zum Ajene (heißt im Unterlauf Iwindo) war aller- dings auch außerordentlich anstrengend. Die Dörfer waren klein, sehr spärlich und kaum imstande, ge- nügend Lebensmittel für die Expedition zu schaffen, Fleischnahrung fehlte fast vollständig. Die Handels- beziehungen dieser wenigen Niederlassungen, die Misch- stämmen zwischen Fang und Rjem angehören, liegen zumeist entlang der vielen Quellflüßchen des Iwindo nach Süden hin, so daß von Ost nach West nur eine kaum begangene Verbindung existiert. Allerdings ist das Terrain durchweg bis zum genannten Fluß völlig flach, großenteils sandig, und würde bei aller- geringster Arbeit trotz der sehr vielen Sümpfe und Quellflüßchen ein brauchbarer Weg sich sehr leicht herstellen lassen. Die enorme Urwaldvegetation der laum begongenen Pfode erschwerte jedoch den Marsch hanz beträchtlich. Hervorzuheben wäre von deeser Wegestrecke, daß die Vorberge der Wasserscheide windo-Dja, die sich anscheinend von Ostsüdost nach Westnordwest zieht, einmal gesichtet werden konnten, und im übrigen Erkundungen ebenfalls das Bestehen elner solchen gebirgigen und unbewohnten Zone im Norden (rel. Höhe etwa 500 m) ergaben. Auf dieser Strecke sowohl wie weiter nach Westen lonnten an mehreren Stellen die Routenschnittpunkte mit früheren französischen Expeditionen (Lesieur und Crampel) mit großer Genauigkeit festgestellt werden. esonders die Aufnahmen des letzteren erscheinen mir recht zuverlässig und genau, wenn auch die Nentifzierung einzelner Routenabschnitte durch die unterdes stattgefundenen äußerst zahlreichen Dorf- verlegungen (etwa alle drei Jahre) recht erschwert war. Die wenigen auf diesem Expeditionsabschnitt bassierten Dörfer zelgten elne recht freundliche Hal- lung, waren aber, wie in allen diesen Urwalddistrikten, die der Europäer zum ersten Male betritt, großenteils untereinander verfeindet. Ich habe mich jedoch der zum mindesten zwelfelhaften Grenzverhältnisse halber einer Einmischung, so weit sie nicht direlt im Inter- esse der Expedition lag, enthalten. Am 18. wurde der Iwindo selbst, der in sämt- lichen Mpangwedialekten Ajene genannt wird, erreicht. der Fluß ist hier bereits ziemlich bedeutend. Mit einer Durchschnittsbreite von 40 bis 50 m ist er sbtral 3 bis 4 m tief. Kanus habe ich auf dem- siben nicht gesehen, jedoch soll er welthin in das anzösische Gebiet schnellenfrei sein und auch mit kahlreichen Kanus befahren werden. Des außer- ordentlich ausgedehnten, vielfach mit Bambussümpfen ünbefabten Überschwemmungsgebietes halber ist der 2 ergang über den Fluß schon in der trockenen Zeit rccht beschwerlich, in der Regenzeit wird, falls einiger- süaßen zuverlässige Fährkanus nicht zur Versügung fahen ein Ubergang kaum möglich sein. Sehr auf- de end ist die fast schwarze Farbe des Wassers, die in Fluß auch seinen Namen, weiter unterhalb Iwindo 6 pangwe ewindi —= schwarz) oder Eduino (— Erarz in Mabenje, Bombassa usw.) verschafft hat. dürfte diese Färbung auf die Herkunft sämtlicher 159 Quellwasser aus Sumpsstrecken zurückzuführen sein. Da mir eine frühere Erkundung des Agenten Bernauer von dem Ubergang über den Ajenefluß aufwärts be- kannt war, zog ich vor, den Fluß zu überschreiten und südlich, demselben parallel zu marschieren, noch ein möglichst großes Stück des Terrains um die vor- aussichtliche Grenze aufzuklären und erst etwa in der Höhe des Hoesemannschen Sugemafam nach Norden abzubiegen, zumal mir bekannt war, daß die weiter im Norden befindlichen kleinen Dörfer in der Nähe des Ajene und der Hoesemannschen Route kaum im- stande sein würden, der Expedition genügende Ver- pflegung zu liefern. Es war dieser kleine Expe- ditionsabschnitt südlich des Ajene wiederum recht anstrengend, da ich in den Dörfern, um die vor- liegende wiederum unbewohnte Strecke zu passieren, nicht genügend Verpflegung nehmen konnte. Es herrschte nämlich auch hier wieder eine starke Pocken- epidemie, der ich die vielen ungeimpften Bertug= und Kunabembeleute nach Möglichkeit nicht aussetzen wollte. Der von der Expeditlon südlich vom Ajene zurückgelegte Bogen führte durch etwas höheres Ge- lände, welches zur Zeit wenigstens ebenfalls kaum bewohnt war. Ganz außerordentlich ausgedehnte, längst verlassene Farmanlagen und Spuren großer Dörfer ließen jedoch auf eine frühere starke Bevölke- zung Ichen. (Angeblich Jembong, Emwoa und jem Am 24. wurde der Ajene, wieder in einer Breite von 40 m und etwa 2,5 m tief, überschritten und damit das Gebiet der halb Bule-, halb Fangstämme erreicht, die man Esaman nennt, und die hier bis in die Gegend von Ndik im Westen mit reinen Fangstämmen gemischt verhältnismäßig ziemlich dicht angesiedelt sind. Der Fluß hat hier eine fast rein westöstliche Richtung und soll im weiteren Oberlauf wieder nach Süden umbiegen. In dem nördlich, jenseits des Ajene, erreichten Unterstamm Emwoa wurde bereits eine Reihe flie- gender Händler der Küstenfirmen vorgefunden, die auch weiter im Norden am Dia jetßzt bereits so weit westöstlich vorgedrungen sein dürften. Die Zentrale dieser kaufmännischen Bearbeltung des westlichen Konzessionsgebietes ist die Ngue-Landschaft Rdik, in der schon seit Jahren vier, jetzt wohl fünf oder sechs genannter Firmen ansässig geworden sind und ihre Handelsbeziehungen weit nach Osten, ebensoweit aber auch nach Süden vorgeschoben haben. Am 26. Juni erreichte die Expedition zunächst wiederum die vom Dja aus Norden herabführenden Routen der Expeditionen Lesieur und Crampel und bezog bei dem sehr einflußreichen, verständigen und europäerfreundlichen Häuptling Anjuso, Stamm Esanjan, für längere Zeit Quartier. Dicht bei dem Dorfe des Anjuso erheben sich drei vollständig nackte Granit= bezw. Syenitbuckel, der Akoge-mfem, Benjate und Bengoi, die alle drei schon aus den Crampelschen Itineraren ersichtlich sind. (Die Namen bedeuten: nackter Stein, viele Büffel, viele Pinselohrschweine.) 3