— 54 ist die Mole vollständig versandet, und alle Besserungs- versuche haben das Fortschreiten der Versandung bisher nicht aufhalten können. Ob ein demnächst noch in Betrieb zu setzender größerer Bagger irgend einen Erfolg haben wird, mag dahingestellt bleiben. Augenblicklich ist die Landung der noch in größeren Quantitäten in einer Reihe von Schiffen auf der Rhede liegenden Ladung nur an der im vorigen Jahr von den Militärbehörden gebauten Brücke möglich, außer den geringen Quantitäten, welche durch die Brandung hindurch am Strande selbst gelöscht werden. Natürlich ist dies aber nur ein Notbehelf und es ist noch eine offene Frage, wie wirklich be- friedigende Landungsverhältnisse, die eine notwendige Vorbedingung für das Gedeihen der Kolonie sind, geschaffen werden können. hat sich inzwischen herausgestellt, daß der Hafen in Lüderitzbucht als solcher dem Swakopmunder bei weitem vorzuziehen ist, und daß namentlich, nach- dem jetzt die Vorlage der Erbauung einer Bahn von Lüderitzbucht aus vom Reichstage angenommen ist, der Zugang in das Hinterland von Lüderitzbucht aus bequemer sein wird als von Swakopmund. Aller- dings wird Deutsch-Südwestafrika wohl immer zwei Hafenplätze als Zugang nötig haben, und zwar wird Swakopmund seine Bedeutung schon deshalb nicht verlieren, well von dort aus sowohl die Regierungs- bahn nach Windhuk als die Otavi-Bahn nach Tsumeb ihren Ausgangspunkt hat. Die letztere Bahn, welche elne reine Privatbahn ist, ist bereits bis Omarurn fertiggestellt, und man denkt, im nächsten Jahr bis zu den Kupferminen zu gelangen. Die Eröffnung der letzteren wird, falls sie hinsichtlich ihres Reich- tums den gehegten Erwartungen entsprechen, für die Entwicklung des Landes von größter Bedeutung sein. Ostafrika. Von Deutsch-Ostafrika hat in diesem Jahre ein immer bedeutender werdender Export von Hanf statt- gefunden. Dieser Hanf wird auf einer Reihe von Plantagen gebaut und scheint den Besitzern gute Er- folge zu gewähren. Es ist erfreulich, auch hier endlich ein Produkt erzielt zu haben, welches auf Plantagen gebaut ist und nutzbringend für das Land exportiert werden kann. Auch mit dem Bau der Eisenbahn ist begonnen worden und zweifellos wird sich der Erfolg für den Verkehr bald heraugstellen Es stleht sehr zu wünschen, daß dieselbe weiter in das reich bevölkerte Innere der Kolonie fortgeführt werden wird. Die Resultate, welche die englische Uganda-Bahn erzielt, übertreffen alle Erwartungen und zeigen deutlich, wie notwendig es ist, daß Deutschland alle An- strengungen macht, damit der Verkehr seines großen afrikanischen Besitzes nicht immer mehr über die Grenzen der Nachbarländer geleitet wird. Daß der Bahnbau auch dieser Kolonie zu großem Aufblühen verhelfen wird, ist mit Sicherheit anzunehmen. Sehr bedauerlich ist auch hier der seit einigen Monaten herrschende Aufstand, und es ist dringend zu hoffen, daß es dem tüchtigen und energischen Gouverneur gelingen möge, ihn recht bald niederzuwerfen und friedliche Zustände wieder herzustellen. Kiautschon. Die wirtschaftliche Entwicklung des Schutzgebiets Klautschou schreitet stetig vorwärts. Die seit Ende Mat# 1904 bis nach Tfinanfu, der Hauptstadt von Schantung, vollendete Eisenbahn hat eine Zunahme sowohl des Passagier= als auch des Güterverkehrs aufzuweisen. Bedauerlicherweise ist der Bau der von einer deutsch-englischen Finanzgruppe projektierten Bahn von Tientsin nach Chinkiang, über die vor- genannte Endstation der Schantungbahn, in weitere Ferne gerückt, weil die chinesische Regierung versucht, alle ertellten Baukonzessionen rückgängig zu machen. Die seit kurzem in Weihsien geförderte Kohle ist ihrer Qualität nach wesentlich besser als die früher gewonnene ausgefallen; neue Schürfungen an anderen Orten sind im Gange. In der Provinz Schantung sind drei neue Vertragsplätze dem Handel eröffnet worden, die sämtlich an der Schantungbahn liegen. Die Einrichtungen des Hafens von Tsingtau ver- sprechen erstklassig zu werden; zwei im Jahre 1904 fertiggestellte große Molen gestatten die Heranführung der Kohlenzüge bis an die im Hafen llegenden Leichter und bieten selbst für das Anlegen der großen Ozeandampfer Gelegenheit, sehr zum Vorteil des Löschens und Ladens der Güter; ein großes Schwimm- dock von 125 m Länge und einer Tragkraft von 16 000 Tonnen ist seit September d. J. fertiggestellt und im Hafen verankert; auch eine Schiffswerst größeren Stiles sowie Lagerhäuser von angemessener Größe sollen errichtet werden. Die Ausfuhr aus dem Schutzgebiete hebt sich merklich und ebenso zeigt die Einfuhr dorthin er- freuliche Fortschritte. Auch eine Anzahl kleiner In- dustrien ist ins Leben getreten und arbeitet im ganzen befriedigend. Eine noch engere Verbindung des Schutzgebietes mit dem chinesischen Hinterlande wird von der bevorstehenden Umgestaltung des Frei- hafengebiets von Tsingtau erhofft; der Freihafen- bezirk soll auf den eigentlichen Hafen beschränkt werden, alle in das Schutzgebiet eingehenden, auch die dort verblelbenden Waren werden dann dem chinesischen Eingangszolle unterliegen, dafür aber werden alle Zollstellen an der Grenze des Schutz- gebietes gegen das Hinterland aufgehoben werden? für die im Schutzgebiete verbleibenden Güter hat die chinesische Zollverwaltung dem deutschen Gouvernement eine der Höhe nach zu vereinbarende jährliche Pauschalsumme von den vereinnahmten Zöllen zurück= zuzahlen. Nolonial-Wirtschaftliches. Bekanntlich hat das Kolonial -Wirtschaftlich- Komitee bereits am 26. August 1904 die „Goldene Medaille für Kolonial-Maschinenbau“ für die Her-