297 — Jahresbericht der Handelskammer in Barmen. Die Handelskammer in Barmen bespricht in ihrem Jahresbericht für 1908 die Baumwollanbau- versuche in den deutschen Kolonien, indem sie ausführt: „Die im Jahre 1903 auf dem Baumwollmarkt von Spekulanten in Szene gesetzte Hausse gab dem Deutschen Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee, welchem die hiesige Handelskammer als Mitglied angehört, Veranlassung, den Versuchen zum Anbauen von Baumwolle in unsern Kolonien erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden und mit Vorschlägen für einen ver- stärkten Anbau dortselbst vor die Interessenten zu treten... Zur Durchführung des vom Kolonial= Wirtschaftlichen Komite ausgelegten Programms sind erhebliche Mittel erforderlich, an deren Beschaffung sich eine Anzahl hiesiger Interessenten mit ent- sprechenden Zeichnungen beteiligt hat. Bis diese — leider viel zu spät angestellten — Versuche und eine daraufhin vielleicht zu unternehmende aus- gedehntere Kultur elnen nennenswerten Einfluß auf die Baumwollpreise ausüben können, vergehen natürlich Jahre. Die bisherige Unterlassung rächt sich bitter. Sowohl die deutsche Baumwollindustrie wie Reich und Staat haben die Bedeutung der Frage zu spät erfaßt. Es handelt sich hier um eine volkswirtschaft- liche Frage allerersten Ranges, zu deren Lösung große Opfer nicht gescheut werden dürfen.“ Auch in dem Jahresbericht der Pfälzlschen Handels= und Gewerbekammer für das Jahr 1903 wird dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß in unsern überseelschen Besitzungen der Baumwollanbau so rasch wie möglich ausgedehnt werden möge, um dadurch die deutsche Baumwollindustrie von Amerika unabhängig zu machen. Titeratur. Kriegskarte von Deutsch-Südwestafrika 1:800 000: Blatt Windhuk. Dritte auf Grund neu eingegangener Materialien ergänzte Ausgabe April 1904. Preis in Umschlag Mk. 1.—. Nach der Drucklegung der zweiten Ausgabe des Blattes Windhuk der Kriegskarte in 1: 800 000 ging bei der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amts eine Reihe von Berichten und Skizzen von Beamten, Offizieren (Wauemann, Streitwolf, Bottlin u. a. m.) und Missionaren (Bernsmann, Eich, Iree, Richmann) ein, die namentlich für den mittleren Teil des Kartenblattes wertvolle Ergänzungen brachten und die bei der Wichtigkeit der militärischen Vor- gänge gerade in dlesem Gebiet die Neuherausgabe des Blattes Windhuk notwendig machten. Praktische Suaheli-Grammatik nebst einem Deutsch-Suaheli-Wörterbuch von Prof. Dr. C. Velten, Professor des Suahell am Seminar für orlentalische Sprachen der Friedrich-Wilhelms- Universität, Berlin. Berlin 1904. Verlag von Wilhelm Baensch. - DieSuahellfprache,dielingnskkancadekDstr küste Afrlkas, ist von jeher von Sprachforschern aller Nationen studiert worden. Abgesehen von den grund- legenden Arbeiten der Missionare Krapf und Reb- mann, die sich mit dem echten Alt-Suaheli, wie es heutzutage höchstens noch bei Lamu gesprochen wird, befaßten, sind auch von dem heutigen klassischen Suaheli, dem Kl-Unguja, d. h. dem Dialekt der Einwohner von Sansibar, mehrere hervorragende Grammatiken geschrieben worden; ich erinnere z. B. an die ältere des englischen Bischofs Steere und die neuere von St. Paul-Illaire. Leider sind diese umfangreichen und wissenschaftlich gehaltenen Werke für den, der die Sprachen erst lernen will, zu ge- lehrt und schrecken ihn daher ab; sie eignen sich mehr für den, der die Sprache aus der Praxis schon be- herrscht und sich nun auch die Feinheiten der Syntax aneignen will. Leichtfaßliche und kurze Anleltungen zum Erlernen des Suaheli zu schreiben, ist zwar mehrfach versucht worden, besonders in der ersten Zeit unserer Besitzergrelfung Deutsch-Ostafrikas, aber diese Arbeiten waren meist nur ziemlich wahllose Auszüge aus vorhandenen größeren Grammatiken, zusammengestellt von solchen, die selber die Sprache nur oberflächlich beherrschten. Es ist daher mit Freude zu begrüßen, wenn ein so hervorragender Kenner des Suaheli, wie Professor Dr. C. Velten, sich entschlossen hat, einen für Anfänger berechneten, aus der Praxis für die Praxis geschriebenen und doch auf gediegener wissenschaftlicher Grundlage beruhenden Leitfaden herauszugeben. Von der Syntax ist hier nur das angegeben, was zum Verständnis des Aufbaues der Sprache notwendig ist, und dieses ist so klar und einfach dargestellt, daß es auch dem wissenschaftlich nicht vorgebildeten Schüler einleuchten muß. Ge- spräche, wie sie in Wirklichkeit draußen im Schutz- gebiete zwischen Weißen und Negern täglich vorkommen, sind in die einzelnen Kapitel der Grammatik verstreut. Besondere Sorgfalt ist auf die Aussprache verwendet; um die Wörter, die aus dem Arabischen stammen — und das sind recht viele — besonders zu kennzeichnen und ihnen zu einer richtigen Aussprache zu verhelfen, sind für die gutturalen Gaumen= und Kehllaute be- sondere Konsonantenzeichen eingeführt worden. Es kann Jedem, der nach Ostafrika reist, dringend empfohlen werden, das Büchlein als guten Freund in der Tasche zu tragen und sich sowohl schon wäh- rend der Dampferreise als auch während des ersten Aufenthalts im Schutzgebiete mit seinem Inhalt ver- traut zu machen. Hoffentlich läßt Prof. Dr. Velten dieser Arbeit bald ein Lesebuch des Suaheli für Anfänger folgen! Von den „Berichten über Land= und Forst- wirtschaft in Deutsch-Ostafrika“", herausgegeben vom Kaiserlichen Gouvernement von Deutsch-Ostafrika (Biologisch-Landwirtschaftliches Institut in Amand), V 87