10 000 000 Ballen Baumwolle ergeben. Billige Arbeitskräfte würden für die Kultivierung zu haben sein; die Gesamtbevölkerung beträgt etwa 20 000 000 Einwohner — in Nord-Nigeria allein wenigstens 10 000 000 Eingeborene. Die meiste in den Vor- jahren aus Westafrika ausgeführte Baumwolle war von roher Beschaffenheit, mittelmäßig lang und schwer an den Markt zu bringen; vorzugsweise wurde sie zum Vermischen mit Wolle verwendet. Die Anbauversuche in Sierra Leone waren günstiger, eingesandte Proben kennzeichneten sich als weiß und seldenartig sowie von feiner und schöner langer Faserung. Die Aussichten, zu denen das westafrikanische Gebiet in vollstem Maße berechtigt, sind außerordentlich günstig. Die Kolonie Gambia umfaßt nur Anbauflächen von geringer Bedeutung. Die Anbauversuche waren aber recht zufriedenstellend; für die Eingeborenen, die sich zur Zeit ausschließlich mit dem Anbau von Erdnüssen befassen, würde die Einführung der Baum- wollkultur von großem Nutzen sein. Der Gambia-= fluß, der in seinem größten Teil für schmale Dampfer schiffbar ist, würde zudem eine billige Abfuhr er- möglichen. Die besten Aussichten für eine Baumwollkultur von allen englischen Besitzungen in Westafrika hat wohl die große und stark bevölkerte Kolonie Sierra Leone. Verschiedene Anbauversuche sind bereits ge- macht worden, und es steht nunmehr zu erwarten, daß bereits in der nächsten Saison ein größerer Landstrich in Kultur genommen werden wird. Die Goldküste ist im allgemeinen zur An- pflanzung von Baumwolle sehr geeignet, dagegen sind die Löhne durch die Errichtung von Goldminen sehr gestiegen; im westlichen Teil der Kolonie werden überhaupt keine Arbeitskräfte zu beschaffen sein. Im östlichen Teil der Kolonie liegen die Verhältnisse in- dessen günstiger. Die Erfolge, die landwirtschaftliche Betriebe in dieser Kolonie erzlelt haben, sind an der Kakaoausfuhr deutlich zu erkennen. Diese früher gänzlich unbekannte Kultur stieg von 156 000 lbs im Jahre 1897 auf 5 000 000 lbs im Jahre 1902, dabel bildet das Palmöl den Hauptausfuhrartikel des Landes. Es ist also zu hoffen, daß auch der Baumwollanbau schnell heimisch werden wird. Neben dem Voltafluß kommt die Eisenbahnlinie von Accra nach Kpong als Transportweg sehr zustatten. In dem deutschen Schutzgebiet von Togo sind die ersten modernen Versuche mit der Einführung einer Baumwollkultur auf wissenschaftlicher Grund- age gemacht worden. Das Unternehmen begann im ahre 1901 und war von vornherein auf einer ge- sunden und wissenschaftlichen Basis ausgebaut. Eine große Menge von erzleherischer Arbeit war notwendig, und alle möglichen Versuche sind angestellt worden, sowohl durch Vermischen und sonstige Bearbeitung es Samens als auch mit Düngemitteln und Sicher- beitzmaßnahmen gegen die Tisetsefliege usw. 373 Die Resultate dieser wissenschaftlichen Unter- suchungen wurden der „British Cotton Growing Association“ in freigebigster Weise zur Verfügung gestellt, auch bestehen die besten gegenseitigen Be- ziehungen. Es wird in der Quelle als anerkannte Tatsache bezeichnet, daß England und Deutschland beim Baumwollbau zur Zelt gemeinsame Interessen haben und auf eine gegenseitige Unterstützung an- gewiesen sind. Die günstigsten Aussichten eröffnen sich für die Kolonien Lagos, Süd= und Nord-Nigeria. Die großen Länderstrecken eignen sich vortrefflich zum Anbau von Baumwolle, und durchweg slehen ge- nügende Arbeitskräfte zur Verfügung. Eine Ver- längerung der Eisenbahnstrecke von Ibadan nach Ilorin würde das sehr wertvolle Hinterland von Lagos erschließen. Außerdem gestattet der Nigerfluß eine billige Abfuhr der geernteten Baumwolle. ge'tvFF Titrratur. Die Tiere der Erde, von Prof. Dr. W. Marshall. 28. bis 32. Lieferung. Stuttgart. Deutsche Verlags-Anstalt. Hiermit ist der zweite Band des anerkannt vortrefflichen, in 50 Lieferungen à 60 Pf. erschei- nenden Werkes vollständig geworden, wobei nochmals darauf hingewiesen werden soll, daß sämtliche Ab- bildungen nach photographischen Aufnahmen lebender Tiere hergestellt wurden. ###cy###s#yn Titeratur-Perzeichnis. Rangliste der Kaiserlich deutschen Marine für das Jahr 1904. Nach dem Stande vom 17. Mai 1904. Verlag von E. S. Mittler & Sohn, Berlin. Preis: geh. Mk. 2.50, geb. Mk. 3,25. „Mußte es sein?“ Briese aus Deutsch-Südwestafrika von einem der ersten Opfer des Herero-Aufstandes. Verlag von Friedrich Rothbarth, München. Preis: geheftet Mk. 3,—, gebunden Mk. 4,—. v. Knebel-Doeberiß, Hugo: Besteht für Deutsch- land eine amerikanische Gefahr? 1904. Mk. 2,—. Verlag von E. S. Mittler & Sohn, Königliche Hofbuch- handlung, Berlin.