— 73 schaffen; darum begnügen sie sich notgedrungen mit einen und armen Wasserlöchern, wenn sie nur nicht tief zu sein brauchen, und darum können für sie die Bohrungen nur fruchtbar gemacht werden, wenn sie auch noch Kredite für die Beschaffung von umpmaschinen erhalten. Bevor ich nun zu einer kurzen zusammen- fassenden Schilderung der kapländischen Bohrungen und ihrer Ergebnisse übergehe, möchte ich nochmals ie Grundvoraussetzung betonen, unter der ich diese Darstellung aufzunehmen bitte und die allein ge- Vignet ist, ihr überhaupt Gewicht zu verleihen: daß die ohysikalischen Voraussetzungen — Klimo, Boden- be chaffenheit, Weide und was sonst das Gesamtbild er natürlichen Wirtschaftsbedingungen ausmacht — in dem weitaus größten Teile der Kapkolonie, tells nht günftiger, teils bestimmt ungünstiger liegen F.t im deutschen Südafrika. Was in viehwirtschaft- lcher Beziehung aus dem Kaplande hat gemacht werden können, das kann im Verhältnis mindestens auch aus unserer Kolonte gemacht werden. Die Tufwendungen für wirtschoftliche Zwecke, wie vor alen Dingen die Wasserbohrungen, die im Kap- ande lohnend erschienen, die werden auch bei ung mindesiens lohnen, und die Summe privater und entliher Energie, die aus der englischen Kolonie r*s mit den Prodakten seiner Viehwirtschaft auf dem barltmartt ins Gewicht fallendes Gebiet gemacht at, die wird, wenn sie bei uns zur Anwendung klnngt, naturgemäß keinen anderen als den ent- brechenden ökonomischen Effekt haben. Wir sollen f# müssen uns von der total verkehrten Vor- ellung losmachen, als ob wir ein schlechtes oder das schlechteste Stück von Südafrika erhalten aben. Das ist in keiner Weise wahr, und wer, dles er auch selbst in Südafrika gewesen sein, von esem Lande als von einer Sandwüste, von einem ein Besiedlungszwecke nicht geeigneten Gebiet, von glesen Mühlstein an unserem Halse und was der- p"cD chen Wendungen mehr sein moͤgen, spricht, der damit nur, daß er Südafrika in Wirilichkelt übe kennt und seine Natur als Bestedlungsgebiet sonehaupt nicht begriffen hat. Nicht das schlechteste, Länern eines der besten Stücke aus der ganzen in Srrasse zwischen Kap und Sambesi besitzen wir zu üdwestafrika: nur müssen wir erkennen, was un einer Entwicklung dient, und nach dieser Er- *t handein n der Kapkolonie fließen jetzt, teils selbständig, in durch Hebemaschinen *3 über 150 Mil- aus v piter 150 000 Kubikmeter Wasser täglich 1892 ohrlöchern, von denen die ersten im Jahre r“ —— worden sind — zu einer Zelit, Name e deutsche Flagge schon seit 8 Jahren dem indjun nach über Südwestafrika wehtel Hundert- reichen zig Millionen Liter am Tage würden hin- wohne, um jedem der zweieinhalb Millionen Ein- * r von Groß-Berlin einen Konsum von 60 Litern ich zu gestatten. Und diese Wassermenge ist aus einem Boden geholt, der im Durchschnitt weniger Regen empfängt, eine ärmlichere Vegetation trägt und insgesamt einen dürftigeren Eindruck macht als unser Südwestafrika. Nichts steht dem im Wege, daß menschliche Arbeit sie dort in 10 Jahren ver- drelfacht, in 20 Jahren verzehnfacht. 1898 ar- beiteten in der Kapkolonie 11 Regierungsbohr= maschinen und schafften Wasser im Betrage von nicht ganz 7 Millionen Litern täglich; 1908 ar- beiteten 40 Maschinen und der Neueffekt zum Jahresschluß waren über 22 Millionen Liter täg- lich. Während des ersten Halbjahres von 1904, bis wohin zur Zeit die kapländische Statistik reicht, bohrten 49 Maschinen und hatten ein Resultat von 13½ Millionen Litern pro Tag erreicht. Es ist anzunehmen, daß es zum Schluß des Jahres 27 bis 28 Millionen Tagesliter waren, um die sich der Gesamtertrag der in der Ausbeutung begriffenen Bohrlöcher des Kaplandes vermehrt hatte. Zu Ende des laufenden Jahres wird die abermalige Zuwachsrate wahrscheinlich 80 Milllonen Tagesliter übersteigen. Und fast die Hälfte dieser immensen Wassermengen braucht nicht gepumpt zu werden, sondern entfließt selbsttätig dem geöffneten Inneren der Gesteinsschichten. Das heißt Energie in der Erschließung eines trockenen Steppenlandes für Vieh- zucht! Und eine große Anzahl gerade der wasser- reichsten Bohrlöcher liegt mitten in dem nieder- schlagärmsten Trockengebiet der zentralen Karroo. Das alles, und mehr als das, können wir in unserem Südwestafrika auch haben. Wir müssen dazu nur sehen, begreifen, wollen und handeln. So groß die Bohr- ergebnisse im Kaplande auch scheinen, und so ge- waltig sie unsere mehr als bescheidenen Anfänge in Deutsch-Südafrika überragen, so weit sind aber auf der anderen Seilte selbst die dortigen Arbeiten ent- fernt, etwas an sich Imposantes zu sein. In Ver- gleich zu Austrolien sind selbst die kapländischen Bohrungen erst Kleinarbeit. Unmittelbar nach Beendi- gung des Burenkrieges schickte die englische Reglerung einige Farmer aus den eroberten Republiken nach Kanada und Australien, um die dortigen Wirt- schaftsbetriebe kennen zu lernen. Die gewonnenen Anschauungen sollten dann für die Entwicklung der Landwirtschaft in Südafrika nutzbar gemacht werden. Der Gedanke war an sich gut — leider ist nichts weiter dabel herausgekommen als eine schön illu- strierte, sonst aber höchst oberflächliche, wissenschaft- lich und praktisch gleich unbrauchbare Reise- beschreibung der drei Herren, denen die Munifizenz der Regierung noch einen besonderen offiziellen Reisemarschall gestellt und die Mitnahme ihrer Familien ermöglicht hatte. Das elne ergibt sich aber aus ihrer Darstellung mit großer Anschaulich- keit: welch eine überragende Rolle in den australischen Trockengebieten die Wasserbohrung spielt; wie dort in Gebleten, wo vordem weder Vieh noch Menschen existieren konnten, die mächtigen Dampf-Perkufsions- und Diamantbohrmaschinen aus Tiefen von 1000