auf Menschen!“ wird zwar auch durch einige nahe- liegende Beisplele gut unterstützt, am schlagendsten aber wirkt sie in dem Gleichnis: „Denn wer sich auf Menschen verläßt, gleicht dem Manne, der sich in des Urwalds steilen Schluchten an einem zer- fressenen Stamme halten will. Er wird mit ihm zusammen in die Tiefe stürzen.“ Das Bild wirkt deshalb so ausgezeichnet, weil die von Ameisen zer- fressenen Stämme äußerlich starl und fest aussehen, bei kräftigem Zugrelfen aber wie Staub zerfallen. Die Aufforderung aber: „Vertraue auf Gott!“ wird wirkungsvoll unterstützt, wenn ich fortfahre: „Denn er ist wie ein harter Schild im Feindesgetümmel, wie ein blonker Speer in der Faust.“ Kraftbewußt- sein und Tatenlust sind die unmittelbaren Gekühle, welche durch die knappen Bilder hervorgerufen werden, und mit leuchtenden Augen werden sie weiter hören wollen von dieser Quelle der Kraft. Die Torheit der Leute, welche ihr Glück nur in der Erwerbung irdischer Güter suchen, ist gekennzeichnet mit den Worten: „Sie gleichen dem Manne, der Wasser in selnem Tuche aufbewahren will; sie sind wie ein Tor, der sein Haus auf einen Termiten- hügel baut.“ " Manche Bilder, die wörtlich mit biblischen Aus- drücken übereinstimmen und deshalb sehr zur Ver- wendung einladen, müssen doch recht genau angeschaut werden und find jedenfalls nur zu verwenden, wenn man zuvor nachgewiesen hat, wie sie meist als leere Redensart unter den Menschen gebraucht werden, nun aber vor Gott einen neuen Inhalt bekommen. Das gilt z. B. von einer Anrede an ihren Häuptling: „Du bist unsere Speise, die wir essen Tag und Nacht.“ Wie glücklos ein Mensch ohne Gott sel, läßt sich unmittelbar zeigen, wenn man an das Lied anknüpft: „Ehe wir den Häuptling verlieren, wollen wir lieber des Wassers entbehren.“ Ungesucht und ungezwungen ergeben sich so mannigfaltige Bilder und Gleichnisse aus dem Sprachgebrauche von selbst. Von größtem Werte für die Einführung einer christlichen Wahrhei sind die unzähligen Sprich- wörter. Knapp und von schöner Form find sie oft das Ideal einer solchen Sentenz. Sie sind ein fast nie versagendes Arsenal trefflicher Hilfsmittel für die Heidenpredigt, sei es zur Illustratlon oder als Ausgangs= und Anknüpfungspunkte. Der erzieherische Wert der Trübsal läßt sich schön erweisen an dem Sprichworte: „Unterm Stampfer wird die Bohne kund“ (ihrem Werie oder Unwerte nach), oder an dem anderen: „Wen noch kein Unglück traf, der ist noch nicht zum Manne herangereift.“ Das Ver- ständnis für die langsamen, aber gewissen Gerichte Gottes vermittelt das Sprichwort: „Das Wasser fault nicht an dem Tage, wo es geschöpft wird.“ Die Sprichwörter können aber auch dazu dienen, aufzuweisen, wie unzulänglich alle Erfahrungsweisheit der Menschen vor der Kraft unseres Heilandes ist, wie sich z. B. in der Nachfolge Jesu dennoch erfüllt, was die Volksweisheit als ausgeschlossen betrachtet, 296 wenn sie sagt: „Unglück kann sich nicht in Segen verwandeln.“ Ein solches Ausgehen vom Gegenteile kann ja bekanntlich sehr wirkungsvoll werden. Für die Größe der Liebe Gottes, der seines einzigen Sohnes nicht verschonte, kann man eine Ahnung erwecken, wenn man sie an ihren Spruch erinnert: „Den einzigen Sohn läßt man nicht in den Krieg iehen.“ bin hler ließen sich die Beispiele leicht ver- mehren, aber es wird aus dem wenigen schon er- sichtlich sein, welchen Wert die Kenntnis der Spruch- poesie des Volkes für uns hat. Wir finden sie in keinem Buche aufgezeichnet, sondern müssen sie müh- sam vom Volke erlauschen und jeder Spur eifrig nachforschen, denn es ist unglaublich, wieviel hier vom Zufall abhöüngt. Die Leute brauchen sie wohl täglich, aber sie find nicht imstande, einem anderen darüber Rechenschaft zu geben. Um so eindrucks- voller ist es freilich, wenn sie dann aus dem Munde des Fremden ihre eigenen Sprüche vernehmen und erkennen, wie sie dem Evangelium dienen, seiner Wahrheit und Herrlichkeit. Weiteres Material zur Vermittlung unserer Botschaft sind die Anknüpfungen an die Sitten und Gebräuche des Volkes. Ich will hier nur ein Bei- spiel herausgreifen: · » Wenn die Männer siegreich aus einem Kriege heimkehren, veranstaltete früher der Häuptling ein großes Freudenfest und schlachtete viele Ochsen, deren Fleisch an alle Teilnehmer, auch an Frauen und Kinder, vertellt wurde. Brust und Höcker eines Stieres legte er an einen besonderen Platz mit den Worten: „Wen's gelüstet, schneide sich hiervon herunter.“ Doch wagen es nur jene Männer, welche sich besonders tapfer im Kriege gezeigt haben. Tritt dennoch einer hinzu, der dieses Ruhmes nicht würdig ist, so verjagen ihn die anderen mit Schlägen und großem Schimpf. Hieran erkennt der Häuptling seine tapferen Männer, auf die er sich verlassen kann. Wenn ich diese hier nur kurz skizzierte Szene aus- führlich entwickelt habe, kann ich wahrnehmen, daß sich die anfänglich so teilnahmslosen Gesichier beleben. Die Augen des einen blitzen mir stolz entgegen, denn er hat auch von diesem „Uberwältiger des Ruhmes“ gegessen; der andere senkt sein Gesicht mit beschämtem Lächeln. Man hat ihn wohl einst zurückgejagt unter die gaffenden Weiber. Alle aber schauen mich erwartungsvoll an mit dem Gedanken: „Was wird er wohl damit sagen wollen“. Und nun fahre ich fort, dieses Bild aus der eigenen Vergangenheit auf das Reich Gottes zu deuten. Wie hier der Häuptling, so handelt auch Gott: er tellt alles Erdengut (wie der Häuptling daß übrige Fleisch) an alle Menschen aus und macht keinen Unterschied zwischen Guten und Bösen usw. Aber sein ewiges, unvergängliches Gut, die Gemelnschaft in seinem Himmelreiche, schenkt er nur den Mutigen, die den Kampf mit der Sünde tapfer aufnehmen, die sich selbst bezwingen, die es wagen, dem Rufe Gottes