— 8 — Die Neubaustrecke der Usambara-Eisenbahn von Korogwe nach Mombo ist von der Firma Lenz & Co. in Berlin noch vor Ablauf der vertragsmäßigen Frist fertiggestellt und am 19. Februar d. J. feierlich eröffnet worden. Der Betrieb der gesamten Strecke Tanga—Mombo ist von der Deutschen Kolonial-Eisenbahnbau= und Betriebsgesellschaft in Berlin übernommen worden. Ein erfreuliches Bild der wirtschaftlichen Entwickelung des Schutzgebiets bot eine Ausstellung für Landwirtschaft und Gewerbe, die als erste in ihrer Art im August v. J. in Daressalam statt- gefunden hat. Auch auf der Weltausstellung von St. Louis war Deutsch-Ostafrika vertreten und hat eine ganze Reihe von ersten Preisen davongetragen. Besonders beachtenswert erscheint die Zuerkennung der goldenen Medaille für ostafrikanische Baumwolle, der höchsten Auszeichnung, die auf der Aus- stellung für Baumwolle verliehen ist. Die Arbeiten zur Verbreitung der Baumwollkultur werden unter Leitung des kolonialwirtschaft- lichen Komitees in tatkräftiger Weise fortgesetzt. Die Sisalplantagen zeigen eine sehr günstige Entwickelung und werden dauernd ausgedehnt, während die Mehrzahl der Kaffeeplantagen mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Mit dem Anbau zahlreicher anderer Produkte, wie Gummi, Kapok, Kakao, Pfeffer u. a. werden Erfolg versprechende Versuche gemacht. Der Handelsverkehr, dessen Entwickelung in den letzten Jahren recht zu wünschen übrig ließ, beginnt jetzt einen erfreulichen Aufschwung zu nehmen. Wenn man die Zahlen für den Handel über die Binnengrenze, die erst für die ersten drei Vierteljahre von 1904 vorliegen, schätzungsweise einsetzt, so wird sich die Gesamteinfuhr für 1904 auf rund 14 Millionen, die Gesamtausfuhr auf rund 9 Millionen Mark stellen. Für den Gesamthandel des Jahres 1904 ergibt sich damit der sonst noch nicht erreichte Betrag von 23 Millionen Mark, der gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 4½ Millionen Mark darstellt. Sehr bemerkenswert ist die Entwickelung des Handelsverkehrs im Bezirk Muansa, wo sich die Jolleinnahmen seit Eröffnung der Ugandabahn vervielfacht haben. Während sie im Jahre 1903 rund 20 000 Rupien betrugen, haben sie sich nach vorläufigen Angaben für 1904 auf über 70 000 Rupien belaufen. Unter den für das Schutzgebiet im letzten Jahr erlassenen Verordnungen sind hervorzuheben: eine Verordnung des Reichskanzlers vom 24. Dezember 1904, welche bestimmt, daß die in Deutsch-Ostafrika nach dem 31. Dezember 1905 geborenen Kinder von Haussklaven frei sind; eine Verordnung des Gouverneurs vom 3. Oktober 1904, wonach Goanesen und Parsen in Deutsch-Ostafrika als Nichteingeborene anzusehen sind; eine Waldschutzverordnung vom 9. September 1904 und eine Verordnung vom 22. März 1905, betreffend die Erhebung einer Häuser-Hüttensteuer, in welcher letzteren versucht ist, die seit Einführung der Steuer im Jahre 1897 gemachten praktischen Erfahrungen zu verwerten und die hervorgetretenen Mißstände zu beseitigen. Zu erwähnen ist schließlich noch, daß eine Anzahl von Burenfamilien in das Schutzgebiet ein- gewandert ist, um sich als Ansiedler dort niederzulassen. Nach einem Ende März d. J. hier ein- getroffenen Bericht des Gouvernements hat das Land am Meru-Berg und weiter hinein nach dem Vik- toria-Njansa zu den Wünschen der Buren am meisten entsprochen. Am Meru-Berg waren im Februar d. J. 15 Burenfamilien in der Ansiedelung begriffen, die sich ihre Farmen bereits ausgesucht hatten. Die gemischte Grenzexpedition zur Festlegung der Grenze zwischen Deutsch- und Englisch--Ost- afrika vom Ostufer des Viktoria-Rjansa zum Kilimandscharo hat gute Fortschritte zu verzeichnen. Sie hat nach der letzten Nachricht die Nähe des Kilimandscharo erreicht. Zu Beginn des Jahres 1905 wurde von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in Verbindung mit der Firma Hansing & Co. sowie mit einer Anzahl von Banken (hauptsächlich denjenigen, welche