216 Sekretär Guder besprochen hatte, eilte ich, nur mit eine neue Verhandlung wurde am folgenden Morgen ein= bis zweitägiger Ausrüstung versehen, zur Bahn, in Aussicht gestellt. wo ich mit dem 9½ Uhr vorm. abgehenden Zuge und zusammen mit der militärischen Verstärkung (1 Leutnant, 6 Unteroffiziere und 11 Mann) abfuhr mißtrauen. Da die Möglichkeit vorhanden, daß bereits die geftört war, hatte ich Der Missionar Diehl, nach seiner Ansicht über die Verhandlungen gefragt, gab an, daß kein Grund vorläge, den Eingeborenen zu Da die Telephonverbindung noch nicht gemäß der Verabredung mit Hereros offensiv vorgegangen seien oder doch während Oberrichter Richter-Windhuk ein Gespräch, teilte ihm des Tages einen Angriff ausführen könnten, gab ich das Erlebte mit und betonte besonders die weiteren dem Führer der Verstärkung — Leutnant a. D. Demonstrationsbewegungen und Ansammlungen der Groening — den Rat, von Teufelsbach an die Mannschaften nicht offen zu zeigen. Es wurden zu diesem Zweck von dem Eisenbahnbetriebsleiter Hennig bereitwilligst zwei Personenwagen gestellt, und zur Sicherheit, daß die Strecke von Okahandja bis südlich der beiden großen Brücken noch nicht ge- fährdet sei, wurde eine Maschine auf telegraphischen Antrag hin uns entgegengesandt. Ohne Belästigung seitens der Eingeborenen und ohne Störung auf der Bahn liefen wir mit dem Zuge, der mit großer Vorsicht sich vorwärts bewegte, in Okahandja gegen 2½ Uhr ein, nachdem wir die erwartete Lokomotive nicht südlich der Swakopflußbrücke, sondern an der Halte= oder Wasserstelle Osona (zwischen der Okahandja= und Swakopflußbrücke) angetroffen hatten. Auf dem Bahnhofe in Okahandja traf ich Distrikts- chef Zürn und mehrere bereits geflüchtete Ansiedler — Ziegler nebst Familie. — In Okahandja bestand schon eine starke Aufregung, was Herrn Zürn ver- anlaßt hatte, vom 10. zum 11. Jannar nachts zu alarmieren und die Feste durch Einziehung der Re- serven — besonders die Türme — militärisch zu besetzen. Meine nächste Aufgabe war nun, mit Samuel Maharero zu verhandeln, erfuhr jedoch, daß dieser gar nicht anwesend sei, sondern sich außer- halb Okahandjas aufhalte. Herr Zürn hatte bereits am Vormittag versucht, den anwesenden Kapitän Ouanja von Otiilkurume zu sich zu rufen, aber ohne Erfolg. Am Nachmittag jedoch, gegen 5 Uhr, erschien dieser, nachdem Zürn und ich ihm mehr als halbwegs auf dem Platze zur Eingeborenen-Werft entgegen- gegangen waren und er durch Vorboten sich über- zeugt hatte, daß wir nicht bewaffnet oder unter bewaffnetem Schutz kamen. Stehend wurden die Verhandlungen geführt, und zwar in Gegenwart des Missionars Diehl, der die Unterredung verdolmetschte. In glaubhafter Weise gab Ouanja an, daß Samuel im Felde noch beschäftigt sei mit Einziehung von Schulden und dergleichen, daß er aber erwartet würde; ebenso hörten wir, daß Assa Riarua sehr krank sei. Ferner teilte er mit, daß die großen Mengen Hereros aus dem Norden und aus dem Sandfelde nach Okahandja gekommen seien, um Kapitänsstreitigkeiten (bez. Salatiel und David- Waterberg) und Erbschaftsstreitigkeiten zu schlichten und daß das Mitbringen der Gewehre keinen be- sonderen Grund habe. Die Eingeborenen erinnerten selbst an den Schutzvertrag, und der Schluß der Verhandlungen lautete jedenfalls völlig friedlich und I I I Hereros. Herr Zürn beantragte Kriegsschiffs- verstärkung vom „Habicht". Wir und die weißen Bewohner Okahandjas hielten die Aus- sagen der Eingeborenen für fingiert, und mit Rücksicht auf die immer mehr wachsende Zahl der zuzlehenden Feldhereros blieben die meisten Weißen nicht in ihren Häusern, aus Angst vor einen Uberfall, sondern zogen sich in die Kaserne (Störmer — Wecke Voigts — nebst Familie) und zum Teil in das Bahnhofsgebäude (Denker und Diekmann nebst Fa- milien) zurück. Der Abend und die Nacht vom 11. zum 12. Januar verliefen ruhig. Eine Patrouille konfiszierte am Abend mehrere ungestempelte Ge- wehre. Erwähnt sei, daß Herr Missionar Eich- Waterberg in einem Briefe an Distriktschef Zürn keine Befürchtungen ausgesprochen hatte, die auf einen Aufstand schließen ließen. Ein Ansiedler, Nieth, welcher am 10. nachmittags vom Norden nach Okahandja gekommen war, wollte genau wissen, daß die Hereros einen solchen in großem Umfange an einem bestimmten Tage planten, und ein Ansiedler, Händler Leinhos, teilte uns am Abend des 11. Ja- nuar mit, daß nach den von ihm eingezogenen Er- kundigungen bei einer Hererofrau die Bewegung nur den Weißen gelte und daß der Schlag bald ausgeführt werden sollte. Nach dieser Mitteilung beantragte Zürn, das Maschinengewehr aus Windhuk zu schicken. — Voraus schicke ich, daß tatsächlich nach späteren Mitteilungen das Morden und Brennen im nördlichen Hererolande bereits am 11. Januar begonnen hat, und daß wahrscheinlich die Alarmierung der Feste Okahandja, die Besetzung der Türme sowie die Verstärkung von Windhuk den geplanten Überfall von Okahandia einen Tag verschoben haben. Eine Patrouille, Feldwebel Kühnel und zwei Mann (worunter Grundmann) und ein Eingeborener (Herero David), welche am 11. Januar, 5½ Uhr abends, behufs Warnung und Heranholung von Weißen nach dem Norden gesandt wurde, ist bis heute noch nicht zurückgekehrt. Am Abend des 11. Januar kam Oberarzt Dr. Maß von Karibib, welcher die Untersuchung der für den Südfeldzug eingezogenen Reserwisten vornehmen sollte. Nach seinen Mitteilungen war auf der Strecke Karibib — Okahandja noch nichts passiert, was auf einen Aufsstand schließen lassen konnte. Belm Abendessen hörte man einen Schuß, der jedoch von unserer Seite, und zwar von einem