— 618 eine neue Station gegründet hat. Missionar Folken berichtet darüber, daß er mit Bruder Luckin am 17. Juni von Schira abmarschierte und über Nkoaranga am 20. Juni die Militärstation Gr. Aruscha erreichte. Er fährt dann fort: Als wir uns der Militärstation näherten, kam uns der Stationschef, Freiherr v. Reitzenstein, ent- gegen und lud uns freundlich zu sich ein. Nachdem er uns zu Mittag bewirtet hatte, ließ er seinen Ochsenwagen anspannen und begleitete uns persönlich auf unser ¾ Stunde von der Militärstation entfernt gelegenes Grundstück. Der Häuptling, namens Sapaia, war bei unserm Einzug nicht zu Hause, doch vom Stationschef gerufen, erschien er alsbald und ent- schuldigte seine Abwesenhelt, weil er nicht gewußt hätte, daß wir schon kommen würden. Seitdem kommt er jeden Tag zu uns, biswellen sogar mehrere Male am Tage, um uns zu begrüßen. Er versichert uns immer wieder, daß er alles tun wolle, was wir wünschen, und begründet seine Versicherung damit, daß er mich ein ums andere Mal „seinen Vater“ nennt. Solche kriecherische Freundlichkeit hötte man vor vier Jahren bei einem Aruschahäuptling ver- geblich gesucht; sie ist erst zu finden, seltdem die Militärstation den hiesigen Leuten die Macht der Europäer gezeigt hat. Nebenbei bemerkt, sind die Arbeitslöhne hier nicht so hoch wie im Dschagga- lande. Die hiesigen Ansiedler zahlen niedrigere Löhne, und so werden auch wir dem gewöhnlichen Arbeiter im Monat ½ Rupie weniger zahlen als die Brüder auf den alten Stationen. Daß aber das Entgegenkommen des Häuptlings uns für die eigentliche Missionsarbeit ein wenig zu- statten kommt, durften wir berelts in diesen Tagen erfahren. Am Donnerstag bat ich ihn, er möge doch die Kinder aus der Landschaft zum Unterricht schicken. Gleich am andern Morgen erschien er selbst mit einer großen Schar Kinder, 31 an der Zahl, die bei uns lesen lernen sollten. Am Sonnabend bat ich ihn, mit allen seinen Leuten zum Gottes- dienst zu kommen, und siehe da, gestern kam er schon in aller Frühe herüber zu uns, und als ich um 9 Uhr den ersten Gottesdienst begann, hatten sich schon etwa 400 Leute, Männer, Frauen und Kinder, auf unserm Grundstück versammelt. Während ich fast meine ganze Zelt darauf verwende, mich möglichst rasch mit der fremden Sprache vertraut zu machen, sorgte Bruder Luckin vom ersten Tage an dafür, daß wir sobald als möglich einen bessern Wohnraum erhielten, als die engen kalten Zelte uns bieten konnten. Schon am fünften Tage konnten wir die Zelte verlassen und uns in einem Haus von Baumrinde häuslich niederlassen. Ein Teil der Arbeiter ging wieder zurück nach Schira, um meine zurückgelassenen Sachen zu holen, andere arbeiten an einem Kanal, der in früheren Jahren von Aruschaleuten gegraben worden war, seit längerer Zeit aber unbenützt geblieben ist. Bruder Luckin hat auch schon die Umgebung in bezug auf Baumaterlalien untersucht: gute poröse Bausteine liegen an dem Hügel auf unserm Grundflück, gutes Bauholz erreichen wir auf ebenem Wege in einer Stunde und den Lehm müssen wir etwa 25 Minuten weit herholen. Bisher haben wir zum größten Teil noch mit Schira= und Waroleuten gearbeltet. Nächsten Monat gedenken wir die meisten Ausländer zu entlassen, um mit hiesigen Leuten die Arbeit fortzusetzen. Täglich bitten uns hiesige Männer, darunter nicht wenige tunge bezopfte Krieger, um Arbeit. So kommen wir täglich mit vielen Leuten aus der Landschaft in Berührung: die Kinder kommen zum Unterricht, die Frauen verkaufen Baumrinde für den Hausbau und Essen für die Kostschüler, die Männer wollen bei uns arbeiten. üÜber Missionsanfänge auf der Insel Alt in Deutsch-Neu-Guinea berichtet Missionar Klaffl im Septemberheft von „Gott will es“: Die schöne, ruhige Südostmonsunzeit hatte begonnen, und die Alf-Leute mußten sich jetzt ihren Lebens- unterhalt für die Zeit des Nordwest wieder ver- schaffen. In der Nordwestzelt, welche ungefähr sechs Monate dauert, ist es nämlich kaum möglich, durch die hohe Brandung zu kommen. Die Alts sind daher in dieser Zeit so ziemlich vom Festlande ab- geschnitten. Auf der Insel wächst aber nichts, als Yams und Süßkartoffeln, welche zum Lebensunter- halt bei weitem nicht ausreichen. Da nun in All fast alles ausgeflogen war, hielt es auch mich nicht mehr zu Hause. Ich machte mehrere Reisen ans Festland, um Land und Leute kennen zu lernen und soweit möglich, die Sprachen zu erforschen. Im August wurde es wieder lebendig aus dem kleinen Etland. Aus verschiedenen Richtungen kamen schwer beladene Segelkanus vom Festlande herüber. Die Alts heimsten ihren Vorrat für die Nordwest- zeit ein. Bei dieser Gelegenheit kamen auch viele Besucher von fremden Stämmen nach Ali und be- suchten die Station. Manche schlossen Freundschaft mit mir und baten mich dringend, sie in der nächsten Südostzeit zu besuchen, eine Einladung, die ich gern annahm. Ist es ja ungemein wichtig für den Missionar, daß er sich mit fremden Stämmen möglichst in Verbindung setzt und sich dort Freunde macht. Nur so wird es ihm möglich, die unsicheren Gegenden ohne allzu große Gefahr bereisen zu können. Die Leute sind im allgemeinen nicht bös- willig, wohl aber sehr mißtrauisch gegen die Aus- länder und suchen diese deshalb aus dem Wege zu räumen und unschädlich zu machen. Haben sie das Mißtrauen einmal überwunden, wissen sie, daß der Weiße es gut mit ihnen meint und sie von ihm nichts zu fürchten haben, so ist man weniger in Gefahr, von ihnen angegriffen zu werden, es sei denn, daß man gerade Kopfjägern in die Hände