7.— sich herum, daß die Expeditlon nicht nur keinen Krieg bedeutete, sondern ein prompt zahlender Ab- nehmer der Verpflegungslieferungen sei —, kurz die anfänglich sehr scheue Bevölkerung stellte sich wieder in ihren Heimstätten ein und es ist tatsächlich nur in einem einzigen Nachtquartier keine freiwillige Fühlung mit den Eingeborenen gewonnen worden. Je weiter nach Westen, desto mehr schwanden die Zeichen der Furcht bei den Eingeborenen. Hatte die Expedition bisher während des Tages- marsches alle die durchschrittenen Dörfer fast aus- nahmslos leer gefunden und nur beim Ubergang zur Ruhe durch sorgfältige Bemühungen die Beziehungen zu den Einwohnern anknüpfen können, so änderte sich das Bild jetzt zu ihren Gunsten. Die Leute blieben ruhig in ihren Hütten und sahen dem Durch- marsch mit dem dem Neger eigenen Gleichmut zu. Von beiden Ufern des Njong erschienen Häuptlinge, die Ausweise der Station Lolodorf vorzeigten; aus Brocken von Neger-Englisch, mit denen die Ein- geborenen gelegentlich herauskamen, merkte man den Einfluß der Händler; es erschienen Händler aus Dehane und Klein-Batanga; kurz ich gewann den Eindruck, daß ein weiteres Vorgehen nach Westen in dieser unmittelbaren Nähe des Flußlaufs kein weiteres Ergebnis haben konnte, als was ich schon jetzt als für festgestellt halten mußte, nämlich, daß diese Gegenden flußabwärts völlig friedlich und längst durch den Handel bearbeitet seien. Ich glaubte deswegen Zeit und Kosten zu sparen, wenn ich den Weitermarsch nach Westen in dieser Breite aufgab und nördlich die große Straße Jaunde—Edea zu erreichen suchte. Hierzu be- stimmte mich ferner noch der Umstand, daß ich den Schauplatz Dominik — Stettenscher Kämpfe, die sich wohl durch das ganze Bakokogebiet hingezogen haben, wenigstens berühren und vor allem mich möglichst bald mit dem Bezirksamt Edea in Ver- bindung setzen wollte. An dieses hatte ich seiner- zeit noch von Duala aus das Ersuchen gerichtet, mir die Angaben über etwa noch rebellische Stämme auf dem Wege über Jaunde nach dem Widemungo- gebiet zu senden. Da die Expedition aber wider arten nun schon von Lolodorf auf Edea ab- gebogen war, so hatten mich erklärlicherweise die Mitteilungen des Bezirksamts nicht erreicht. Am 2. Februar 1904 erreichte die Expedition die große Straße Jaunde—Edea, die an dieser Stelle breit im Urwald ausgeschlagen und als wichtiger Verkehrsweg deutlich erkennbar ist. Als Zeichen des Verkehrs passierten im nächsten Nacht- lager in westlicher Richtung 2 Karawanen der Firma John Holt, die Waren nach weiter östlich gelegenen Faktoreien gebracht hatten und nun Larbesserzeugnlsse und billige Lebensmittel zur Küste eförderten. Am 4. Februar wurde ein Ort der Arschstraße von einem altgedienten Soldaten mit b icherheit als Schauplatz von Patrouillengefechten e! dem Marsch Dominiks von Jaunde durch das 287 Bakokoland erkannt. Aus Aussagen von Landes- einwohnern wurde festgestellt, daß der Ort, in dem Dominik damals den größten Teil seiner Lasten verbrannt habe, unweit südlich der Marschstraße gelegen sei. Zu irgendwelchen Vergeltungsmaßregeln habe ich mich bei dem nunmehr völlig friedlichen Verhalten der Bevölkerung nicht veranlaßt gesehen. Die Verbindung mit dem Bezirksamt Edea wurde nun, da ein sicherer Weg vorhanden war, sofort durch Entsendung eines Boten in die Wege geleitet. In kleinen Märschen rückte die Expedition in Richtung auf Edea nach, machte dann an der Straße an einer Stelle halt, von wo eine bequeme Ver- bindung nach Norden zum Sanaga (Mpim, Sakebajeme) vorhanden war, und wartete auf Nach- richt aus Edea. Zur besseren Verständigung sandte ich einen Offizier nach Edea und ließ den stellver- tretenden Bezirksamtmann um eine Zusammenkunft ersuchen. Am 9. Februar traf der stellvertretende Bezirksamtmann, Oberleutnant Hirtler, bei mir im Lager der Expedition ein. Die Besprechungen be- schränkten sich im wesentlichen auf die Babimbi- angelegenheit. Betreffs der übrigen Stämme ist seltens des Bezirksamts ein Einschreiten der Ex- pedition nicht für erforderlich erklärt worden. Über die Babimbis erfuhr ich, daß die Rdogo- nemis — dies ist derjenige Babimbistamm, der über- haupt nur unbotmäßig gewesen ist — um Frieden gebeten hatten, daß aber weder Strafarbeiter gestellt noch die Wiedereinsetzung des vertriebenen Häupt- lings Muaha, der seinerzelt den Missionar Greule aus dringender Lebensgefahr gerettet hatte, durch- gesetzt sel.. Ich halte es für meine Aufgabe, hier einzugreifen, und werde deswegen in den nächsten Tagen den Marsch in das Babimbigebiet antreten. Mit der Erledigung der Babimbiangelegenheit würde ich die Aufgabe der Expedition für erledigt ansehen. Gegen die übrigen Bakokostämme halte ich mili- tärische Maßnahmen nicht für angezeigt. Die Wege im Bakokolande sind an einzelnen Stellen von den Eingeborenen selbst recht sorgfältig gereinigt und gut gangbar. Der weitere Ausbau des Wegenetzes, zunächst wohl in der Durchlegung einiger größeren Verkehrsstraßen bestehend, wozu in der streckenwelsen Reinigung des Weges Edea— Jaunde schon ein bescheidener Anfang vorhanden ist, kann mit der Bereisung des Bezirks verbunden werden. Der Charakter des durchquerten Geländes ist von dem Bezirk Lolodorf wenig unterschieden. Im Gebiet der Ngumbas überwogen Buschwald und buschiges Gestrüpp die vorhandenen bebauten Stellen. Von Lolodorf steigt das Gelände in nordsstlicher Richtung noch um ein geringes. Der Niong ist an der Übergangsstelle tief eingeschnitten, die Rand- hügel liegen etwa 100 m über dem Flußbett, dessen absolute Höhe aber immerhin noch etwa 550 m beträgt. Hieraus und aus der verhältnismäßig geringen Entfernung dieser Stelle vom Meere