praltisch geeigneten Aufbereitungsmethode wird nicht selten erst dann richtig erwogen, wenn bereits große Summen für Aus= und Vorrichtungsarbeiten — oft ganz fruchtlos — verwendet worden sind. Gerade mit Rücksicht auf die sehr hohen Ochsenwagenfrachten, welche für die Strecke von der Mine bis zur Eisen- bahnstation Otyosonjatt 2 Mk. pro Zentner, also 40 Mk. pro Tonne, beträgt, wird es sich empfehlen, nach genauer Feststellung der Gang= und Abbau- verhältnisse sehr bald an den Bau einer einfachen schmalspurigen Elsenbahn mit Esel= oder Lokomotiv- betrieb zu gehen, da nichts belebender auf die Berg- werksindustrie wirken wird als die Einführung mäßiger Eisenbahntarife. Bedenkt man, daß es bislang der Eisenbahn Swakopmund — Windhuk gänzlich an Beförderungsgütern in der Richtung nach der Küste fehlt, daß nur die reichen Erze hohe Tarifsätze ertragen können, so liegt es auf der Hand, daß eine Erleichterung in den Transportverhältnissen gegenüber den teuren Ochsenwagenfrachten, etwa 5 bis 6 Pf. pro Tonne und Kilometer bei großem Umsatz, d. h. bei der Beförderung, sowohl der reichen wie auch der minderwertigen Erze von Vorteil für den Minen= und Eisenbahnbetrieb sein wird. Wenn auch die Wasserverhältnisse, wie in ganz Südwestafrika, besonders für größere Betriebe nicht günstig zu nennen sind, so wird Wasser für Menschen und Zug= und Schlachtvieh in der Nähe der Mine durch Anlage von Staudämmen oder auf dem weiteren Plateau durch Brunnen zu schaffen sein, falls es sich nicht empfehlen sollte, solches von dem nahegelegenen Swakopfluß zu transportieren. Auch ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß durch den Bergbau selbst brauchbares Wasser erschlossen wird. Nachdem sich infolge des Aufstandes die Arbeiter- verhältnisse und somit auch die Lohnverhältnisse voll- ständig gegen früher verändert haben, so fehlen zur Zeit Anhaltspunkte für die Beurtellung derselben. Nach den früher gemachten Erfahrungen haben sich die Hereros als geschickte Arbeiter sowohl Über Tage als in der Grube bei der Bohrarbeit gezeigt, und es ist kaum anzunehmen, daß die Lohnverhältnisse ungünstigere werden. Bei geschickter Behandlung der während des Aufstandes gemachten Gefangenen wird es möglich sein, auch diese in den Arbeiten der bergmännischen Technik auszubilden. Annch ist jetzt schon vorauszusehen, daß die zur Zeit noch beträchtlich hohen Löhne für europäische Arbeitskräste in dem unentwickelten Lande nach Wiederherstellung friedlicher Zustände mit dem Aus- bau der Eisenbahn, der billigeren Zufuhr von Lebens- mitteln und der Entstehung geordneter Gemeinwesen bald sinken werden, zumal die gesundheitlichen und klimatischen Verhältnisse fehr günstige sind. Fassen wir das Gesagte zusammen, so glaube ich, ersichtlich gemacht zu haben, daß der Kupfer- bergbau in Otyosonjati bei Anwendung gebührender Vorsicht die besten Hoffnungen für einen lohnenden Betrieb bietet. 162 Deutsch-Beu-Guinea. Friedensschluß ber Eingebovenen. Der Apostolische Präfekt der nördlichen Sa- lomons-Inseln, J. Forrestier, hat, wie er dem Kaiserlichen Gouverneur in Herbertshöhe mitteilt, bel seinem vor einigen Monaten im Süden der Insel Bougainville gemachten Besuche festgestellt, daß die Eingeborenen sich ruhig verhalten und in freundlichen Beziehungen zur dortigen Maristenmission stehen. Er hat erfahren, daß die Einwohner zweler Dörfer, die seit langer Zeit miteinander Krieg führen, beschlossen haben, beim nächsten Besuche S. M. S. „Seeadler“ „asu“ zu machen, d. h. end- gültigen Frieden miteinander zu schließen. Aus dem Perreiche der Wisstonen und der Ankishlaverei-Bewegung. Die evangelischen Schulen im Kiautschou- Gebiet. Die in neuester Zeit stärker hervortretende Be- reitwilligkeit der chinesischen Bevölkerung, sich mit den Sprachen und Wissenschaften der abendländischen Welt bekannt zu machen, hat die im Kiautschou- Gebiet wirkenden Missionsgesellschaften zu einem möglichst schnellen Ausbau ihres Schulwesens ver- anlaßt. Die in Betracht kommenden beiden deutschen Missionen haben dabel auch dem Unterricht in der deutschen Sprache einen breiten Raum gegeben. Die Berliner Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden besitzt nach ihrer letzten Statistik im deutschen Pacht- gebiet und der Interessensphäre, wo sie vier Haupt- stationen und 22 Nebenplätze besetzte, eine höhere Lehranstalt und fünf Volksschulen mit insgesamt 414 Schülern. Ihr Leiter ist der Superintendent J. Boskamp in Tsingtau. Die Missionsgesellschaft eröffnete schon 1898, wo ihre Tätigkeit hier begann, eine deutsch-chinesische Schule, die erst in einem Tempel Tsingtaus, später aber in einem eigens dafür errichteten Gebäude auf dem von der Rehierung hierfür angewiesenen Grundstücke untergebracht wurde. Neben dem Schulhause steht ein Internat für die Schüler. Der Unterricht erstreckt sich auf die chine- sischen Klassiker, deutsche Sprache, Geographie, Ge- schichte, Mathematik, Naturwissenschaften, Religion, Gesang und Turnen. Es bestehen fünf Klassen, die vermehrt werden sollen, wenn das Bedürsnis dazu vorhanden ist. Die höchste Zahl der Schüler, die bisher unterrichtet wurden, betrug 80 in einem Jahre. Der Unterricht wird von fünf chinefischen und zwei deutschen Lehrern erteilt. Die Kosten der Schule werden durch das Verpflegungsgeld der Schüler und frelwillige Gaben gedeckt. In Aner- kennung der Leistungen der Schule spendele im (Fortsetzung Seile 164.)