— 238 — Übermacht angegriffen. Der Angriff wurde abge- schlagen und durch abgesandte Patrouillen der ganze Ort vom Feinde geräumt, während das Lager durch Posten gedeckt blieb. Die Nacht verlief ruhig. Die am anderen Morgen ausgesandten Patrouillen fanden die Gegend verlassen. Gegen Mittag trat ich den Weitermarsch an. Munken war bei den umwohnen- den Stämmen sehr gefürchtet. Niemand wagte sich in den Ort, aus Furcht, getötet und aufgefressen zu werden. Daß die Munkenleute gefährliche Kannibalen sind, wurde durch die in den Häusern zahlreich ge- fundenen Menschenschädel bestätigt. In dem nahe gelegenen Orte Bele und Kung waren die Eingeborenen friedlich, wenn auch scheu und mißtrauisch. Bele brachte eine Kuh mit Kalb, Kung zwel Elfenbeinzähne als Geschenk. Über die kleinen Orte Munkas= Iyno und Iyno erreichte ich nach Passieren eines etwa 200 m tlefen, schönen Gebirgstales den großen Ort Su, der bei den an- wohnenden Stämmen RNdum heißt. Die Haussas nennen den Ort Bafum-Kalse „das Bafum der Mörder“, weil hier früher mehrere Haussahändler getötet worden sein sollen. Der Ort zählt gegen 1200 schön gebaute Häuser. Da jedes Haus von einer Famille, bestehend aus 1 Mann, 1 bis 10 Weibern und den Kindern, bewohnt wird, auch jeder verheiratete Sklave ein Haus besitzt, so kann man, pro Haus je 1 Mann, 1 bis 2 Weiber und 1 bis 2 Kinder gerechnet, die Elnwohnerzahl auf rund 5000 Seelen veranschlagen. Su steht im Verkehr mit Ball Mudi. Zwischen beiden Orten soll sich ein etwa 5 Tagemärsche großer Wald ausdehnen, in dem es viel Gummi gibt. Der Ort Wal, den ich am nächsten Tag erreichte, zählt 800 Häuser. Am 23. Oktober überschritt ich den übermannstiefen 5 bis 6 m brelten Ngufluß, über den ich vorher eine Brücke hatte schlagen lassen, umd gelangte nach Uku (auch Agam oder Wum ge- nannt). Diese Ortschaft zählt gegen 1200 Häuser; außerdem gehören dazu noch etwa 10 Dörfer, die sich etwa 2 Tagemärsche welt nach Westen erstrecken und an die Landschaft Iko grenzen. Die Emwohner von Iko heißen Witschu. Da „Witschu“ in der Sprache von Ball-Mudi „Pfell“ heißt, so sind also Leute gemeint, die, im Gegensatz zu den speer- bewaffneten Bafums, Pfeil und Bogen führen. Wum grenzt nach Süden an Bafut. In allen diesen Orten wurde die Expedition freundlich aufgenommen. Vom Orte Kuk aus steigt das Gelände etwa- 300 m hoch zu dem Plateau an, auf dem die große Bafumlandschaft Me (1516 m über dem Meeresspiegel) liegt. Der Hauptort, der sich an mehrere schroffe Felshügel anlehnt, macht einen ver- wahrlosten Eindruck. Der alte Häuptling scheint sehr wenig Einfluß zu haben. Die Einwohner von Me gelten als Menschenfresser. Nördlich Me erhebt sich der Ndawum-Berg, an dessen jenseitigem Abfall der Bergsee Ndi (eiwa 1700 m f. d. M.) mit dem Orte Nios liegt. In Me traf ich den mit Flüssen findet sich Galerlewald; der Kontrolle des Wegebaues beauftragten Feldwebel Fischer und besichtigte mit ihm eine am Uferhang eines Baches befindliche Kalkstelle. Während Feld- webel Fischer am nächsten Tage seinen Marsch nach Dumbo fortsetzte, überstieg ich die Grenzgebirge von Bekom und logerte bei einem früheren Farmdorf. Am nächsten Tag passierte ich die tiefe und enge Schlucht des Mugomflusses, überschritt die letzte hohe Bergkette von Bekom und lagerte im Farmdorf Babanki. Von hier wurde nach steilem Anstieg der 1700 m ül. d. M. gelegene Hauptort Babankt er- reicht. Der Weitermarsch führte über Bambuti, die beiden dicht nebeneinander hoch am Bergabhange gelegenen Orte Bambili und Bafokum nach Bafuen, zu dem jetzt auch der frühere Ort Bamenda gehört. Die bisherigen Bewohner des letzteren Orts haben diesen wegen des ungesunden Klimas verlassen und sich wieder in der kalten Landschaft Bamenda, etwa 1 Stunde östlich der Station, angesiedelt. Am 90. Oktober traf ich wieder auf der Station ein. Die Bodengestaltung dieses nordwestlichen Grenz- gebiets ist eine ungemein vielseltige und weist Über- gänge von über 2000 m hohem Gebirgsplateau bis zur Tiefebene von nur 200 m absoluter Höhe auf. Vom Bali-Plateau steigt das Gelände in mehreren Gebirgsketten zu den fast alpenhaften, höchsten bewohnten Bergländern Kameruns, Bekom, Oku, Bansso und Kambo an. Auch der öflliche Teil des Bafum-Plateaus mit der Landschaft Me und dem Ndawum,-Bergrücken erreicht noch eine bedeutende Höhe. Von hier aus senkt sich dann das Gebirgs- massiv nach Norden zunächst in mehreren Terrain- stufen ab. Beim Abfall nach der Tiefebene zeigt es stark ausgewulstete Ränder, wie das etwa 1000 m schroff nach Kentu abfallende Fungwe-Gebirge und die wildzerklüften Felsgebirge von Tukum. Auch die Benue-Niederung weist noch zahlreiche Gebirgs- ketten und viele auffälllge Einzelberge auf. Die ganze gewaltige Gebirgsmasse führt ihre Wasser- mengen den belden großen Nebenflüssen des Benue, dem Katsena und Dongafluß, zu. Nur ihr südöst- licher Teil gehört dem Stromgebiet des Nun- Mbam an. » Die eigentlichen Hochgebirge sowie die Ubergangs- länder von Bafum, Dumbo, Assa fsind mit Gras bestanden, doch finden sich in den Tälern und an den Berghängen häufig ausgedehnte Hochwälder, wie im nördlichen Bekom, in Oku, Bansso, in den west- lichen und südlichen Teilen von Bafum, ein großer Grenzwald soll sich ferner zwischen Bansso und Kambo ausdehnen. Fast ganz mit Wald bestanden, mit Ausnahme der höher gelegenen Graskuppen, sind die Feisgebirge von Tukum. In der Ebene herrscht die Baumsavanne vor, die häufig in lichten Wald übergeht. An den teilweise auch dichter, ausgedehnter Hochwald. Kola kommt über- all in den Hochländern vom Buli-Plateau bis nach Bansso, Bekom und Kambo vor, Gummi in den