richtigt waren, läßt sich wohl vermuten, daß die Har-Leute die stille Hoffnung hegten, daß uns die Soinda-Leute, oder umgekehrt, Schwierigkeiten be- reiten sollten. Dic Soinda-Leute hatten es jedoch vorgezogen, sich in den Busch zurückzuziehen und uns ihre Dörfer zu überlassen. So lagerten wir dann gegen Mittag in Ngumela und erkannten erst abends, nach Konstruktion der Route, welch großer Umweg uns ausgezwungen war. Die Soinda-Völker sind wegen ihres Pfeilgiftes, welches sie führen, welt und breit gefürchtet, so daß sich ihnen auch die räuberischen Padja-Fullas nicht zu nahen wagen. Die Ortschaft Ngumela mit nur wenigen Wasser- löchern machte einen vorteilhaften Eindruck, da man überall eine reiche Betätigung der Eingeborenen sah. Umfangreiche, frisch aufgeführte Mattenfenzen oder noch im Bau begriffene, große schöne Kornbehälter, saubere Hütten — alles dies zeugte von großer Be- triebsamkelt und emsiger Tätigkeit; Korn und Erd- nüsse in Menge gaben reichliche Verpflegung und an Futter für die Pferde war kein Mangel. Es war bedauerlich, daß wir der vorgerückten Tageszeit und durch unseren vorher bekannt gegebenen Anmarsch nicht in der Lage waren, mit den gewiß nicht un- interessanten Eingeborenen in Berührung zu kommen, aber da wir uns wahrscheinlicherweise im franzö- sischen Gebiet befanden, wollten wir unseren Auf- enthalt auch nicht unnötig ausdehnen. Erst in später Abendstunde gelang es, elnes Weibes und eines Mannes habhaft zu werden, die uns, wenn auch mit Schwierigkeiten infolge einer neuen Sprache, etwas Auskunft geben konnten. Danach erstrecken sich die Soinda-Leute von Ngumela in nordwestlicher Rich- tung und sollen dort in dicht besiedelten, reichen Städten wohnen. Unsere Absicht, am 7. März einen Tell bieser Orte zu berühren, wurde wiederum durch die falsche Führung jenes einzelnen Mannes vereitelt, der nichts Elligeres zu tun hatle, als uns aus seinem Lande hinauszuführen. Dieser Verlogenheit ist man mit einer Expedition von 300 Köpfen ziemlich machtlos gegenüber, wenn einen nicht die bestimmte Absicht zwingt, die vom Führer nicht gewünschte Richtung elnzuschlagen. Hier sollte es wieder Mangel an Wasser sein, der uns zwang, der nicht gewollten Richtung zu folgen und dessen Wahrheit zu ergründen ich doch für zu riskant hlelt, zumal es an den wenigen Wasserlöchern in Ngumela gerade bis zum Abend möglich gewesen war, alle Ansprüche zu befriedigen. So zogen wir denn am 7. März anfangs durch unbewohnten Busch, die Grenze zwischen den Solndas und Wuljias, durchschritten dann Mapei, einen nicht unbedeutenden Ort der Mapa-Leute, deren Gebiet wir elgentlich durchziehen wollten, und erreichten gegen Mittag die weitausgedehnte Landschaft Tugum, in der wir an einem Ngaldjam unter schattigen hohen Bäumen einen angenehmen Rastplatz fanden. Am 8. März wurde hier Ruhetag gemacht und 116 — die Expedition wieder mit Flußpferdflelsch versehen; Tsige lag nur in kurzer Tagesmarsch = Entfernung östlich von uns, so daß wir demnach durch falsches Führen zwei Tage verloren hatten. Bel ernsten, kriegerischen Situationen ist dieser unbeschreiblichen Verlogenheit und Hinterlist besondere Aufmerksamkelt zu widmen, da sie imstande sind, einer Expedition ernstliche Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Am 9. März zogen wir in näördlicher Richtung durch das Gebiet der Wuljias weiter, bestrebt, auf kürzestem Wege den Logone in der Richtung auf den Gumel-Bezirk zu überschrelten und an den Schar! zu gelangen. Wir durchschritten so die Ortschaften Nulei-Tabon und Kakoi, wo wir auf einen Lager- platz Dominiks stießen, der mir als solcher von den Dominik seinerzelt auf diesem Marsche begleitenden Soldaten gezeigt wurde; dann berührten wir uner- wartet bel Massa den Logone, zogen eine Strecke durch mit Dornen besetzte Grassteppe und erreichten gegen Mittag Wuda-Wuda, wo wir Halt machten. Auch hier dieselben Verhältnisse wie am rechten Ufer. Wohlhabende Landschaften, in denen nur der Charakter des Weilerartigen mehr hervortritt, indem stets 6 bis 20 Hütten zu einem Gehöft vereinigt und meist mit einer Dornenhecke umgeben find. Wassermangel machte sich auch hier etwas fühlbar, jedoch reichten die vorgefundenen Wasserlöcher gerade für den Bedarf aus. Am 10. März gelangten wir nach anstrengendem Marsche unter Kreuzen des Weges nach Daana nach Tsebe, von wo wir unseren Ubergang über den Logone bewerkstelligen wollten. Unterwegs wurde Nachricht an den Posten Bongor gesandt, dessen Führer am Abend in Tsebe eintraf und über die ersten Einrichtungen in Bongor nur gutes zu be- richten wußte. Am 11. März versuchten uns die Führer aus Tsebe anfangs an einer völlig unpassierbaren Stelle durch den Logone zu führen, da aber die dortige Gegend uns nicht mehr unbekannt war, gelang es uns bald, dle Furt zu finden, die man uns schon am 27. Februar verheimlicht hatte, und nach Gabass zu marschieren. Während des Ubersetzens erhielt ich noch Nachrichten vom französischen Posten aus Lai, der zu meinen Vorschlägen seine Zustimmung gab und zusagte, sich in nächster Zeit mit dem Posten- führer Bongor in Verbindung zu setzen. Von Gabass aus ging es durch das reiche Bagerei nach Galobege. Beides sind große, namentlich an Kleinvieh relche Ortschaften, die einen äußerst wohlhabenden Eindruck machten. Uberhaupt ist das rechte Logone-Ufer dichter besiedelt als das linke, und das Gebiet zwischen Logone und Ba-Ili in der Gumalgegend bildet eine einzige reich angebaute Niederlassung. Die Berüh- rung mit den Emgeborenen wurde im allgemeinen überall hergestellt. Während der Marschpausen und bei allen sich sonst bietenden Gelegenheiten wurden die zusammenlaufenden und zusammengerufenen Leute mit dem Zwecke und den Absichten der Expedition