— 134 — machen und nicht eher aufhören, bis ich seinen Stamm ausgerieben hätte. Bei strömendem Regen auf ganz fürchterlichem Pfade durch dichten Busch über Felsgeröll und durch Sümpfe marschierte ich nach Ndogotindi herein. Bei der langjährigen Feindschaft zwischen Ndogonje und Ndogotindl gab es natürlich keinen Verbindungs- weg, sondern nur einen Schleichpfad. Von meinem ganzen Marsche hatte ich die ganze Route ausgenommen, trotz miserabler Wege und schlechtestem Wetter und wollte auch weiter jeden Weg aufnehmen. Ich führte es auch durch, doch ist mir keine Aufnahme von den vielen Ruten, die ich bisher aufgenommen, so schwer geworden wie gerade diese. Natürlich mußte ich auch immer auf einen etwaigen Uberfall gefaßt sein und durfie doher keine Vorsichtsmaßregel außer acht lassen. Um 3 Uhr kam ich in ein verlassenes Dorf von Dunga, nach Binijam, und schlug hier Lager auf. Das Weib, welches mir nach Ndogonje entgegen- gekommen war, fand ich hier wieder. Site sagte, doß die Dunga-Leute alle sich versteckt hätten vor Angst und nicht kommen wollten, um Verpflegung zu liefern. Mit Hilfe des Häuptlingswelbes gelang es, Dunga und einige seiner Leute zu bewegen, zu mir zu kommen. ihnen Boten geschickt hätte, sie sollten keinesfalls den „Gobina“ über die Grenze lassen, sondern ihn überfallen. Er würde mit vielen Kriegern zu Hilfe kommen. Masso habe gedroht, sie zu töten, wenn sie dem Gobina nicht Widerstand entgegensetzen würden. Dunga mit seinen Leuten wolle aber gern haben, daß der Gobina käme, damit endlich Friede würde umd sie vor den häufigen Raubanfällen der Ndo- gonjes geschützt würden. Die Ndogonje, welche manchmal auch zum Handel ins Land kämen und von denen sie bisher im Handel ganz abhängig ge- wesen seien, haben immer das Gerücht verbreitet, daß die Weißen sehr böse seien und viele Leute töteten oder als Sklaven verkauften. Huptling Masso habe viel Krieger gesammelt und wolle nicht, daß die Weißen ins Land kämen, er wäre selbst Gobina und habe viel mehr Krieger wie der Weiße. Er wolle den Weißen mit allen seinen Leuten an einem Tage töten, dann würde kein Weißer mehr wagen, zu kommen. Dumga brachte auch einige Verpflegung und versprach Führer zu stellen, die den Weg zu Massos Dorf zeigen würden. Unter Beobachtung oller Vorsichtsmaßregeln schlug ich in Binijam das Lager auf, um am nächsten Morgen gegen Masso vorzugehen. Die ganze Nacht hindurch erscholl von allen Seiten die Kriegstrommel. Im etwa 3 bis 4 Marschstunden entfernten Dorfe Massos wurde erst die Kriegstrommel mächtig gerührt, dann wurden Botschaften mit der Sprachtrommel geschickt, die von Sie erzählten, daß Masso auch zu Ort zu Ort weiter gegeben wurden. Gegen Mitter- nacht war ein wüstes Getrommel zu hören. Die Dunga-Leute sagten, es wäre Moli= oder Gende- spiel, bei dem fast immer Weiber getötet werden. Masso schien also durch Blut und Palmwein seine Leute in Kriegslaune versetzen zu wollen. Am 27. September 1905 marschierte ich an vielen kleineren und größeren Gehöften vorbei bis gegen 10 Uhr. Ein Kundschafter kam mit der Meldung, daß Masso in seinem Dorfe sei mit vielen hundert Leuten, die zum Teil mit Gewehren zum Teil mit Armbrüsten und Speeren bewaffnet seien. Ich mußte annehmen, daß es nun doch zum Gefecht kommen würde, als ich aber hinkam, war kein Mensch mehr zu sehen. Alle waren entflohen. In einiger Entfernung konnte ich noch viele Leute hören, ließ sofort die Lasten absetzen und einige Soldaten und Träger als Bedeckung dabel und nahm die Verfol- gung auf. Es gelang, einige Leute zu fangen. Diese sagten aus, daß Masso, als er erfuhr, daß ich ganz dicht bei seinem Dorfe war, seine Leute nicht mehr zusammenhalten konnte und nach dem ganz nahe liegenden Badjob geflüchtet sei. Der zweite Ober- häuptling Maji habe sich, da er merkte, daß der Weiße doch käme, in letzter Stunde für friedliche Unterwerfung entschieden. Ich entließ eine Anzahl der Gefangenen mit dem Auftrage, die Leute aufzufordern, zu mir zu kommen und um Frieden zu bitten, dann würde ihnen nichts geschehen. Majt mit seinen Leuten kom auch und bat um Frieden, Masso war aber mit angeblich einigen hundert seiner Leute nach Badjob entflohen, um mit Hilse von Badjob gegen mich zu fechten. Das Dorf Massos, Deka, lag auf einem Hügel etwa eine halbe Stunde von der Landschaftsgrenze von Badjob ab. Ich beschloß, hier einige Tage zu bleiben, um das Land zu erkunden und um nach Masso und seinen Leuten zu fahnden. Um vor üÜberraschungen geschützt zu sein, ließ ich das Gelände um das Dorf herum klären und die Hütten, die ich nicht für meine Leute brauchte, ab- brennen. Gerüchtweise verlautete, Masso plane einen nächtlichen Uberfall. Häuptling Majt mußte einen Elefantenzahn, den er selbst als Friedensgabe angeboten, als Strafe zahlen, weil er sich anfänglich auch widersetzen wollte, und erhielt Befehl, sich tüglich zweimal bei mir zu melden, solange ich dort sei. Der Zahn wurde so- sort gebracht, und Maji mit seinen Leuten wurde wohl beobachtet, aber sonst unbehelligt gelassen. Den 28. und 29 September blieb ich in Deka, machte aber von hier aus kleine Aufklärungsmärsche in die Umgegend, kom nach Norden bis an den Sanaga, nach Westen bis in die Landschaft Badjob, nach Osten bis Ndogoboea. Masso konnte ich aber nicht finden; die Gerüchte über sein Versteck waren zu verschieden. Durch ein ziemlich heftiges Fieber wurde ich in der Arbeit etwas behindert.