— 86 der Straße begleitete. Im unklaren sollten wir über die Absichten dieses Geleits nicht lange bleiben, denn kaum hatten wir das Tsulek-Gebiet verlossen und waren nach Marakei hineinmarschiert, als dieses Ge- folge die wie bei ihnen so auch hier stattfindende wilde Flucht der Marakei-Leute benutzte und aus den Hütten und den Viehherden mitnahmen, was des Mitnehmens wert schien. Sobald diese Absicht er- kannt wurde, ritt ich sofort gegen diese Räubergesell- schaft vor und jagte sie in wilder Flucht über die Ebene zurück. Aber es bedurfte noch eines zweiten Anreitens, Gefangennehmens einzelner und Freilassens nach der Androhung, daß jetzt jeder scharf beschossen werden würde, der noch weiter Räubereien oder Plünderungen angesichts der Expedition ausführen würde, ehe die Gesellschaft endgültig Kehrt machte. Auch im weiteren Verlaufe der Reise hatten wir noch des öfteren Gelegenheit, gegen diese Ausnutzung unseres friedlichen Verhaltens entschieden Front zu machen. Der Weg setzte sich unter den gleichen Besiede- lungsverhältnissen und unter dem gleichen Anblick einer allgemeinen Flucht, wie auf dem Marsche nach Tsulek, fort, nur bok gegen Mittag die Landschaft insofern ein anderes Bild, als infolge schlechteren Bodens die Delebpalmen einem niedrigeren Baum- bestande wichen, die charakteristischen zuckerhutförmigen Hütten der Musgus aufhörten und statt deren runde Lehmhütten mit Strohdach begannen, die wir bis zur französischen Grenze vorfanden. Die Besiedlung war auch nicht mehr eine so auffallend starke, aber immerhin doch noch so bedeutend, daß man z. B. auf sie beim Beziehen eines Lagers keine Rücksicht zu nehmen brauchte. Man kann von Musgum zur französischen Grenze halten, wo man will und wann man will, man hat stets hinreichend Gehöfte mit Verpflegung um sich, und an Wasser ist durch den Logone kein Mangel. Zwischen den einzelnen, sprachlich getrennten und stets feindlich gegenüber- stehenden Landschaften finden sich manchmal unbe- baute Strecken, die sich jedoch fast nirgends über 1000 m ausdehnen. Am 23. Februar zogen wir von Tsulek aus durch Marakei, Gooi, Mogena, Keioang, Beiaka, Woadang, Magodi, Marapem bis Gongola, wo wir der vorgerückten Tageszeit wegen zu bleiben be- schlossen. Teilweise führte der Weg dicht am Logone entlang, teils schnilt er einen Bogen desselben ab. Die einzelnen Stämme stehen sich untereinander fast alle seindlich gegenüber, und ich mußte oft an einem Tage zwei= oder dreimal die Führer wechseln, um deren Leben und Freiheit nach ihrer Entlassung nicht zu gefährden. Desgleichen konnte auch die Dolmetscherfrage oft nicht nach Wunsch des Be- treffenden gelöst werden, denn es gab Zeiten, wo wir nur über elne einzige Persönlichkelt versügten, mit Hilfe deren wir uns verständlich machen konnten und die naturgemäß auf das strengste werden mußte. In Gongola war die Berührung mit den Ein- geborenen nur gering, aber ich war überzeugt, daß die Tsulek-Tage auch hier noch ihre Früchte tragen würden. Am 24. Februar marschierten wir unter gleichen Verhältnissen weiter wie am Tage vorher. Wir zogen durch Woiaka, Magei, Mulesie, Beiaka bis. Mochore, wo wir gegen Mittag Halt machten. In Mulesi verließen wir das Gebiet der eigentlichen Musgus und kamen in den wohl am dichtesten bevölkerten und reichsten Gamei-Bezirk (Gumet), dessen Hauptausdehnung sich allerdings mehr nach, dem Ba-Ili zu erstreckt. Der Wechsel dieser Grenze machte für uns einen neuen Dolmetscher nötig, den wir auch glücklicherweise in Mochore entdeckten, da sich Musgus und Gamei-Leute nicht miteinander ver- ständlich machen können. Die scheldende Grenze be- steht nur in einer 15 Minuten währenden Einöde, in der die Trümmer einer großen, von den Gamei- Leuten zerstörten Stadt ein beredtes Bild für die Beziehungen der beiden Stämme untereinander boten. Bei der starken Scheidung zwischen den belden Stämmen hielt ich es dann doch für angebracht, in Mochore Verbindungen mit den Eingeborenen wieder anzuknüpfen, welcher Versuch trotz Hilfe einiger nicht so scheuen Mochore-Leute anfangs zu keinem rechten Erfolge führen wollte. Erst als ich aus Anlaß der Versorgung der Expedition mit Flußpferdfleisch er- kannte, welcher Leckerbissen dieses für die Emgebo- renen schwer zu erreichende Fleisch obgab, wurde den Eingeborenen bekannt gegeben, daß am nächsten Morgen jeder Besucher der in Aussicht genommenen Versammlung ein beträchtliches Stück Flußpferdfleisch ausgehändigt erhalten würde. Diese Versprechung zog mehr als alle politischen Zusicherungen und Be- teuerungen, und am nächsten Morgen waren doch 300 bis 400 Menschen vor meinem Zelt versammelt, mit denen genau dieselben Einzelheiten sich wieder- holten, wie an dem betreffenden Tage in Tsulek. Nur wurden ihnen hier statt einer Kuhherde zwei große Flußpferde übergeben, die sie anfangs nicht annehmen wollten, indem sie erklärten, daß über-die Vertellung der Tiere sich ein so bitterer Kampf ent- spinnen würde, daß sie lieber auf den Besitz ganz, verzichten möchten; aber wenn ich ihnen die beiden Tiere verteilen würde, wäre allem Übel abgeholfen. Die Tiere wurden dann auch von den Soldaten zerlegt und gleichmäßig vertellt. Hoffen wir, daß auch hier die Selbsterkenntnis ihrer Schwächen der erste Schritt zur Besserung ist. Da wir nach dem, was ich selnerzeit vom Ka- pitäm Lenfant gehört hatte und auch nach den oberflächlichen Berechnungen uns nunmehr bald den von Lenfant und Dominik begangenen Wegen nähern mußten, so hatte an diesem Vormittag Oberleutnant bewacht