— 412 nosoma vivax konnte ich dagegen bis jetzt noch keine Differenzier ung nach Geschlechtern im Tierblut feststellen. Es. erkrankten nun Schafe an Infektion mit den schlankeren Trypanosomen, nachdem sie eine Infektion mit den plumperen Trypanosomen bereits überstanden. Es ist diese Feststellung von der allergrößten Bedeutung. Sie bedeutet nichts anderes, als daß in einem Lande, in welchem zwei verschiedene Trypanosomen vorkommen, gegen beide immunisiert werden müßte, wenn praktische Resultate erzielt werden sollen. Es wurden folgende Methoden versucht, um das Wesentliche hervorzuheben: 1. Impfung der gesunden Sauglämmer mit Blut von chronisch kranken Tieren, nachdem diese Methode mir bei der Tiermalaria der Rinder in Deutschland ausgezeichnete Resultate ergeben. Sie scheint jeden- falls sehr aussichtsvoll zu sein. 2. Impfung der Tiere, nachdem sie schon eine natürliche Infektion überstanden, mit iufiziertem, tsetsehaltigem Blute, um die Resistenz der bereits einmal natürlich infiziert gewesenen Tiere zu stärken. Es zeigte sich nämlich, wie schon erwähnt, daß auch von der natürlichen Tsetseinfektion scheinbar ge- nesene Tiere noch nachträglich bei interkurrenten Schädlichkeiten an rezidivierender Tsetse eingehen können. 8. Spätere Versuche mit Serum von Tieren, die die natürliche Infektion überstanden hatten, Tieren einzuspritzen, die 3 natürliche Infektion hatten, b) künstlich infizlert wurden, J) die der möglichen Infektionsgefahr erst aus- gesetzt werden mußten. Dasselbe war beabsichtigt bezüglich des Serums von Tieren, die auf künstliche Impfung mit Tsetse- blut nicht reaglerten, die also wahrscheinlich bereits in der Jugend natürliche Tsetseinfektion erlangt und dadurch weitgehende Immunität. Die unter 3 erwähnten Versuche waren resul- tatlos, konnten aber nur in so ungenügender Zahl angestellt werden, daß ein abschließendes Urteil unmöglich ist. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß man dem Problem der Immunisierung gegen Tsetsekrankheit den größten Dienst erweist durch strengste Kritik gegen die eigenen Resultate. Von der geistvollen von Koch angegebenen Methode Dr. Schillings, mit durch Passagen durch den Körper von anderen Tieren, Gänsen usw. abgeschwächten Tsetseparasiten eine schwache, künstliche Infektion zu erzielen, mit folgender Immunisierung gegen eine natürliche In- fektion sah ich ab, um keine Zersplitterung der Arbeit herbeizuführen, und da ja diese Methode von Herrn Schilling selber weiter verfolgt wurde. « C. Weitere praktische Resultate aus dem Vorstehenden, welche ergeben, daß das Problem der Viehversorgung in Kamerum durchaus zu lösen ist. 1. An Schafen, Ziegen, Schweinen und Hühnern könnte jeder Ort trotz Tierkrankheiten genügend für den lokalen Bedarf produzieren bei Beseitigung der Mißstände. cfr. unter B. 1 bis 5. Es kann daher meine Forderung, daß jeder weiße Angestellte bei den Firmen mindestens sieben- mal wöchentlich frisches Fleisch (und Gemüse) statt Präserven erhält, durchaus durchgeführt werden. efr. den bezüglichen Antrag. 2. Das von mir besuchte Gebirgsland von Ba- kossi, Ninong, Elong und mit Sicherheit auch wohl das weitere Hinterland bis Fontem und weiter im Inneren ist allein imstande, bei Beseitigung der Mißstände, cfr. B. 3 bis 5, mindestens das Zwanzig- fache der bisherigen Produktion an Vieh, besonders an Rindern, zu erzeugen. Es kann nicht nur der Bedarf ganz Kameruns gedeckt werden, sondern auch eine Ausfuhr nach anderen Teilen der Küste erfolgen. Strebsamen, intelligenten deutschen Landwirten dürfte sich hier später ein besonderer Erwerb eröffnen. Bedingung ist vorherige, wenn irgend möglich friedliche Pazi- fizierung des Landes, soweit es noch unbekannt ist, und Errichtung einer Station in Ninong mit Stütz- punkt in Nyanza. 3. Die Erbauung einer Bahn bis ins Gras- land und weiter macht eine Immunisierung des aus dem Innern kommenden Vilehes gegen Tsetse nicht mehr absolut nötig, da das Vieh wie in Lagos in kurzem von dem Produktionsgebtet in das Kon- sumtionsgebiet gelangt. Außerst wünschenswert bleibt natürlich eine wirksame künstliche Immmunisierung. 4. Bei Fehlen der Bahn ist das Vieh aus dem Hinterlande längs der Gebirge von Adamaua direkt bis in die Nähe von Mbule oder Ngab in Bakossi zu treiben, dort einige Tage in tsetsefreier Gegend zur Erholung zu lassen und dann in zwel Tagen via Lum und NRNfun, wo Weideplätze und Unter- stände zu errichten sind, nach Nyanga zu treiben. Von dort per Boot nach Duala in 1 bis 1½ Tagen zu schaffen. Der Weg von Bakossi nach Nyanga ist durch die Eingeborenen umgehend zu relnigen. Der Dibombefluß von Nyanga bis Wuri ebenfalls, wenn möglich, noch in dieser Trockenzeit. Während der Flußfahrt Schutz der Rinder gegen Stechfliegen durch Bestreichen mit Pfeffermünzöl eventl. auch mit leinenen anknöpfbaren Zeugbezügen. 5. In Duala ist eine Schlachtstelle auf Pfählen im Wurt zu errichten, desgleichen ein Unterstands- raum für angetriebenes Vieh, dem mindestens ein Ruhetag vor dem Schlachten zu gewähren ist. 6. Von Duala aus kann das angetriebene Vieh bei passendem Dampferanschluß nach allen Küsten- plätzen verladen werden.