— 630 schmackooll geordneten Gruppen zusammengestellt. Große Schlingpflanzen zogen sich von Baum zu Baum, oft eine undurchdringliche grüne Laubmasse bildend. Stattliche Exemplare von Hundsaffen be- lebten das Bild und flüchteten mit Gebell, sobald die Karawane in die Nähe kam. Etwa zwei Stunden lang folgten wir nun im allgemeinen dem Laufe des Bololet aufwärts, bis wir die von den Wanderobbo Marti genannte Wasserstelle erreichten. Gewaltige Granitwände faßten große Teile des tlefeingeschnittenen Flußbettes ein, große Granitblöcke bedeckten die Sohle, zwischen und auf ihnen stand in großen Mengen schönes und spiegelklares Wasser. Daß auch diese Wasserstelle beständig von Tieren aller Art aufgesucht wird, bewiesen die vielen frischen Fährten in dem Flußsande. Auch fanden wir im Flußbett die Überreste eines vielleicht zwei Tage vorher von einem Löwen geschlagenen Wasserbockes. Da der Löwe zu der von ihm geschlagenen Beute zurückzukehren pflegt, so stellte ich abends meine Löwenfalle auf. Bei einer etwa zwei Stunden dauernden Streife um das Lager in den Nachmittagsstunden sah ich verhältnismäßig wenig Wild. Dieses zieht für den Aufenthalt bei Tage die freie und offene Steppe vor, well es in ihr nicht so leicht vom Jäger wie vom Raubwild überrascht werden kann. Die Nacht war kühl und verlief ohne Störung. Nur die Lagerwache behauptete, im Schein des Feuers zwel das Lager umschleichende Leoparden gesehen zu haben. Um 5 Uhr am nächsten Morgen marschierte die Karawane welter. Ich selbst blieb noch mit elnigen Leuten zurück, da die abends zuvor aufge- stellte Löwenfalle am frühen Morgen verschleppt war, und ein Nachsuchen in der Dunkelheit doch zu keinem Resultat geführt hätte. Beim Tagesgrauen folgten wir dann den im Flußbett deutlich sichtbaren Ein- schnitten, welche die Falle durch das Fortschleppen hinterlassen hatte. Nach etwa 50 Schritten sahen wir in der Falle eine auffallend gelb gefärbte Hyäne, die wir im ersten Augenblick als Löwin ansprachen. Sie hatte sich vergebens bemüht, mit der etwa 80 kg schweren Falle am linken Vorderlauf den steilen Rand des Flußbettes zu erklettern. Ein Fangschuß streckte sie zu Boden, die Falle wurde wieder ver- schnürt, und wenige Minuten später folgten wir etwa um 6 Uhr der voraufmarschierten Karawane. Länger als drei Stunden marschierten wir in annähernd nördlicher Richtung, dem Laufe des Bololet auf dessen rechtem Ufer folgend. Etwa um 9 Uhr hatten wir die Karawane wieder eingeholt. Während der ganzen Zeit hatten wir in dem Bololet kein Wasser gesehen und da wir auch keine Aussicht hatten, bei dem Weitermarsch am Fluß entlang Wasser zu finden, überschritten wir das sandige und mit kleinem Stein- geröll bedeckte Flußbett und setzten den Marsch in erwa südöstlicher Richtung fort. Nach etwa 2⅛= stündigem Marsch hatten wir den Bololet, der einen großen Bogen nach Norden und Osten beschrieben hatte, wieder erreicht. Hier hatte der Fluß wieder Wasser. Da inzwischen die Mittagsstunde heran- gekommen war, lagerten wir, jetzt auf dem linken Flußufer. Die Wanderobbo nannten den Lagerplatz Hiriro, die Wasserstelle selbst Langadalotoro. Wie am Tage zuvor war auch hier sehr reichliches und gutes Wasser. Das wellige Gelände zeigte im all- gemeinen den Charakter der Parklandschaft. Ver- einzelte kleine Strecken waren mit kleinem Steingeröll und niedrigen Dornbäumen bedeckt. Auch heute wieder war nicht so vicl Wild zu sehen wie in der freien Steppe. Auf Anraten unserer Führer wurde unmittelbar nach dem Eintreffen auf dem Lagerplatz eine Dornboma zum Schutz gegen einen etwaigen Überfall umherstreifender Massaihorden gebaut. Große und starke, mit fingerlangen Dornen dicht gespickte Aste und armstarke junge Bäume wurden mit Ast- werk nach außen so fest und dicht aufeinander ge- schichtet, daß der so entstehende Verhau etwa 1½ bis 2 m hoch und 3 bis 4 m breit war. Ein schnelles Auseinanderzerren dieses Verhaues von außen ist unmöglich, ebenso ein Uberklettern und Uberspringen. so daß man in solcher Boma vor jedem Uberfall absolut sicher ist. Diese Boma wurde kreisrund angelegt mit einem Durchmesser von 50 Schritten. An der Innenseite des Kreises standen in gleichen Zwischenräumen die vier Europäerzelte und zwischen diesen die Zelte der Askaris, so daß für den Fall eines nächtlichen Angriffs jeder sofort auf seinem Platze war. Lag auch eine direkte Veranlassung zu einer Gefahr nicht vor, so war Vorsicht doch immer- hin geboten, und dies umsomehr, als die Anregung zum Bau der Boma von unseren Führern selbft ausgegangen war. Auch an den nächsten Tagen wurde das gleiche Verfahren beobachtet. Da alle Hände elfrig zugriffen, alle Axte, Sägen und Seiten- gewehre in Tätigkeit traten, Dornbusch überreichlich vorhanden war, so dauerte die Arbelt nur etwas. über eine Stunde. Dafür konnten wir uns dann während der Nachtstunden, in denen außerdem noch Posten durch das Lager patroulllierten, unbedingter Ruhe hingeben. In den Nachmittagsstunden wurde der übliche bewaffnete Spaziergang um das Lager gemacht, während dessen jeder von uns noch einige Antilopen erlegte. Oberleutnant Wendland hatte noch ein Rencontre mit einem starken Rudel wilder Hunde. Leider gelang es ihm nicht, einen von diesen schlimm- sten Räubern der Steppe zu erlegen. In starken Rudeln jagen sie gemeinsam, ihre Opfer einkreisend. Auch der Löwe vermeidet es, mit ihnen in allzunahe Berührung zu kommen. Mil Eintritt der Dunkelheit wurde der einzige Ausgang des Lagers geschlossen, und auf dem engen Raum entwickelte sich ein reges Leben, wie in einem Ameisenhaufen, bis diesem durch das Hornsignal Ruhe geboten wurde. Ohne Störung verlief die Nacht, die Temperatur war kühl und erfrischend und ebensowenig wie an den vorher- hgehenden und den nachfolgenden Tagen wurde man von Moskitos belästigt. Um 5 Uhr 35 Min. ging es am nächsten Morgen wieder in Richtung ON.6