über diese Reisen hat er vor kurzem in der Lon- doner Geographischen Gesellschaft berichtet. Seinen Ausführungen entnehmen wir folgende interessanten Schilderungen jener nördlichen Grenzgebiete unseres südwestafrikanischen Schutzgebiets: Phyfsikalisch läßt sich Angola in vier von Nord- osten nach Südwesten laufende Gürtel teilen. Der Küstenstreifen, der bei Loanda etwa 150, bei Mossamedes nur 40 bis 50 engl. Meilen breit ist, wird von einer wasserarmen, unfruchtbaren und ungesunden Steppenreglon eingenommen. Den nächsten etwa 100 Meillen breiten Gürtel bildet ein unweg- sames, waldiges Hügelland; die Flüsse führen zwar nur in der Regenzeit Wasser, trotzdem herrscht üppigste Vegetation. Fortwährend ansteigend, erreicht man ein etwa 4000 bis 6000 Fuß hohes Hochland. Dieses bildet den besten Tell des Landes. Eine dichte arbeitsame Bevölkerung mit Ortschaften von 3000 bis 4000 Menschen treibt ausgedehnten Feld- bau. Das Klima ist dort angenehm und erfrischend, Tropenkrankheiten kommen selten vor. Der Reisende bezeichnet es als ein herrliches „white man's country)“. Ostlich vom Kuanzafluß beginnt eine Niederung, dle von den Flußgebleten des oberen Zambesi und des Kassai gebildet wird. Sie wird als ein schwach bevölkertes, ungesundes Sumpfgebiet geschildert, dem der Bur mit Recht die Bezeichnung eines „hungrigen“ Landteils beigelegt habe. Besonders interessant sind Cuninghames Schil- derungen über die bisher wenig bekannte Landschaft Bihe, das Land der Ganguellas, sowie über die Völkerschaften am Kunene bis Humbe hinab, den südlichsten von ihm erreichten Punkt. Die Biheleute stammen nach ihrer Tradition von einem großen Jäger aus der Gegend jenseits Humbe, der die schöne Tochter des einheimischen Herrschers raubte und schließlich sich an dessen Stelle sezzte. Seine Genossen folgten seinem Beispiel und ver- mählten sich mit Töchtern des Landes. Die Bihe- leute zeichnet ein großer Unternehmungsgeist aus. Sie haben den gesamten Binnenhandel von Benguella an sich gerissen; tief aus dem Kongogebiet beziehen sie Kautschuk und vertreiben dorthin europäische Waren oder Erzeugnisse der Schmiedekunst ihrer Nachbarn, der Ganguellas. Während sich die Männer auf Handelszügen befinden, betreiben die Frauen aufs eifrigste den Mais= und Hirsebau. Im Ganguellagebiet fielen dem Reisenden be- sonders die wertvollen Holzbestände auf. Bäume von 50 Fuß Höhe und 12 Zoll Durchmesser waren etwas Gewöhnliches. Der Reichtum des Landes an Kautschuk sowie an Ackerbauprodukten ist sehr be- deutend. Die Bewohner genießen den Ruf, die besten Schmiede der Gegend zu sein. Sie sind friedliche, harmlose Menschen, die der Expedition jederzeit auf das freundlichste entgegenkamen. Ruinen festungs- ähnlicher Bauten, ähnlich den bekannten Uberresten in Rhodesia, sollen sich unweit des Kubango befinden. 266 Auf seinem Weitermarsch nach dem Süden be- suchte Cuninghame die verschiedenen Kunene-Völker- schaften. Bei dem sonst von Weißen gefürchteten Hangara, dem Häuptling von Dongulla, fand er freundliche Aufnahme. Dieser brandschatzt in völliger Unabhängigkeit die benachbarten Stämme. Das nächste portugiesische Fort Kiteve ist bereits seit 15 Jahren ohne Garnison. Erst in Humbe findet sich eine Besatzung. Die Humbeleute fielen dem Reisenden durch ihre vornehme Haltung auf. An dieser Stelle erreichte Cuninghame seinen südlichsten Punkt und kehrte in nordwestlicher Richtung zur Küste zurück. Britisch= Sentralafrika. Die Verwaltung des Protektorats Britisch- Zentralafrika, welche bisher dem Auswärtigen Amt (Foreign Office) unterstand, ist seit dem 1. April k. Js. auf das Kolontalamt (Colonial Osffice) übergegangen. Derschiedene Witteilungen. Ronferenz über Tierseuchen in Bloemfontein nach einem Bericht des Raiserlichen Generalkonfuls in Rapstadt. Die Diskussion wurde nach Erledigung des Hauptgegenstandes, der Rinderpest, auch auf das afrikanische Küstenfieber sowie Lungenseuche unter Rindern, Tuberkulose, Rotz, Krätze bei Pferden, Eseln und Mauleseln, Schweinefieber, Tollwut, Lymphangitis, Maul= und Klauenseuche und Räude bei Schafen ausgedehnt. Rinderpest bildete die erste Nummer des Pro- gramms. Es wurde festgestellt, daß Rinderpest da- mals nur noch vereinzelt in Deutsch-Südwestafrika und in dem politisch der Kolonie Natal angegliederten Zululande vorhanden war; inzwischen ist allerdings von der Natalregierung ein neuer Ausbruch von Rinderpest in der Stadt Vryheid — früher zu Südtransvaal gehörig — von der Regierung in Pietermaritzburg gemeldet worden. Es wurde von allen Vertretern der verschiedenen Kolonien aus- drücklich betont, daß die gänzliche Ausrottung der Rinderpest in Südafrika unbedingt angestrebt werden müsse. Während der reinen Gallenimpfung volle Gerechtigkeit zu teil wurde und ihre Nühzlichkeit namentlich bei Massenerkrankungen, wie sie beim ersten Auftreten der Epidemie stattfanden, betont wurde, wurde fast allgemein zur schnellen Bekämpfung sporadischer Ausbrüche die Serumtheorie empfohlen. Namentlich bekannte sich auch Geheimrat Koch dazu, insofern es möglich sei, starkes Serum in genügender Menge zu erhalten. Er empfahl, daß zu diesem Zweck für die nächsten Jahre stets mindestens 10 000 Dosen zu 100 cem von jeder Regierung gehalten werden müßten. Geheimrat Koch sprach sich sowohl