Eindringlich habe ich die Eingeborenen auf die Vorteile der Olpalmenkultur hingewiesen und den Häuptlingen die Anlage besonderer Farmen zur Pflicht gemacht. Baumwolle fand ich nirgends, dagegen in drei Esakoidörfern einige Tabakpflanzen. Vor allem, um in solchen Fragen der Boden- kultur wie auf den zukünftigen der Verwaltung und Besteuerung erfolgreich und gerecht auf die Einge- borenen einwirken zu können, wird bei der zunehmen- den Ostausdehnung des Bezirks die Zusammenfassung der zerstreuten Bevölkerungsgruppen desselben Unter- stammes unter ein gemeinsames, geistig höher stehen- des Oberhaupt immer dringender. Auch ist es wünschenswert, daß in absehbarer Zeit die Stations- gerichtsbarkeit durch Einsetzung eines Eingeborenen- gerichts entlastet wird. Der Bajangweg führt auf seiner Endstrecke Me- baude—Ngumbagrenze über einige Höhen, deren Anstieg auch den schwatzhaften Eingeborenen ver- stummen und ihn hin und wieder einen pfeifenden Laut seiner Lungenarbeit ausstoßen läßt; mit ihrer Umgehung an der Hand der Wegeaufnahme habe ich den Unteroffizier Kröger beauftragt. Gleichzeitig erhielten einige Bajangdörfer, welche vor der schwie- rigen Instandhaltung dieser Wegestrecke schon vor längerer Zeit tiefer in den Busch zurückgewichen waren, Weisung, binnen sechs Monaten sich am Wege selbst wieder anzusiedeln. Ahnliche Verhältnisse wie bei den Bajang glaubte ich bei den Jenjok anzutreffen, habe aber in dem Häuptling von Mameuji die geeignete und allseitig geachtete Persönlichkeit gefunden. Auch hatte er sich, wie Asewolo, bislang auf der Station nicht blicken lassen und war über meinen unerwarteten Besuch aus noch weniger erwarteter Richtung ebenso über- rascht wie ich über Lage, Größe und Schönheit seines verfteckten Besitzes. Von Jem (Esakol) erreichte ich nach dreistündigem Wasser= und Sumpfmarsch das etwa 6 km südlich gelegene Dorf, dessen hohes Palaverhaus einen selten chönen Rundblick auf die Mameufji kesselförmig ein- schließenden Höhen gewährt. Hier fand ich in be- schaulicher Weltabgeschiedenheit Edimenko, den großen Jenjokhäuptling, wie Oundi ihn bezeichnet, mit seinen Leuten plaudernd im Palaverhaus sitzen. Angenehm überrascht war ich von der selbstbewußten Ruhe, mit der er, schnell gefaßt, mich begrüßte, und von seinen offenen Antworten auf meine Fragen. Die gegen Südosten, der Richtung der Station, wie eine Barri- kade vorgelagerte hohe Berggruppe, welche den Weg von Sonkot zu einer weiten Umgehung nach Westen zwingt, hatte er scheinbar als Fingerzeig genommen und auch seinerseits die Station immer in respekt- voller Entfernung umgangen, wenn er einmal seine südöstlich derselben sitzenden Brüder besuchte. Diese aber achten und hüten das Geheimnis solch klöster- licher Zurückgezogenheit ihrer Landsleute, um in Fällen der Not deren Gastfreundschaft beanspruchen zu 234 können. Nun einmal der Bann gebrochen war, er- widerte er meinen Besuch bereits am nächsten Tag, brachte reichlich Lebensmittel und ist auch noch vor Weihnachten hier auf der Station erschienen. Von den anderen hier ansässigen Unterstämmen nehmen noch hervorragendere Stellungen ein: bei den Jebai der Häuptling Manesang von Tjange, bei den Jengap Ebalendong von Mabai und den Jesombe Esamba von Angola. Die Hauptgruppen dieser und der weiter genannten aber sind — die Jebal ausgenommen — außerhalb des bereisten Gebietes ansässig. Sie kennen zu lernen, um darauf- hin über die Einsetzung von Oberhäuptlingen und die eventuelle Rückführung einzelner versprengter Teile Vorschläge machen zu können, habe ich für die nächst- monatige Bereisung ins Auge gefaßt. Gummiproduktion und Gummigewinnung. Oberleutnant Frhr. v. Stein berichtet über den Stand der Gummiproduktion im Schutzgebiete Kamerun und über die rationellste Art der Gummi- gewinnung von Kickriabäumen wie folgte Ich nehme voraus, daß die folgenden Be- merkungen sich zunächst nur auf die südliche Hälfte des Schutzgebietes und den aus der Kickxia elastica Preuss. gewonnenen Gummi bezlehen. Doch werden die Verhältmisse weiter im Norden, über die mir persönliche Anschauung fehlt, jedenfalls ähnliche sein. Betreffs des aus Landolphlen gewonnenen Kautschuks dürften Maßnahmen kaum mehr am Platze sein, da einmal die ursprünglichen Bestände durchweg infolge der Produktion durch Raubbau vernichtet sind, dann hat sich aber auch, laut Angabe sämtlicher auch nicht- deutscher Autoritäten (Schlechter und kongostaatliche Firmen), für die wild vorkommenden Landolphien ihres eigentümlichen Wachstums halber und infolge der schnellen Gerinnung ihres Micchsaftes eine Methode noch nicht gefunden, ohne Vernichtung der Pflanze eine lohnende Menge des fertigen Pro- duktes zu gewinnen. Ubrigens wachsen diese Lianen bis zu ihrer Anzapfungsfähigkeit derartig langsam nach, daß für die nächsten beiden Jahrzehnte eine Ausbeute des jungen Nachwuchses nicht in Frage kommen wird. Das, was man gemeinhin als Raubbau be- zeichnet, was die Verödung der gesamten Urwälder des Südens bis etwa an den 13. Grad heran an Gummipflanzen veranlaßte, was den kaoufmännischen Betrieb gezwungen hat, mit umfangreichen und kost- spieligen Neueinrichtungen immer weiter in das Inland vorzudringen, wurde nicht etwa, wie man vielfach annimmt, durch die in anderer Beziehung so auffälligen Auswüchse elner zu scharfen Konkurrenz, auch nicht durch das Bestreben der Eingeborenen hervorgerufen, auf mögllchst bequeme Weise das Produkt zu erzielen oder gar durch bezügliche, ge- wissenlose Instruktionen seitens kaufmännischer An-