Kapitänschaften nennen. Himarua, Nambatse (auch Nampati, ehemals Kapongo), Bomagandu (auch Bambasantu), Njangana, Disbe (früher Andara). Die Stärke der Stämme läßt sich schwer schätzen, es mögen ins- gesamt 7000 bis 8000 Seelen sein, die durchweg von Ackerbau leben. Himarua ist Eindringling aus Owamboland — Oukwambi oder Oukwanjama —, sein Stamm ist nicht der stärkste an Bevölkerung, aber der ge- fürchtetste und kriegerischste, Nambatse und Bomagandu wohnen von alters her am Okawango, bei Njangana und Diöbe ist schon mehr ein Einfluß von Südosten her zu erkennen, bei Niangana wird ein Gemisch von Sprachen der Owambos (Owa), Bangara des Kuito und der Gegenden östlich davon, bei Disbe wird fast ausschließlich die Betschuanensprache ge- sprochen. Unter den Häuptlingen stehen die nördlich und südlich des Okawango wohnenden Buschmänner, diese jagen hauptsächlich für die Häuptlinge und be- kommen für Hörner, Felle und Straußenfedern Korn und Tabak. Von einem Einfluß der Barotse habe ich nichts erfahren können, der Name des Barotse — Königs Lewaniku — ist auch bei Andara unbekannt. Andaras Stamm gehört zu den Betschuanen, die flußabwärts bis zum Ngamisee, anscheinend auch östlich bis zum Tschobe wohnen. Klima und Gesundheitsverhältnisse. Das Klima scheint mir nach Osten zu immer mehr tropisch zu werden. Da wir beim Übergange der kalten in die wärmere Jahreszeit reisten, kann