lischen Grenzexpedition. Um 9 a. m. erreichte ich den Ort Jale, dessen Fluß sich durch große Mengen von Wildenten auszeichnet. Leutnant Kramsta schoß hier mit 2 Schuß 9 Enten, die sich als sehr wohlschmeckend erwiesen. Nach einem Nachtlager am Komadugu traf ich am Morgen des 26. in Gana ein, wo mich der Führer der in Dikoa statio- nierten Kompagnie, Oberleutnant Strümpell, und Oberarzt Dr. Krawietz begrüßten. Auch Scheich Landa von Dikoa erschten mit großem Gefolge zur Begrüßung. Am 27. führte uns schon um ½8 a. m. ein flotter Ritt über ausgedehnte Grasebenen, die in der Hochwasserzeit überschwemmt sind, auf einen freien Platz vor Dikoa, auf dem die Kompagnie unter Oberleutnant Strümpell und die Truppen Sandas in Parade aufgestellt waren. Sanda ritt mir entgegen, und ich ritt mit ihm die Fronten ab. Es mochten wohl an 600 Reiter und 2000 Mann Fußvolk sein; die Einzugskolonne war wenigstens 5 Kilometer lang. Recht malerisch machten sich die farbenprächtigen Gewänder und Pferdedecken der Boran-Reiter auf dem grünen Rasen. Nach Abnahme der Parade zogen wir in die Stadt ein; voran Sultan Sanda mit seiner Leib- wache und Musik, sodann ich mit meinen Reitern und den berittenen Offizleren, dahinter unsere Fuß- truppe, endlich das unabsehbare Kriegsheer von Bornu. Es ging durch einen großen Teil der Stadt hindurch, am Grabe Behaglis und am Schädel Fadl Allahs vorbei zum alten Rabeh-Palast, woa das Quartier der Kompagnie und auch mein Unter- kommen war. Hier fand auf einem großen freien Platz unter dem Geiubel einer vieltausendköpfigen Menge ein Vorbeimarsch des Zuges statt, hernach Vorstellung sämtlicher Großen des Landes und der Heerführer mit Gefolge. Sanda versäumte nicht, mir seine uralte, von ihm hochgeehrte Mutter vorzustellen. Um 9 Uhr war alles vorüber, und wir bezogen unsere Quartiere in den hohen, luftigen Räumen der Rabeh-Burg. Dikoa weist noch viel Ruinen auf von der französischen Erstürmung her, wird aber wieder aufgebaut und vergrößert sich täglich. Scheich Sanda gilt im Lande unbestritten als der echte Thronerbe und Dikoa als die echte Residenz. Die Rabeh-Burg ist ein riesiger Komplex von Gebäuden, die von Maurern aus Luftziegeln nach ägyptischer Art aufgeführt und heute leider teilweise verfallen sind. Eine hohe massive Mauer umschließt das Ganze, die lange Front mit dem Eingangs- kastell, auf dem die deutsche Flagge weht und in dem die Wache liegt, macht einen würdigen Eindruck. Innerhalb liegen die Kompagnie Schutztruppe mit Zubehör und sonstige Absteigequartlere für Europäer. Jeder Weiße hat ein eigenes Anwesen. Strauße, Gazellen, Schakale und anderes tummeln sich auf den freien Plätzen umher. Meine Wohnung, Rabehs eigenes Haus, ist 187 besonders gut gebaut und enthält außer 3 großen Räumen zur ebenen Erde noch ein halb fertiges Obergeschoß, zu dem eine massive Treppe hinaufführt. Der Blick von dem flachen Dache über die aus- gedehnte Stadt hat besonders bei Mondschein einen ganz eigenen Reiz. Am 28. nachmittags besuchte mich Sanda und brachte seine Geschenke: 2 Pferde, 1 Anttlope, 1 Strauß, Vieh, Butter, Honig und anderes. Gegen Abend stattete mir, während ich auf einem Spaziergang auf dem Markt abwesend war, der in der Nähe von Dikoa lagernde Oberst Jackson, Führer der englischen Grenzkommission, mit Captain Me Carthy-Morrogh einen Besuch ab, was ich mit einer Einladung zum Diner am nächsten Tage be- antwortete. Am 29. Oktober, nach Erledigung verschiedener Dienstgeschäfte, ritt ich nachmittags 4 Uhr mit Eskorte in Gala zu Sanda, um seinen Besuch zu erwidern. Er empfing mich stehend vor dem innersten Gemach seines geräumigen Palastes in Mitte seiner Hauptführer. Von Sanda begab ich mich zum Gegenbesuch zu Oberst Jackson, der inzwischen in der ihm von mir überwiesenen Wohnung eingetroffen war. Am Abend fand bei mir Diner statt mit den englischen Gästen und unseren Offizieren. Bei Mondlicht und Kerzen- schein, Grammophonmusik und Reden verbrachten wir einen sehr anregenden Abend. Im Lauf des Nachmittags meldete Sultan Diagara von Gulfei seine Ankunft auf den morgigen Tag an. . Am 30. Oktober marschierten die Engländer ab, um sich mit ihrer Hauptkolonne bei Bama zu ver- einigen. Von 9 bis 11 Parade und Reiterspiele der Bornuleute, bei denen sich Sanda selbst und sein Hauptführer und mein treuer, sehr brauchbarer Be- gleiter durch ganz Bornu, Ibrahim, hervortaten. Während der Spiele ritt Djagara von Gulfei in die Stadt ein mit etwa 500 Reitern und erhielt die durch Gesandte erbetene Erlaubnis, sich sogleich vorzustellen. Es gab nun auf dem großen, in Staub eingehüllten Platz ein fast lebensgefährliches Gedränge, Bornu= und Makartreiter jogten bunt durcheinander, und unter lautem Jubel von beiden Seiten bewog ich die belden sich bislang feindlich gesinnten Herrscher, sich die Hände zu schütteln, und Djiagara, die an- gebotene Gastfreundschaft Sandas für die Nacht anzunehmen. Nach der Parade empfing ich die hier ansässigen, sehr hellfarbigen arabischen Händler aus Tripolis, denen auf ihre Bitte ein deutsch und arabisch abgefaßter Schutz= und Geleitbrief für Heimreise und Rückkehr gegeben wurde. Sodann empfing ich Djagara mit Gefolge, der seine Geschenke und den schuldigen Tribut überbrachte. Er lleferte im ganzen ab 5 Pferde, 34 Stück Rinder von hervorragender Qualität, 60 Schafe und Ziegen, Löwen= und Leopardenfelle, eine zahme Antilope und anderes. 2