angelegt worden. Die Flüsse Ngaka und Njumassi find zum Durchwaten mit bequemen Rampen versehen. Zwei Missionare, zwei Frauen und ein Kind der Brüdergemeine sind mit einspännigem Wagen, ohne dlesen auseinanderzunehmen oder tragen zu lassen, bis Wiedhafen gekommen, und diese Reisenden sind trotz mancher vorgefundener Schwierigkeiten der An- sicht, daß der Weg über Land dem Wasserweg über Chinde—Shire, ganz abgesehen von dem Kostenpunkt, bei weitem vorzuziehen ist. Einen mir freundlichst zur Verfügung gestellten Bericht über diese Reise schließt der Leiter Missionar Kretschmar mit den Worten: „Es ist unter uns wiederholt die Verwun- derung laut darüber geworden, daß wir auf der ganzen Strecke Kllwa—Wiedhafen so viel von gutem Wege fanden, und ich stehe nicht an, dies hier noch- mals ganz besonders zu betonen. Was in dieser Beziehung von der Regierung der Kolonie gelelstet wird, dürfte doch wohl einzig dastehen.“ Bei Kilometer 24 liegt an dieser Straße das große Dorf Magnua des Arabers Raschid bin Massud el wardi. Dasselbe verllert an Bedeutung durch die Miluärstation. Zur Zeit der Scheeleschen Expedition im Jahre 1894 noch Handelszentrum und von Hun- derten von Händlern und Elefantenjägern bewohnt, ist es heute nur noch Wohnsitz des immer mehr verarmenden Arabers Raschid. Nachdem die guten Geschäfte mit dem schwarzen und weißen Elfenbein aufgehört haben, verliert der Islam zusehends an Einfluß und Ansehen, wahrlich kein Schaden für das Land, wenn auch mannigfache Verdienste der Küsten- leute um das Land nicht bestritten werden sollen. Insbesondere sind diese Leute hier vorbildlich für den Reisbau geworden, der heute im ganzen Land in erfreulich großer Ausdehnung betrieben wird. Nach der Regenzelt werden 60 bis 80 Pfund guter enthülster Reis für 1 Rupie angeboten, später wird er teurer. Etwas abseits der großen Straße liegt an dem in breiter Niederung zum Rowuma am Ngango= Berge fließenden Luawassi (auf der Karte fälschlich Rukokwaha genannt) oder Ruaruaha die Mlssions- station der Benediktiner Peramiho mit schöner Kirche, ausgedehnten massiven Baullchkelten und Feldern. Von dem jetzigen Bischof Spieß 1899 gegründet, hat sie hocherfreuliche Resultate zu verzeichnen, besitzt in dem sehr volkreichen Gebiet von Mchamchata und Mputa (Neffen des alten Fürsten Mharuli) mehrere Außenplätze und wirkt äußerst segensreich unter dem für seelsorgerische Tätigkeit scheinbar recht empfänglichen Wangoni-Volke. An dem wasserreichen Luhiri hat der Ansiedler John Booth zur Zeit seine Versuchsfelder an- gelegt und seine Viehherden stehen. Im Gegen- sotz zu anderen oft an Trockenheit leidenden Strichen Ungonis gibt es hier in den schilfreichen Nlederungen das ganze Jahr über prächtige Welde= plätze, so daß das Vieh gut gedeiht und sich das 348 ganze Jahr über Kulturen mannigfachster Art durch Bewässerung ermöglichen lassen. Die hier angestellten Baumwollversuche sind noch nicht abgeschlossen, und man wird auch in diesem Jahre zu einem abschließenden Urteil überhaupt nicht kommen, da Herr Booth durch die Tellnahme an der Eisenbahn-Expedition in den Haupternte= und Bestellungsmonaten abwesend sein mußte. Aber auch schon jetzt bilden die hier und bel der Militärstation gemachten Erfahrungen wichtige Grundlagen für die weitere Ausbreitung der sicheren Erfolg versprechen- den Baumwollkultur. Herr Booth hat unweit von hier am Zusammen- fluß des Lumässa (Lumessi) und Rutukera Kohlen gefunden, von welchen eine Probe ebenso wie von denen der zweiten Fundstelle, welche weiter unten behandelt wird, zur Vorlage kommen werden. I kann auch nach persönlicher Besichtigung der Felder als Laie ein verantwortliches Urteil über die Kohlen nicht abgeben. Von hier aus einige Stunden den Rutukira ab- wärts hat für die trockenen Monate Stabsarzt Dr. Panse sein Lager für die Tsetsestation aufge- schlagen. Die schönen Weiden ermöglichen ihm hier besser als auf der sehr trockenen Militärstation die Haltung der Versuchsherden. Für die Regenzeit beabsichtigt Dr. Panse wieder nach Ssongea zurück- zukehren, da alsdonn neben der Möglichkeit der billigeren Beschaffung von Lebensmitteln für Personal und Tiere auch wieder gute Weide vorhanden ist. Rutukira und Hanga, die Hauptzuflüsse des Ruhuhn, sind in ihrem Unterlauf und der Ruhuhn in seinem Oberlauf die größere Zeit des Jahres für Einbäume schifsbar, von August bis Dezember können sie aber nicht befahren werden. Dieser Umstand kann bei einem eventuellen Bahnbau Wichtigkeit insofern er- langen, als Zerealien, andere Landesprodukte und Kalk, der am Rukago in großen Mengen und guter Beschaffenheit liegt, in die Nähe der Bahn auf billigste Weise geschafft werden können. Hierauf wurde der Marsch am rechten Rutukira- Ufer fortgesetzt. Hier halten die Wangoni-Häuptlinge ihre Viehherden, abgesehen von kleinen Beständen, welche sie an ihren Wohnsitzen stehen haben. Es gibt das ganze Jahr über in den weiten Fluß- niederungen gutes Gras, so daß das Vieh sehr gut aussieht. Der Großhäuptling Pamballoto hat be- sonders große, nennenswertere Herden. Die Militär- station beabsichtigt, in den Gebieten, wo sich nach- weisbar Vieh gut hält, aus dem Bestande der Statlonsherde Zuchtwieh an zuverlässige Eingeborene zu verteilen und hierdurch die Lust derselben zur Züchtung zu beleben. Das Gebiet des genannten Pambalioto ist insbesondere durch sein salzhaltiges Gras in erster Linie hierzu geeignet. Am Zusammenfluß des Rutukira mit dem Ruhuhn (der erstere bricht hier in tief eingeschnittenem Tal durch das Sandsteingebirge) scheinen die besten Be- dingungen für den Anbau von Baumwolle vorhanden