Tagemärschen östlich Bamingi, d. h. das Grasland, und das Stationsgebiet Bamenda erreicht. Der kleine Häuptling Bobo gab sich große Mühe, die wegen der Anstrengung vom gestrigen Marsche ausgehungerten Soldaten und Träger zu befriedigen; die Leute haben schönes Vieh, an Feld- früchten hauptsächlich Planten und Erdnüsse. Von Babe geht eine Straße nach Süden, über Bindscheg oder Ondscho (Häuptling Nkalaku) nach Kindem. Derselbe hatte mich jedoch in den Bezirk Fontem geführt; so mußte ich, um meinen ursprüng- lichen Plan, Toko zu erreichen, auszuführen, zunächst wleder nach Tschinta zurück. Um 1 Uhr trafen wir einen durch einen Ast- verhau verschlossenen Weg, den ich bereits auf dem Hinmarsch nach Babe bemerkt hatte; wir schlugen denselben ein und befanden uns nach wenigen Miauten in einem großen, verfallenen und ver- lassenen Dorf Ebue (zu Tschinta gehörig). Die ein- zigen Bewohner waren drei ausnehmend schöne und starke Kinder und die Hüterin derselben, ein altes, schwachsinniges Weib. Wir übernachteten in diesem verwunschenen Dorf und marschierten am 20. Sep- tember auf dem alten Weg nach Tschinta zurück. Der Marsch am 21. brachte uns in die Ba- kumbadörfer; sie gehören, wie bereits erwähnt, zur Landschaft Bitsku. Ihre Einwohner sind jedoch, durch den steten Verkehr mit den Banjang, nicht mehr so scheu; alle Leute waren da und brachten Lebensmittel; nachmittags arbeiteten sie an der sehr schlechten Hängebrücke über den Mo für unseren morgigen Ubergang- s Eine Viertelstunde vom letzten Bakumbadorf er- reichten wir am 22. den Fluß, der in einer Breite von 60 m in starker Strömung dem Croß zufließt. Das Überschreiten der langen, schmalen und sehr primitiven Lianenbrücke nahm zwei Stunden in Anspruch. Nach /1 Stunden hatten wir den Mo zu unserer Linken, dann marschierten wir nach Süd- osten, auf Toko zu. Um 3 Uhr erreichten wir das Tokodorf des Häuptlings Tato. Am 23. gab ich der Expedition einen Ruhetag und marschierte in das letzte bisher bekannte Toko- dorf Tschemba (siehe Moiselsche Karte 1:250 000) und gewann damit den Anschluß an die Ramsaysche Route von 1901. Es erfolgte nun der Rückmarsch nach Ossidinge auf dem rechten Croßuser bis Mamfe. Ich lagerte am 24. in Mfato (Häuptling Eno)g, nachdem ich den Mo kurz vor seiner Mündung in den Croß überschritten hatte, und gelangte am 25., nach Passieren des großen Dorfes Eang nach Mba- kum, das ich bereits im Februar und April d. Is. aufgesucht hatte. Trotzdem war nur der Häuptling und einige alten Männer anwesend, alle übrigen Einwohner verschwunden. Mbakum war der letzte Hort und Schlupfwinkel der Calabarhändler und ein berüchtigter Sklaven- markt; kein Fremder konnte früher Mbakum be- treten, ohne gefangen genommen und verkauft zu 191 werden. Die Calabarhändler haben, wie über- haupt im ganzen Croßgebiet, so besonders hier die Eingeborenen gegen die Europäer unglaublich ver- hetzt, um möglichst lange ihr Handelsmonopol zu wahren; gegen diesen verderblichen Einfluß haben wir heute noch zu kämpfen, und, wie das Beispiel von Mbakum zeigt, sind das Mißtrauen und der Arg- wohn gegen uns noch lange nicht geschwunden. Der Marsch von Toko nach Mbakum führt durch vollständig ebenes Gelände; wir passierten zahlreiche Farmen und lichten Buschwald, der mit einer Menge wild wachsenden Kardamoms bestanden ist. Die An- wesenheit vieler Banjanghändler in Mfato und Eang läßt jedoch auch hier auf das Vorkommen von Gummi in den nahen Urwäldern mit Sicherheit schließen. Am 26. traf ich in Mamfe ein; zu meiner Freude lag auf dem Fluß eine Barkasse der Gesell- schaft Nordwest-Kamerun. In Mamfe traf ich die Bevollmächtigten der Gesellschaft, die Herren Jäger und Diehl, welche eben beschlossen hatten, die Anlage der Gesellschaft Nordwest-Kamerun in Mamfe bedeutend zu ver- größern, um stets genügend Tauschartikel für die Faktoreien in Biteku, Banjang usw. bereltzuhalten. Am 27. September folgte ich der Einladung, mit der Barkasse nach Ossidinge zu fahren. Die Expedition kam am gleichen Nachmittag auf dem Landwege auf der Station an. Auf die Bedeutung dieses so erschlossenen Ge- bietes für den Handel habe ich bereits an mehreren Stellen hingewiesen; wertvolle Produkte: Gummi, Ol und Kerne, Ebenholz sind vorhanden, es heißt also, dieselben zu verwerten. Es ist zu hoffen, daß die einzige im Croßdistrikte ansässige Firma, die Gesellschaft Nordwest-Kamerun, energisch an die wirtschaftliche Ausnutzung des nördlichen Croß- gebietes geht. Die geographischen Aufnahmen wurden durch den häufigen Regen, und die durchweg sehr schlechten Wege beeinträchtigt. Schutzbriese haben erhalten: der Häuptling Obie von Biteku und der Häupt- ling Kebadi von Bakumba. - Noch zwei Punlte möchte ich hervorheben: ich habe mit der Expedition keinen Fuß aus dem Be- zirk Ossidinge gesetzt (Tatosdorf in Toko wurde bis jetzt als neutrales Gebiet betrachtet), dagegen in dem Flusse Mo die gegebene natürliche Grenze der Be- zirke Fontem und Ossidinge gefunden; es gehören rechts vom Mo zu Ossidinge von Süd und Nord die Landschaften: Mbakum, Bakumba, Tschinta und Babe, links vom Mo zu Fontem die bis jetzt be- kannten Landschaften Toko und Kindem. Während der 18 tägigen Tour ist keine Feind- seligkeit zwischen der Expedition und den Einge- borenen entstanden, keine militärische Maßregel wurde notwendig. Ich beabsichtige nun Ende Januar eine dritte und letzte Reise in das nördliche Croßgebiet zu