— 596 — Frühmorgens zogen unsere Neophyten los, die Wälder durchstöbernd, auf der Suche nach Bäumen, deren Stamm dick und lang genug wäre, um die großen Ballen herauszuschlagen. War ein solcher Riese entdeckt, so regten sich alle Hände. Vier kräftige Männer versetzen dem Riesen mächtige Axt- hiebe. Andere räumen den Platz ab, wo der Baum hinfallen soll. Auch das ist eine schwere Arbeit: alle Bäume sind miteinander verbunden durch end- lose Schlingpflanzen. Ist auch der Baum abgehauen, er bleibt doch stehen; tausend Arme, die ihm seine Nachbarn entgegenstrecken, halten ihn aufrecht. Doch sieh, ein gewaltiges Krachen erschüttert den Wald, der Riese fällt und zertrümmert alles, was in selnem Schatten wuchs. Aber welch bittere Enttäuschung oftmals: der so mühsam gefällte Baum ist im Inneren hohl und morsch, all die Arbeit war umsonst. Der Riese ist gefallen, 30 oder 40 Axte grelfen ihn an und befreien den Stamm von seinen Asten und seiner Borke, während die überzähligen Hände einen Weg durch Gesträuch und hohen Wald bahnen. Der riesige Baumstamm wird auf einen mächtigen Holzklotz gelegt, dieser Klotz dient als Schlitten, starke Schlingpflanzen werden um den Stamm ge- wunden und nun beginnt eine eigenartige Fahrt. Kräftige Hände ergreifen die Schlingpflanzenbündel, auf jeder Seite gehen zwel Männer mit starken Hebeln, überwachen die Unebenheiten des Geländes und entfernen Hindernisse. Der Sänger des Landes marschiert voraus und stimmt ein Lied an, dessen langsamer, taktmäßiger Gang zu einer solchen Arbeit sehr gut paßt. Es bedarf oftmals zwei bis drei Tage angestrengter Arbelt, um einen einzigen Baumstamm ins Dorf zu bringen. Und das ist nicht alles. Wie solche Ungeheuer auf das Gerüst bringen, wo sie gesägt werden? Unsere Eingeborenen haben weder Maschinen noch Hebewinden, sie bedienen sich ihrer Arme und heben den Stamm, mit der Gefahr, unter seiner Wucht erdrückt zu werden. Aus fremden Kolonien und Produhktionsgebieken. Eingeb 1 uission für den 42 B Rongostaat. In Nummer 7 des „Bulletin officiel de l'Etat Indépendant du Congo“ wird der amtliche Wort- laut des am 23. Juli d. Is. vom König-Souverän gezeichneten Dekrets, betreffend die Einsetzung einer Eingeb Untersuchungskommission, veröffentlicht. Zu Mitglledern der letzteren sind danach ernannt: der Generalanwalt an dem Brüsseler Kassationshof E. Janssens, der interimistische Präsident des Appell- gerichts in Boma, Baron Nisco, und der Kantonal- Luzerner Staatsrat und Justizdepartementschef Dr. E. v. Schumacher. Derschiedene Mitteilungen. Die Zaumwolleinfuhr nach dem europäischen Rußland. In den fünf Jahren 1898 bis 1902 wurden folgende Mengen Baumwolle nach dem europäischen Rußland eingeführt: 1898 1899 1900 1901 1902 Bezugequellen Menge in Millionen Pud Ausland 12,1 10,2 10,8 10,4 10.9 Zentralasien. 5,2 3,6 5.2 6,7 5,9 Transkaukasien 0.7 0.6 1.2 3,9 3,9 Zusammen 18,0 14,4 16,7 21,0 20,7 Der Rückgang der Einfuhr aus Zentralasien im Jahre 1902 steht im Zusammenhange mit der Ab- nahme der dortigen Baumwollkultur. Die Baum- wollproduzenten hatten dort nämlich vom Besäen eines Teils der Felder Abstand genommen, da im Herbst 1901 die Heuschrecken in großer Anzahl Eier gelegt hatten und daher eine große Heuschreckenplage zu befürchten war. (St. Petersburger Zeilung.) VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV Titeratur. Das Seminar für orientalische Sprachen in Berlin begann im vorigen Jahre eine neue Publi- kation, betitelt: Archiv für das Studium deut- scher Kolonlalsprachen, herausgegeben von Prof. Dr. Ed. Sachau, Direktor des Seminars. Der erste Band enthlelt Lehrbuch der hausanischen Sprache (Hausasprache) von A. Mischlich, Kaiserlichem Bezirks- leiter in Togo, der eben erschienene zweite Band bringt ein Chamorro-Wörterbuch von Georg Fritz, Kaiserlichem Bezirksamtmann auf Seipan. Der Ver- fasser hat sein Material über diese in Deutschland bisher gänzlich unbekannte Sprache der Marianen auf der Insel Seipan gesammelt. Dies Wörterbuch, deutsch-chamorro und chamorro-deutsch, schließt sich an die im vorigen Jahre in den Mitteilungen des Seminars, unter den Ostasiatlschen Studien, ver- öffentlichte Chamorro-Grammatik an. Der Preis des ersten Bandes (Hausa) ist Mk. 4,—, der des zweiten Bandes (Chamorro) Mk. 3,—; verlegt ist das Archiv bei Georg Reimer in Berlin. A. Seidel: Die Duala-Sprache in Kamerun. Systematisches Wörterverzeichnis und Einführung in die Grammatik. Methode Gaspey-Otto-Sauer. Julius Groos' Verlag, Heidelberg, Paris, London, Rom, Petersburg. 1904. Das vorliegende Buch soll dem Zweck dienen, sich schnell das Nötigste der Dualasprache anzueignen; es ist eine verbesserte und vermehrte Auflage des 1892 erschienenen „Leitfaden zur Erlernung der Duala-Sprache“ desselben Verfassers; eine ausführ- liche, mehr wissenschaftlich gehaltene Arbeit über den gleichen Gegenstand soll in Kürze folgen.