nicht zu beurtellen; das muß vielmehr den Erwä- gungen der diesbezüglichen Verwaltungsorgane über- lassen bleiben. « Die Schwierigkeit der Fortbewegung größerer hfen auf Negerpfaden machte sich denn auch e am zweiten Tage nach dem Abmarsche von Ussuwi unliebsam fühlbar. Allnächtlich entliesen Träüger und täglich mußte ich Patroulllen aus- senden, um Flüchtlinge einzufangen. Andere wie- der wollten zwar nicht entwelchen, drückten sich aber allmorgendlich zunächst in die Büsche, um als Reserveträger leer neben der Karawane herzulaufen. Trotzdem ist es mir allmählich gelungen, die Karawane nach dem Wecken so schnell auf die Beine zu bringen, daß die ersten Träger etwa dretviertel Stunden später abmarschieren konnten. Reveille wurde um 5 Uhr gemacht, um 5¾ Uhr setzten sich dle ersten Leute mit ihren Lasten in Bewegung; die letzten folgten dann in etwa 1¼ bis 1½ Stunden; denn selbst bei Vermeidung größerer Lücken zog sich ie Karawane auf den Negerpfaden auf eine Strecke von etwa 4 km hin. Die Askaris und die Hilfsrrieger waren auf die einzelnen Abteilungen des Zuges vertellt. Marschtert wurde dann ohne Unter- Vrechung bis gegen 81½ Uhr; dann eine etwa astündige Pause gemacht und dann ohne weitere Station bis in das neue Lager marschiert. Ich richtete es, wenn irgend möglich, so ein, daß die Spitze des Zuges zwischen 11 und 12 Uhr dort eintraf. Die Quene kam dann so etwa um 1½ Uhr im Lager an, und die schwereren Lasten folgten bis gegen 4 Uhr. Die Nachmittagszelt mußte ich zur Verfügung haben, um die für die Expedition erforder- liche Nahrung herbeizuschaffen und zur Verteilung gelangen zu lassen. Die Verpflegung der 1200 Leute hat mir im allgemeinen weniger Schwierigkeiten bereitet, als ich anfangs anzunehmen geneigt war. Mehrfach waren Gerüchte über Hungersnot in Urundi infolge Hagel- schlages zu mir gedrungen und sowohl brieflich wie mündlich hat mir der Stationschef von Usumbura dieselben bestätigt. Ich habe aber auf meinem ganzen Marsche irgendwelche Anzeichen einer Hungersnot nicht entdecken können; es ist mir auch nicht ein einziges schwarzes Wesen begegnet, das verhungert aussah. Ich erkläre mir das daher, daß die Hungersnot bereits fast fünf Monate vor meiner Reise durch Urundi eingetreten war. An Wasser hat es nie gefehlt und ich glaube aucg, daß selbst in der Trockenzeit hier ein ochtiger Wassermangel, der den Durchzug von — gewöhnlichen Umfanges in Frage stellen bünnte, nicht eintreten wird. Die Träger wurden, hrer Gewöhnung gemöß, hauptsächlich mit Bananen verpflegt; ich bin auf der ganzen Tour überaus 601 großen und vielen Bananenpflanzungen begegnet; allerdings in Ussumt und den Bukoba-Bezirken mehr als in Urundi; dagegen schelnt in der letztgenannten Landschaft größerer Wert auf den Anbau von Bohnen und Erbsen gelegt zu werden. Von den Bananen- trauben reichte eine sehr große für den täglichen Bedarf von zwei Waheiaträgern. Bel mlttlerer Größe erhielten je drei Mann zwel Trauben und bei kleiner Größe jeder Mann eine Traube. An Zuspeise habe ich meist Rindvieh, sonst Ziegen und Schafe, erstanden. Für die Askaris, die indischen Handwerker, Boys usw. sowie für unvor- hergesehene Fälle führte ich einen Reservevorrat von 80 Reislasten mit mir. Sie haben mir auch in den letzten vier Tagen der Reise recht wertvolle Dienste gelelstet. Außerdem habe ich bel sehr reichlicher Nahrungszufuhr immer Gelegenheit genommen, die Bohnen und Erbsen in kleinen, etwa 15 bis 20 Pfund haltenden Beuteln zu sammeln und von den Reserve- trägern mit transportieren zu lassen. Hiermit habe ich in den letzten Tagen die Leute des Sultans Kassussura, die die Reisnahrung nicht nehmen wollten, verpflegt. Bis Ussuwi, ja bis an die erste Kagera (7. April) wurde die Verpflegung durch die Fürsorge der Sul- tane stets prompt geliefert. Nach überschreitung des Ruwuwu aber fand ich in der Beschaffung der Lebensmittel Schwierigkeiten. Die Bevölkerung ließ sich entweder gar nicht sehen oder floh, sobald sie der Karawane ansichtig wurde. Die Eingeborenen waren ganz außerordentlich schen und furchtsam oder miß- trauisch. Es war mir, trotzdem ich sie durch des Kirundi kundige Leute rufen ließ, lange Zeit nicht möglich, mit ihnen in einen friedlichen Verkehr zu gelangen. Sobald das Lager bestimmt war, ließ ich nach allen Richtungen ausrufen, daß ich Lebensmittel haben und dieselben reichlich bezahlen wolle, daß nlemandem etwas geschehen würde und daß ich Führer wünsche. Diese Kundgebungen verliefen stets ohne Erfolg. Ich war daher gezwungen, mir Lebens- mittel auf dem Wege der Requisition zu verschaffen. Zu diesem Zwecke wurden Abteilungen von je 20 bis 30 Mann, von zwei Askaris oder einem Askari und einem Ruga-Ruga geführt, in die naheliegenden Dörfer und Schamben entsendet. Die überaus zahl- reichen und sehr ausgedehnten Anpflanzungen, die alle Berge, Hügel, Täler und Schluchten bedecken, machten mir dies nicht schwer und ermöglichten mir auch, daß ich die Abteilungen wenigstens tellweise im Auge behalten konnte, um so eher, als ich meist auf erhöhten Punkten Lager machte. Diese Requt- sitionen habe ich nicht gern vorgenommen; denn fie konnten die Leute leicht noch mißtrauischer und weniger genelgt zum Verkehr stimmen, außerdem konnte ich nie wissen, ob die abgesandten Abteilungen nicht plünderten und raubten. Um den Eingeborenen zu zeigen, daß ihnen nichts geraubt werden solle,