besten wirkenden Pfluges scheint, soweit bisher Er- fahrungen gemacht sind, der schwere, 8 Zoll tief greifende und eine aufgelockerte Erdschicht von 12 Zoll Mächtigkeit herstellende sogen. „Straßenpflug“, der auf der Station Grootfontein angewendet wird, zu sein. Mit einem solchen Pfluge hat der Farmer Schulz in Olifantfontein auf einem Maisfelde, das nach der Bestellung nur noch 70 mm Regen erhielt, seiner Angabe nach noch eine hinreichende Ernte erzielt, während anderwärts bei Bestellung des Ackers mit flacher greifenden Pflügen in analogen Fällen die Pflanzen vor der Reise aus Feuchtigkeitsmangel im Boden zugrunde gingen. Es läßt sich demnach hier dieselbe Beobachtung machen, wie beispielsweise in Anatolien und Südrußland: die tiefergrelfende Auf- lockerung des Ackerbodens mit zweckentsprechenden Pflügen schafft ein so sehr verstärktes Aufsaugungs- und Haltevermögen des Erdreichs gegenüber der atmosphärischen Feuchtigkelt, daß Gebiete, die unter primitiverer Bearbeitung (z. B. mit dem burischen Transvaalpflug) als gar nicht oder nur sehr unsicher bestellbar erscheinen, sich als durchaus produktions- fähig erweisen. Daß auch mit leichterem Ackergerät durch mehrmaliges Umpflügen ähnliche gute Resultate erzielt werden können, soll übrigens durch das Ge- sagte nicht bestritten werden, nur wird es zu einer solchen Bestellungsweise in der Regel durchaus des deutschen Bauernfleißes bedürfen. Steht nun auf der einen Seite durch die vor- stehend geschilderten Ackerbauverhältnisse der Groot- fonteiner Distrikt in seinen zur Zeit wichtigsten Teilen wirtschaftlich durchaus unter Bedingungen, die von den im mittleren und südlichen Teile der Kolonie herrschenden fundamental verschieden sind und kann nur die Anerkennung und praktische Berücksichtigung dieser Tatsache zu einer gedeihlichen Entwicklung dieses Landesteils führen, so gibt es auf der andern Seite doch Momente, die ihn wirtschaftlich auf dieselbe Linie mit den meisten übrigen Landesteilen stellen. Vor allen Dingen ist das Grootfonteiner Gebiet insofern mit dem größeren Teile Südwestafrikas eine natürliche wirtschaftliche Einheit, als es gleichfalls in außerordentlichem Maße die Bedingungen zu einer exkensiven Viehwirtschaft darbietet. Eine solche wird in der Regel durchaus mit dem Ackerbau, der ohne- hin durch die Natur fast ausschließlich in den kleine- ren Teil des Jahres, November bis März, verwiesen wird, zusammen betrieben werden müssen. Malsbau in solchem Maßstabe, daß der Unterhalt einer An- siedlerfamtlie, zumal bel wachsender Mitgliederzahl und einigermaßen steigenden Lebensansprüchen, allein auf ihn gegründet werden könnte, würde erstens größere Anlagekapitalien und prinzipiell andere Wirt- schaftsformen bedingen, als diejenigen sind, mit denen man zunächst bei der Besiedlung des Landes durch deutsche (oder burische) Auswanderer rechnen kann. Es würde zweitens den Ansiedler mit dem Risiko belasten, daß seine Farm bei Mißernten, wie solche durch exzeptionelle Dürre und Heuschrecken dazwischen 362 —. zweifellos zu erwarten sind, völlig ertraglos bleibt. Drittens aber, und das ist in jedem Falle entscheidend, kann eine rationelle Wirtschaft in Südafrika, wenn man vom reinen Gartenbau und ähnlichem absieht, weder unter dem Gesichtspunkte der Notwendigkeit zahlreichen Zugviehs, noch des erforderlichen Dunges, noch des starken Fleisch= und Milchbedarfs, noch der allgemeinen steigenden Nachfrage nach Schlachtvieh innerhalb und außerhalb der Grenzen des deutschen Gebietes ohne einen starken Bestand an Groß= und- nach Möglichkeit auch von Kleinvieh gedacht werden. Der Unterschied zwischen dem Grootfonteiner und dem übrigen südwestafrikanischen Gebiet besteht also darin, daß die wirtschaftliche Existenz des Ansiedlers hier lediglich auf die Vlehzucht, dort aber auf die rationelle Verelnigung von Vieh= und Ackerwirtschaft gegründet erscheint, wobei ich die Frage der sogenannten bäuer- lichen Kleinsiedlungen in den zentralen und südlichen Landschaften, als eine besondere Untersuchung er- fordernd, hier absichtlich bei Seite lasse; ebenso auch. verschiedene Möglichkeiten, die sich im Süden im Gefolge größerer Minenfunde etwa ergeben könnten. Indes die tatsächliche Entwicklung des Groot- sonteiner Ansiedlungsgebietes wie des gesamten Distrikts in der angedeuteten — man darf sagen hoffnungsvollen — Richtung hängt neben und über allem bisher Gesagten von der Erfüllung einer ab- soluten und fundamentalen Voraussetzung ab, ohne welche Erfüllung statt des Gedeihens nur eine kümmer- liche und sicher unbefriedigende Entwicklung in Aus- sicht steht. Diese Bedingung besteht in der Schaffung einer nicht unbedeutenden Anzahl bisher nicht vor- handener offener Wasserstellen im Lande bezw. in der zweifellosen Feststellung, daß solche Wasserstellen für die Gewlnnung von Trink= und Tränkwasser von den Farmern selbst auf den von ihnen erworbenen Plätzen ohne unverhältnismäßige Opfer werden auf- gemacht werden können. .Aus geologischen Gründen, deren nähere Er- örterung Sache fachmännischer Darstellung sein müßte, besteht hier die auf den ersten Blick merkwürdige Tatsache, daß trotz einer jährlichen Gesamtregenmenge, die, soweit man bisher urteilen kann, im Durchschnitt hinter derjenigen Mitteleuropas kaum zurücksteht, bald nach dem Aufhören der Regenzeit alles oberirdisch fließende Wasser verschwindet, teils sich verläuft, teils in den Boden sickert, teils verdunstet, und nur an wenigen Punkten, und auch an diesen nur in relativ dürftiger Quantität, Quellen, die dauernd fließen oder perennierende offene Wasserstellen vorhanden sind. Man darf als sicher annehmen, daß der bei weitem größte Teil der niedergegangenen Wassermassen un- mittelbar beim Regenfall oder bald danach in den Boden eindringt und sich dort in einer vorläufig noch unbekannten (wahrscheinlich sehr bedeuten- den) Tiefe, den beiden Hauptabdachungsrichtungen des Landes folgend, fortbewegt: westwärts gegen das Meer hin und ostwärts in die große Kalaharide- pression hinein, ein Tell vielleicht auch nordwärts