— 726 richtes an der Sternwarte in Göttingen für Offizlere und Kolonlalbeamte, die als Grenzkommissare oder als Spezialisten für genaue Ortsbestimmungen im deutschen Kolonialdienst sich zu betätigen wünschen, hat für diese Neuauflage der Anleitung die Neu- bearbeitung des Kapitels der astronomischen Orts- bestimmung auf Reisen übernommen. Da der Ver- fosser über elne reiche praktische Erfahrung und auf eine langjährige erfolgreiche Lehrtätlgkeit auf diesem Gebiet zurückblicken kann, darf seine Schrift jedem, der sich mit diesen Dingen befassen will, wärmstens empfohlen werden. Sie soll und will wohlver= standen die praktische Einübung unter der Anleltung eines Fachmannes nicht ersetzen. Denn es gibt fast kein Gebiet menschlichen Wissens, auf dem eine solche fachmännische praktische Anleitung mehr erforderlich wäre, als gerade auf dem Felde der astronomischen Ortsbestimmungen, auf dem durch bloßes Bücher- studium ein voller Erfolg für die meisten nicht zu erreichen ist. Die Ambronnsche Anleitung bezweckt eine leicht faßliche Einführung in diese Materie zu geben, ohne sich in die Ableltung der Formeln der sphärtschen Trigonometrie einzulassen und so wird ie auch dem Reisenden auf dem Felde seine Wirk- amkeit, wenn er vorher eine genügende praktische Ausbildung an einer Sternwarte genossen hat, eine willkommene Stüte zur Ausfüllung etwaiger Lücken seines Wissens oder zur Auffrischung seines Ge- dächtnisses bieten. Conrad Rust: Krieg und Frieden im Herero- lande. Aufzelchnungen aus dem Krlegsjahre 1904. Herausgegeben von Dr. E. Th. Förster in Berlin- Groß-Lichterfelde. Kommisssonsverlag bei L. A. Kitt- ler-Leipzig. Preis geb. 10 Mark. Selbst Farmer in Deutsch-Südwestafrika, hat Conrad Rust uns in vorliegendem Buche sehr inter- essante und anschauliche Bilder aus dem ersten Aufstandsjahr geliefert. Das Buch ist fast unmittel- bar nach Ausbruch des Aufstandes handschriftlich begonnen worden, und wurden in seinem ersten Teil (Seite 1 bis 146) der Ausbruch des Ausfstandes, im zweiten Teil (Seite 147 bis 421) die mili- tärischen Operationen geschildert und im dritten (letzten) Teil (Seite 423 bis 552) politische und wirtschaftliche Fragen berührt. Da Verfasser stets bestrebt gewesen ist, seiner Schilderung der Ereignisse möglichst nur authen- tisches Materlal zugrunde zu legen, so dürfte das vorliegende Buch in dieser Hinsicht auch sür eine künftige Geschichte des Hereroaufstandes seinen Wert behalten. Ronald Roß: Untersuchungen über Malaria. lbersetzt von Dr. Schilling. Jena. Gustav Fischer. 1905. Prels 3 Mk. Die für den Nobelpreis für Medizin vorgelegte Abhandlung enthält hauptsächlich eine Beschreibung der eigenen Untersuchungen des Verfassers über die Beziehungen zwischen Malariaparasiten und Stech- mücken. Dadurch bekommt das Buch eine frische persönliche Note, welche es vortellhaft vom trockenen Ton spröder Gelehrsamkeit unterscheidet. Man lernt einen vorzüglichen Charakter kennen und gewinnt einen Einblick in die geistige Werkstätte des Forschers; man sieht, wie er seine Ideen konzipiert, wie er in kritischer Selbstprüfung Irrtümer überwindet und wie er trotz aller Mißerfolge dem klar erkannten Ziele jahrelang mit zähem, angelsächsischem Fleiße nachstrebt, bis er es ganz erreicht hat. Seine Lei- stungen erscheinen um so bewunderswürdiger, als er — wie er wiederholt betont — bei seinen vor- gesetzten englisch-indischen Behörden fast gar keine Unterstützung gefunden hat. Die Übersetzung liest sich sehr angenehm, fach- wissenschaftliche Ausdrücke werden in einem Ver- zeichnis am Schluß erllärt; störend ist nur, daß Seite 62 und 63 vertauscht sind. Arzte, auch wenn ihnen das Thema fern liegt, werden ihre Freude an der Lektüre eines Buches haben, das die geistige Entwicklung eines tapferen Kollegen zur Berühmheit psychologisch entwickelt. In Kolonialkreisen aber ist das Werk auch denjenigen Aichtärzten warm zu empfehlen, denen daran liegt, über die wichtige Lehre von der Ubertragung der Malarla durch Stechmücken eine zusammenfassende Darstellung aus der Feder des ersten Entdeckers dieser Tatsache kennen zu lernen. Das soeben erschienene Heft Nr. 11 des „Tropenpflanzer“, Organ des Kolonial-Wirt- schaftlichen Komitees, Berlin, Unter den Lunden 40. bringt an erster Stelle eine eingehende Würdigung des Kolonial-Kongresses 1905 von Dr. Soskin, in welcher darauf hingewiesen wird, daß der Kon- greß sich namentlich mit der Formullierung von Wünschen und Programmen für die zukünftige Ge- staltung des Wirtschaftslebens der Kolonien zu be- fassen hatte. Bedeutende greifbare Erfolge seien vorläufig noch nicht aufzuweisen, da die deutschen Kolonialbesitze noch im Stadium ihrer Entwicklung sind, wo noch viele Vorarbeuen zu erledigen seien. Der Kongreß habe sich zur Aufgabe stellen müssen, die Natur dieser Vorarbeiten kennen zu lernen und Mittel zu ihrer Durchführung vorzuschlagen. Dr. Soskin bespricht ausführlich die Arbeiten der Sek- tion V, die sich mit den wirtschaftlichen Verhältnissen der Kolonien und überseeischen Interessengebiete befaßte. In einem weiteren Aussatz über die Kautschuk- misteln lefert Prof. Warburg eine ausführliche Schilderung der neuen in Venezuela entdeckten kautschukliefernden Mistel. Stabsarzt Dr. Diesing macht kurze Mit- teilungen über einen Immunisierungsversuch der Rinder in Kamerun, der einen relativen Erfolg aufweist. In den ständigen Rubriken werden die Berichte