— 42 besonders tüchtiger und materiell fortgeschrittener Farmer im Kapland und seinen Nachbargebieten noch einen weiteren Weg, um den verderblichen Folgen der Dürre zu begegnen. Es ist dies der Anbau besonderer Futterreserven mit Hilfe künstlicher Be- wässerung, und zwar steht hier bel weitem voran die Luzerne. Luzerne kann im ganzen südafrikanischen Trockengebtet nur mit Hilfe künstlicher Berieselung zum Gedeihen und zu guten Erträgen gebracht werden. Die Berieselung kann erfolgen erstens aus fließenden Quellen, zweitens aus Staudämmen, drittens aus Brunnen, aus denen das Wasser durch Pumpwerke gehoben werden muß. Die Zahl der Quellen ist in Südwestafrika gering, und wo es Quellen gibt, da ist ihre Verwertung zur Berieselung des Landes in der Regel so einfach, daß darüber nichts weiter gesagt zu werden braucht. Auch über die Bedeutung von Dämmen kleineren und mittleren Maßstabes ist unter den Kennern südafrikanischer Verhältnisse kein Streit. Sie haben, abgesehen von den verhältnis- mäßig hohen Kosten, die sie verursachen, und von der Möcglichkelt ihrer Vernichtung durch das Wasser selbst bei unzweckmäßiger Anlage, nur den einen Nachteil, daß sie zu ihrer Füllung auf den Regenfall an- gewiesen sind, und daß sie daher, sobald eine längere Dürreperiode eintritt, eben infolge des fehlenden Regens austrocknen und versagen. Im übrigen kann der Ertrag von Luzerne, die unterhalb eines solchen Dammes gebaut wird, ohne große Beeinträchtigung des Futterwertes jahrelang aufgespeichert werden. Der Dammbau auf den Farmen ist im Kaplande durchschnitklich sehr viel weiter vorgeschritten als bei uns selbst in den am besten besiedelten Teilen unserer Kolonie. Es erklärt sich das zumeist daraus, daß den kapländischen Farmern in den Jahren, da es ihnen gut ging, namentlich aus den Erträgen ihrer Wollprodukrion viel größere laufende Bar- einnahmen zur Verfügung standen als unseren fast durchweg noch ganz im Anfangsstadium sleckenden Anfiedlern. Auch für die nächste Zukunft werden unsere Farmer anders als durch Kredit aus öffent- lichen Mitteln meistens nicht in der Lage sein, Damm- bauten von merklichem wirtschaftlichen Nutzen aus- zuführen. Durchaus grundlegend müssen für uns bezüglich der Wasserversorgung des Landes diejenigen Er- fahrungen sein, welche man im Kaplande während der letzten Jahre mit Wasserbohrungen, namentlich mit tieferen Bohrlöchern, gemacht hat. Für den Reichtum eines südafrikanischen Ge- biets an unterirdischen Wassern gilt dieselbe Regel wie für die Menge seiner Futtergewächse: beides steht in direkter Abhängigkeit von der Menge der jährlichen Niederschläge, nur mit dem Unterschied, daß einige dürre Jahre hintereinander die Weide zeltweillg fast ganz vernichten können, während der Wasservorrat in größeren Tiefen selbst während einer Reihe niederschlagsarmer Jahre geringeren Schwankungen unterworfen ist. Innerhalb unserer Kolonie Südwestafrika herrschen über den- Begriff „tief“, sobald es sich um Brunnenanlagen handelt, ganz andere Anschauungen als im Kaplande. Es rührt dies hauptsächlich wohl daher, daß unsere Ansiedler durch den reichlichen Grundwasservorrat, der sich im Sande der zahlreichen Flußbetten meist nur wenige Fuß unter der Oberfläche talwärts be- wegt, soweit verwöhnt find, daß sie elne Brunnen- tiefe von 15 m oder 50 Fuß schon für sehr erheblich, und eine solche von 100 Fuß für beinahe unerhört halten. Allerdings ist Wasser aus solcher Tiefe mit den primitiven Hebewerkzeugen, wie sie bei uns noch fast durchweg im Gebrauch sind, d. h. mit Menschenkraft oder bestenfalls mit einer sogenannten Baggerpumpe, nicht mehr gut in die Höhe zu bringen; die Aufsetzung eines Windmotors übersteigt aber in der Regel, ebenso wie die Anlage eines tieferen Brunnens selbst, die wirtschaftliche Kraft eines wenig kapitalkräftigen Anfiedlers, und um solche handelte es sich bisher bel unseren Farmern so ziemlich in neun Fällen unter zehn. Die kapländischen Bohrungen innerhalb des vorhin beschriebenen Trocken- gebiets haben nun aber gezeigt, daß die Tiefenzone bis zu 100 Fuß, d. h. derjenigen Grenze, die bisher in Südwestafrika von den sogenannten Bohrkolonnen innegehalten werden sollte, für die Erschließung des unterirdischen Wasservorrats wenigstens in der Karroo und ihren Nachbargebieten in keiner Weise ent- scheidend ist, insofern die Bohrer innerhalb dieser Grenze oft durch völlig trockenes Gestein gingen. Dagegen haben z. B. die großen Bohrungen der Firma Logan & Co. bei Tweedside und Matjes- fontein die jetzt dort zur Verwertung gelangenden, sehr bedeutenden Wassermengen erst in elner Tiefe von 200 bis 400 Fuß aufgeschlossen. Auf der Loganschen Farm Tweedside sah ich den unter- irdischen Wasserdruck einen einzölligen Strahl 8 Fuß hoch aus einem gegen 400 Fuß tiefen Bohrloch werfen. Um ein anderes Beispiel anzuführen, so ist ganz kürzlich auf der Farm Rhenosterskolk im Distrikt Carnarvon bei 300 Fuß ein Wasserzufluß von 40 000 Gallonen = 160 000 Liter pro 24 Stun- den aufgeschlossen worden. Eine lange Reihe ähn- licher Erfahrungen hat die kapländische Regierung veranlaßt, mit der normalen Tiefengrenze für die staatlichen Bohrmaschinen bis auf 300 Fuß hinauf- zugehen, und kürzlich ist sogar, um die Farmer zu weiteren Bohrungen zu ermutigen, der vom Ansiedler zu leistende Beitrag zu den Bohrkosten in der Kop- kolonie von 7 ½ auf 5 Schilling pro Fuß herab- gesetzt worden. Ursprünglich war die Berechnung die, daß der Staat und der jeweilige Bohrinteressent die Kosten je zur Hälfte tragen sollte. Auf den Anteil des Farmers entfielen dabei außer den 7½ Schilling pro Fuß noch die Lieferung von Wasser und Feuerung für die Moschinen, die Gestellung eines Teils der Arbeltskräfte und die Abholung des ganzen Bohr- parks von der nächsten Eisenbahnstation. Jetzt können