— 673 — haftenden Erde befrelt, gesammelt und nach den Faktoreien gebracht, von denen sie direkt nach Mar- seille verschifft werden. Dort wird in Mühlen das Ol ausgezogen. Es wird dabei Ol im Gewichte von 40 bis 50 Prozent des Gewichtes der von der Schale befreiten Nuß gewonnen. Das Ol hat einen angenehmen Geschmack und Geruch und ähnelt sehr dem besten Olivenöl, wird auch in großem Umfange als solches verkauft. Die schlechteren Sorten werden als Schmieröl und zur Seifenfabrikation benutzt. Die bei der Entölung verbleibenden Rückstände werden in Kuchen oder Mehl verarbeitet und nament- lich als Viehfutter verwendet. Die besten, ausgelesenen Nüsse werden gewöhnlich nach England zur Verwendung in Zuckerbäckereien verschifft und erzielen ungefähr einen doppelt so hohen Preis wie die gewöhnliche Ware. Fast die ganze männliche Bevölkerung der Kolonie Gambia ist ungefähr acht Monate im Johre mit der Erdnußkultur beschäftigt. Außerdem kommen zu Beginn der Pflanzzelt fremde Bauern, mitunter aus weiter Ferne, in großer Zahl — 1903 gegen 6000 — in die Kolonie. Ein solcher Bauer läßt sich von dem Dorfhäuptling ein Stück Land zur Bebanung überweisen, gewöhnlich doppelt so viel, als der ein- heimische Farmer bebaut. Während der vier oder fünf Monate bis zur Ernte erhält er Kost und Unterkunft bei dem Eingeborenen, dem er zugewiesen worden ist. Diesem gebührt dafür die eine Hälfte der geernteten Nüsse, während die andere Hälfte Eigentum des Fremden ist, der nach Verkauf seines Anteils das Land wieder verläßt. Der durchschnittliche Ertrag des (engl.) Ackers (40,47 a) beträgt 60 bis 80 Buschel (1 Buschel —= 36,35 1) Nüsse. Der Preis, der den Eingeborenen 1903 durchschnittlich für den Buschel bezahlt wurde, war ein Schilling. Dabei darf nicht vergessen werden, daß der Preis für Erdnüsse auf dem euro- päischen Markt stark gesunken ist, früher waren die den Eingeborenen gezahlten Preise wesentlich höher. Neuerdings bemüht sich die Regierung, die Baum- wollkultur einzubürgern. Anfang 1902 wurden 1325 (engl.) Pfund ame- rikanische und 1185 Pfund ägyptische Baumwollsaat an die Häuptlinge verteilt, aber nur 578 Pfund Baumwolle konnten nach England verschifft werden. Wahrscheinlich trug Mangel an Sorgfalt und Auf- merksamkeit seilens der schwarzen Pflanzer die Schuld an diesem geringen Ertrage. Die ersten nach England verschifften 112 Pfund erzielten elnen Preis von 6½ d das Pfund. Die Sendung wurde als eine große Verbesserung der gewöhnlichen westafrikanischen Baumwolle beurtellt. Bei sorgfältigem Anbau, sachgemößem Pflücken und Reinigen könnte diese Baumwolle nach dem Gut- achten den gleichen Preis wie amerikanische Upland- Baumwolle erzielen. Eine zweite Sendung brachte nur wenig über 4 d das Pfund, vermutlich deshalb, weil sie aus zahlreichen kleinen Lieferungen aus verschiedenen Teilen der Kolonie zusammengesetzt war. Eine dritte kleine Lieferung erzielte 6 d das Pfund. Sie fand die Beurteilung: rein, von guter Färbung und gutem Stapel und ungefähr gleich- wertig amerikanischer good middling. Sie wurde als die von den englischen Spinnern gewünschte Quoalität bezeichnet. Anfang 1903 traf eine von der British Cotton Growing Assoctation ausgesuchter Baumwollsachver- ständiger in der Kolonie ein, um den Boden auf seine Eignung für die Baumwollkultur zu prüfen und die Eingeborenen über die besten Anbaumethoden zu belehren. Der Sachverständige fand den Boden sehr ge- eignet, Schwierigkeiten aber macht es, den Eingebo- renen klar zu machen, daß der Baumwollbau für sie ebenso einträglich gemacht werden könnte wie die Erdnußkultur, und daß elne Anderung der Art und Weise, wie der Baumwollbau jetzt betrieben wird, zu größeren Erträgen führen würde. Um auf die Eingeborenen in diesem Sinne besser einwirken zu können, wurde die Elnrichtung einer Versuchspflanzung in dem am melsten versprechenden Upper Riverbezirk beschlossen. Zur Ausführung dieses Plans ist es infolge Rücktritts des Sachverständigen nicht gekommen. Immerhin war 1903 dank der Belehrung der Ein- geborenen ein großer Fortschritt in der Bearbeitung des Landes und der Aussaat zu bemerken. Im Upper Riverbezirk allein waren gegen 200 Acker mit eingeführter und ebensoviel mit einheimischer Baumwolle bepflanzt. Amerikanische Baumwolle ge- deiht anscheinend besser als ägyptische. 1902 kaufte die Regierung die von eingeführter Saat gewonnene Baumwolle für 1½ d das Pfund. Damit waren die Eingeborenen sehr unzufrieden, da sie früher untereinander für die zur Herstellung einheimischer Stoffe verwendete Baumwolle Preise von 2 und 3ed erzielt hatten. Für die Ernte von 1903 zahlte die Regierung daher 2 d für das Pfund. Das ergibt bei einem Ackerertrag von 300 Pfund 2 à 10 s, also immer noch weniger, als der Ein- geborene selbst bei dem jetzigen niedrigen Preise bel der Erdnußkultur erzielt. (Nach dem dem Parlament vorgelegten Bericht über Gambia für 1903.) Lage und Ausslchten der Baumwolltultur im ägyptischen Sudan. Nach einem in der „Egyptian Gazettes von Mr. S. H. Carver veröffentlichten Artikel machen die Anbauversuche mit Baumwolle im kgyptlschen Sudan rasche Fortschritte. In der Gegend zwischen Berber und Khartum sind ungefähr 600 Feddans mit Baumwolle bestellt, in der Provinz Sennar etwa 400 Feddans und auch in der Provinz Kassala sind einige Feddans angesät worden. Lepztere An- pflanzungen sind auf Anregung abessinischer Kauf-