— 400 speziellen vertritt Konsul Vohsen die Bestrebungen der Siedlungsgesellschaft für Südwestafrika, welche bisher ohne irgend welchen eigenen Nutzen lediglich das Interesse des Schutzgebietes vertreten hätte. Dlesen Ausführungen schließt sich Dr. Scharlach an, indem er ausführlich die Schwierigkelt einer Siedlungsgesellschaft an der Hand des Beispiels der Hanseatischen Sledlungsgesellschaft für Südbrasilien vorführt. Redner ist der Ansicht, daß Siedlung in Südwestafrika im großen nur im Anschluß an reichen Bergbau und dadurch hervorgerufene günstige Absatzverhältnisse gute Ergebnisse zeitigen könne, zumal die Ansprüche der Ansiedler an das Leben heutzutage im Verhältnis zu früheren Zeiten bedeu- tend gewachsen seien. An der Debatte beteiligten sich Herzog Johann Albrecht, die Herren Bugge und Staudinger. Der Vorsitzende verbreitete sich über die Absichten der Kolonialverwaltung auf dem Ge- biete der Ansiedlung des Schutzgebietes. Was die Urteile über die Sledlungsgesellschaft anbelangt, so seien die Ergebnisse der Arbeiten der von dem Reichstag beschlossenen Kommission, die die Verhält- nisse der Gesellschaften im Schutzgebiet prüfen solle, abzuwarten. Er könne diesem Ergebnisse nicht vor- greifen. Er müsse aber erklären, daß bisher der Verwaltung keinerlei Tatsachen bekannt geworden seien, die die gegen die Siedlungsgesellschaft gerich- teten Angriffe als berechtigt erscheinen ließen. In der Spezlaldiskussion gab auf eine Anfrage des Geh. Reglerungsrats a. D. Simon der Vor- sitende Aufschluß über den Stand der Verkehrs- mittel, Eisenbahnen und Landungseinrichtungen im Schutzgebiet. Die Ansichten des Vorredners über die Wichtigkelt einer Erwelterung des Eisenbahnnetzes wurden von der Verwaltung geteilt. Entschließungen ständen noch aus. Bei der Beratung der weiteren Titel des Etats führten die Fragen der Entsendung von Geologen und Bergbeamten, die Fürsorge für Aufzucht und Verbesserung des Rindviehbestandes des Schutzgebiets und der großen Stauanlagen zu Debatten, an denen die Herren Staudinger, Schmeißer und Vohsen teil- nahmen. Vom Reglierungstisch wurde Aufklärung über die beabsichtigte Einführung von Rindvieh aus Argentinien und Mexiko und die sonstigen auf Hebung der Viehzucht bezüglichen Maßnahmen gegeben. In der Nachmittagssitzung gelangte vor Eintritt in die Tagesordnung ein Antrag des Dr. Scharlach zur Abstimmung: „Der Kolonialrat steht nach wie vor auf dem Standpunkt, daß es eine Voraussetzung für die ge- sunde wirtschaftliche Entwicklung des Schutzgebietes für die nächste Zeit ist, daß die Ansiedler in Süd- westafrika für die von ihnen nachgewiesenen Verluste durch die Eingeborenenaufstände voll entschädigt werden.“ . Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Bel der nunmehr erfolgenden Besprechung des Etats von Kamerun beantragt Dr. Scharlach bel der Regierung Maßregeln gegen den Raubbau auf Gummi; es müsse zu diesem Zweck der sogenannte Frelhandel eingeschränkt und die Gummigewinnung in einzelnen geschlossenen Geländen unter Ausschluß der Kon- kurrenz stattfinden. An der Diskussion über diese Fragen beteiligten sich die Herren Vohsen, Vietor, Woermann, Staudinger. Maßregeln gegen den Raubbau, soweit sie durchführbar und kontrollierbar sind, werden empfohlen, die Emschränkung des Frei- handels aber nicht als wünschenswert bezeichnet. Der Vorsitzende gibt hierauf Auskunft über die in Südkamerun ausgebrochenen Unruhen, welche nur lokaler Natur sind und keinerlei Einfluß auf andere Geblete des Schutzgebletes haben. Es handle sich hier um noch ununterworfene Stämme, die mit Weißen bisher kaum in Berührung gekommen sind. Den Raubbau an Gummi nach Kräften zu ver- hindern, sei die Regierung fortgesetzt bemüht; ein Mittel, dies vollständig durchzuführen, sel jedoch noch nicht gefunden, wie dies auch das Beispiel der Nachbarkolonie beweise, es sei denn durch Gewährung von Monopolen, deren Einsührung der Kolonialrat selber nicht wünsche. In der Spezialdiskussion macht Herr Staudinger den Vorschlag, speziell in Kamerun, an Stelle des Landverkaufs das Pachtsystem treten zu lassen, wie sich dies in den holländischen Kolonien bewährt habe, unter genügender Berücksichtigung der Rechte der Emgeborenen. Dr. Scharlach schließt sich dem Vor- redner an. Der Vorsitzende gibt zu, daß das System der Verpachtungen an sich dem System der Ver- käufe vorzuzlehen sei. Jedoch werde die Kolonial-= verwaltung, wenn sie vor die Wahl gestellt werde, entweder Land zu verkaufen oder auf die Investlerung deutschen Kapitals zum Zwecke der kulturellen Er- chließung des Landes zu verzichten, sich nicht wohl ür das zwelte entschelden können. Sie werde ver- uchen, das System der Verpachtungen künftig in Anwendung zu bringen. Beim Etat von Togo gibt der neuernannte Gouverneur Graf Zech Auskunft über verschiedene Fragen, besonders über Wegebau und Unterstützung der Ausbreitung der deutschen Sprache. Beim Etat von Deutsch-Neu Guinea bilden eine intensive Erforschung des bisher noch ungenügend bekannten Festlandes von Neu--Guinea durch Ex- peditionen, und die rationelle Erschließung des Schut- hebletes den Gegenstand der Debatte, an der sich die Herren Staudinger, Supf, Alexander, Schöller und Schmeißer beteiligten. Reglerungsseltig wird darauf hingewiesen, daß Ausgaben für Expeditionen sich nur insoweit rechtfertigen lassen würden, als davon bestimmte wirtschaftliche Vortelle für das Schutz- gebiet zu erwarten seien. In der Spezialdiskussion wird von Herrn Schoeller die Frage der Zölle, speziell der Einfuhrzölle auf Tabak, berührt und Wünsche nach einer Polizeistation in Berlinhafer, einem Dampfer für Friedrich-Wilhelmshaven, An- stellung eines Tierarztes und Importierung von