Zeit des Bahnbaues hat Kisumu gute Tage gesehen, als Umschlagsplatz wird es auch klluftighin seine Bedeutung bewahren. Vertreten sind vier europälsche, hauptsächlich mit Fellhandel beschäftigte Firmen: Mac Nelly, Societa Colonlale Italiana, Max Klein, P. H. Clarke sowie Alidina Visram, Dharamsi Kathau, Kanja & Co., Viril & Co. und 25 kleinere indische Händler. Außerordentlich schwierig und welt ungünstiger als bei uns sind die Arbeiterverhältnisse; außer den Wakuyn bei Natrobi gibt es auf britischem Gebiete überhaupt keine Arbeiter. Vergleiche zwischen Deutsch-Ostafrika und den englischen Nachbarkolonlen in bezug auf die Be- siedelungsfähigkeit fallen zu unseren Gunsten aus. Kultivationsfähig ist zwelfellos das große Gebiet zwischen Makindu und Nakuru; darunter befinden sich, namentlich bei Nairobi, fruchtbare und wasserrelche Striche mit gesundem Höhenklima, für Ansiedlung vorzüglich geeignet. Nach den bisherigen Erfahrungen soll aber dieses Gebiet für wertvollere exportfähige Artikel nicht brauchbar sein. Nachteilig wirkt das auffallend rauhe und kalte Klima. Kaffee und ähn- lich empfindliche Nutzgewächse schelnen deshalb nicht gedeihen zu wollen; Baumwollbau ist schon der Höhenlage wegen ausgeschlossen. Nur europäische Kartoffeln und Gemüse kommen gut fort; hiermit kann sich aber höchstens eine beschränkte Anzahl An- siedler beschäftigen, sogar wenn ein Export nach Südafrika, was noch nicht erwiesen ist, in Frage käme. Die Eingeborenenkulturen, welche zweisellos ein Stück Zukunft der Kolonie darstellen, müssen in unserem Gebiete mit größerem Nachdruck gefördert werden, insbesondere der Anbau von Baumwolle und Kautschuk (Manihot Glaziovi), der auch im Großbetriebe sich rentiert. Die volkswirtschaftliche Baumwollkultur ist in den letzten beiden Jahren in verschiedenen Bezirken auf breiter Grundlage erfolg- reich betrieben worden und verspricht, die Erwartungen zu erfüllen. Der rationellen Kautschukkultur wird indes noch immer nicht die verdiente Bedeutung bei- gemessen, obschon die Plantage Lewa (Hinterland von Pangani) glänzend bewiesen hat, daß diese wohlfeile und wenig Pflege beanspruchende Kultur sich nicht nur bezahlt macht, sondern auch beträcht- liche Uberschüsse aufzuweisen vermag. Der Lewa- Kautschuk bringt per Pfund 3,50 Mk. in Hamburg, die Produktionskosten stellen sich ungefähr auf die älfte. Die Ausnutzung der in großen Mengen wild wachsenden Rizinuspflanze wird leider gänzlich ver- nachlässigt. Ich meine, daß sich Rizinusöl zur Seifenfabrikation und als Maschinenöl gewinn- bringend verwenden ließe. Es ist bedauerlich, daß auf diesem Gebiete noch keine Versuche gemacht worden sind. Die grassierenden Viehseuchen und der infolge- dessen erschwerte Transport zur Küste legen die 296 Erwägung nahe, in gesunden wasser= und weide- reichen Gebleten, deren es im Innern genug gibt, große Vlehstapelplätze mit rationeller Zucht anzulegen. Uene Seelarte. Mit großen Berichtigungen versehen wurde fol- gende deutsche Admiralitätskarte: Nr. 126, Afrila, Ostküste. Lindi-Bucht. 1: 25 000. Geschäftsbericht der Ostafrikanischen Cisenbahngesellschaft. Dem ersten Geschäftsbericht der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft für die Zeit vom 29. Juni bis 31. Dezember 1904 entnehmen wir folgendes: Unsere Gesellschaft wurde zu Berlin am 29. Juni 1904 errichtet. Die Genehmigung der Satzungen durch den Reichskanzler erfolgte noch am selben Tage, die Verleihung der Korporationsrechte durch den Bundesrat und die Erteilung der Konzession für den Bau und Betrieb der Eisenbahn von Daressalam nach Morogoro am 830. Juni 1904. Das Kapital von 21 Millionen Mark wurde bei der Errichtung der Gesellschaft mit 25 v. H. ein- gezahlt und zum 1. Oktober 1904 vollgezahlt. Den unablässigen Bemühungen des verstorbenen Geheimen Kommerzienrates Oechelhäuser ist es zu danken, daß im Jahre 1895 unter dem Vorsitze des leider gleichfalls nicht mehr unter den Lebenden wellenden Dr. Georg von Siemens ein Komitee zusammentrat, um praktische Ermittlungen über die Möglichkeit und Kosten des Baues einer Bahn an- zustellen, welche, von Daressalam oder Bagamojo ausgehend, das Innere der größten deutschen Kolonie erschließen sollte. Verschiedene Experten wurden damals zur allgemeinen Erkundung des Landes hin- ausgesandt, darunter ouch der Geheime Ober- regierungsrat Bormann. Auf Betreiben der Deut- schen Bank wurde neuerdings eine weitere Studien- expedition nach Deutsch-Ostafrika gesandt, welche diesmal zwar nur ein bescheideneres, aber dafür fest umschriebenes Bahnbauprojekt vorbereiten und die Trassierung der Linie von Daressalam nach Moro- goro vornehmen sollte. Die Expedition reiste im Sommer 1903 aus und war mit der Ausarbeitung ihres Berichtes noch beschäftigt, als im vorigen Frühjahr der Reichstag seine Zustimmung einer neuen Vorlage der Kaiserlichen Regierung verlieh, die als Gesetz vom 31. Juli 1904 zur Grundlage unserer Gesellschaft wurde. ir erwarben von dem Syndikate, das in den Jahren 1895/96 und 1903/04 Expeditionen zur Erforschung des Gebietes zwischen Daressalam und Morogoro und zur Feststellung der Bahnlinie aus- gesandt hatte, die Studienergebnisse und übertrugen die Ausführung des Baues der Gesellschaft m. b. H. Philipp Holzmann & Cle., Frankfurt a. M., die sich verpflichtete, die ganze Bahnlinie spätestens am