bei der lügnerischen Art der Haussas gar nicht mit Sicherheit von vornherein anzunehmen war, meines Erachtens ein Einschreiten gegen die Bapeas nicht unbedingt notwendig gemacht, denn das ganze Bapea-Gebiet zwischen Mbam (Sanaga), Bakoko und dem Wege von Schimmelpfennig von Mbam nach Jabossi war noch von keinem Europäer betreten, und Haussas, die hier handelten, wußten sehr wohl, daß sie dies auf eigenes Risiko taten. Aber die Einfälle in das friedliche Land der arbeitsfrohen Jambassas durfte die Station unter keinen Umständen tatenlos mitansehen. Die Jambassa haben sich, wie im Schutzgebiet sonst wohl nur noch die Balis, ein Recht auf Regierungsschutz erarbeitet. Von den Bapeas war außer dem Bericht des Hauptmanns v. Schimmelpfennig aus dem Jahre 1901, der ihre nördliche Grenze berührt und sich den Durchmarsch hatte erkämpfen müssen, nichts be- kannt; das eigentliche Bapea-Land war bisher terra incognita. Im Jahre 1898 habe ich bei dem Wute-Häupt- ling Ngutte, der damals noch in dem jetzigen Sase am Mbam residierte, Bapea-Gefangene gesehen und die Leute als tapfere Männer, die im Gebirge wohnen, rühmen hören. Ende 1904 suchte ich durch Vermittklung der Sdu Batis, die auf dem rechten Mbam-Ufer zwischen Balinga und den Bapea sitzen, mit letzteren in Verbindung zu treten, um sie vor ferneren Angriffen auf Jambassas und Haussas zu warnen. Die un- bewaffneten Stationsboten vermochten gar nicht bis in das erste Bapea-Dorf zu kommen, sondern wurden von den Leuten des Häuptlings Nubanu mit Hohn zurückgetrieben. Als unmittelbar darauf ein ver- einigter Einfall des Nubanu und Biaka Bapea in das Jambassa= und Bati-Gebiet erfolgte, und die dringenden Klagen auf der Station nicht aufhörten, sandte ich eine Patrouille von 10 Mann nach Jam- bassa, um den Tatbestand festzustellen. Die Pa- trouille wurde dicht bei Assena von dem Häuptling Nubanu angegriffen; sie kehrte ihrer Weisung gemäß sofort nach der Statlon zurück. Ich suchte die Genehmigung des Herrn Gou- verneurs nach, die Jambassas bewaffnet vor den Bapeas zu schützen, und stand am 27. Januar d. Is. mit 70 farbigen Soldaten einschließlich Chargen und 50 Mann Batl-Hilfsvölkern unter ihren eigenen Häuptlingen bei der Bakinga-Fähre rechts des bam, um in das Bapea-Land einzurücken. Ich hatte mit 70 Mann ausrücken können, ohne die Statlon von der nötigen Besatzung zu entblößen und den Posten in Olinga-kono am Niong einzu- ziehen, weil ich 25 freiwillige, entlassene Schutz- truppen-Soldaten für die Dauer der Bapea--Aktion einstellte. Die Hilfsvölker nahm ich mit, weil die 70 Soldaten ausschließlich sechten mußten, wenn mit den geringen Machtmitteln ein dauernder Erfolg errungen werden sollte, während zum Rekognoszieren, für unwichtige Posten, Gefangenen-Wachen und Be- 528 wachen die Batis, gekräftigt durch den Halt, den ihnen die Soldaten gaben, genügen mußten. Während die Karawane in zwel Tagemärschen von Ewuna bala an der Sanaga-Fähre nach Ateba und von dort in das Dreieck zwischen den beiden Strömen marschierte, bin ich von den Nachtigal-Fällen im Kanu stromab zur Mbam-Mündung gefahren. Die Eingeborenen hatten stets versichert, daß das der vielen Wasserfälle und Schnellen wegen unmöglich sei, da ich aber wußte, daß sie alle in Feindschaft untereinander leben und sicherlich nie überhaupt den Versuch gemacht hatten, kaufte ich ein starkes Kanu und stellte beim Abmarsch der Karawane aus dem schönen Lager unterhalb der Schnellen zwei Flscher einfach vor die vollendete Tatsache, mich mit vier wasserkundigen Sierra-Leone-Soldaten stromab bis Ateba zu lotsen, wo ich die Karawane treffen und übernachten wollte. Unterhalb der Nachtigal-Fälle, wo sich das Wasser brausend zwischen drei grünenden Felsinseln ungefähr 25 m hoch herabstürzt, ist der Sanaga 500 m breit, nicht tief, aber reißend. Die Szenerie: auf der einen Seile ein tiefdunkler Urwald- streifen, auf der anderen weite, wellige Grassteppe, der donnernde Fall, der Strom mit den Schaum- slocken und der Blick auf die Mangissa-Berge im Westen übt immer wieder seinen Reiz aus. Am rechten Ufer war hier zudem, solange der Schrecken vor den Wutes und Ngila die Menschen verscheuchte, ein Paradies für den Jäger. Jetzt sitzen Bat- schengas und Batis längs des Flusses, und selbst die Pallah-Böcke find spärlich geworden. In schneller Fahrt ging es in dem starken Kanu, das 20 Menschen faossen kann, stromab bis zur Einmündung des Mfamba und den mir wohl- bekannten bebauten Inseln im Strom, auf denen ich 1898 die Batschengas endgültig unterwarf. Vorn und hinten stehend lenkten die Fährleute mit langen Stangen das Boot. An der Spitze der ersten großen Insel, wo wir seinerzelt vom Ufer aus übergesetzt waren, hielten sie an und behaupteten, man könne nicht weiterfahren und über eine lange Steinbarre, die wir stromab sahen, nicht hinüber. Ich glaubte selbst, nachdem ich die aufregende, reiz- volle Fahrt von ¾ Stunden über kleine Fälle, Strudel und Steine hinweg, zwischen grünen Inseln und Inselchen hindurch gemacht habe, daß ein Mensch, der nicht hier groß geworden ist, in diesem Wasser- labyrinth scheitern muß. Uns brachten zwei Insel- bewohner in sausender Fahrt stromab in ruhiges Wasser. Der Sanaga ist hier in diesem Insel- system wohl 4 bis 5 km breit. Die Gewandtheit und Kraft, mit der namentlich der vonnstehende Mann die Klippen meidend allzustarke Stöße mit seiner Leitstange abfing, war erstaunlich. Dann kam eine Stunde ruhiges Wasser und zum Schluß ein Wasserfall von ungefähr 20 m über den ganzen Strom, der nicht sonderlich wirkt, weil er sich auf viele kleine Fälle verteilt, die sich tellweise über- haupt nur als Schnellen präsentieren. Hier hatten