— 407 — Das Bedürfnis nach Handwerkerschulen ist je länger je stärker hervorgetreten. Wir haben uns bemüht, es zu befriedigen. Zu jeder Station ge- hören wenigstens 200 Acker Land. Um nun die Schüler in den Stand zu setzen, sich später ihren Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen, werden sie hier zu einem Gewerbe angehalten, zu Gärtnerei, Zimmerei us. Wenn sie dann in ihr Dorf zurückkehren, können sie Häuser bauen, Tische und Stühle her- stellen, ihre Kleider sertigen und was sonst zu einem kulturell gehobenen Leben nötig ist. Die Missionare haben sich lange danach gesehnt, eingeborene Hiilfskräfte bei ihrer Tätigkeit zu bekommen. Sie haben es erreicht, wenn es auch langer Zeit und vieler Gedold bedurste. Nun haben sie welche, die ihnen nützlich, ja unentbehrlich geworden sind. Vom Garten bis zum Lehrpult findet man jetzt junge Leute, welche die ihnen anvertraute Stellung gut ausfüllen. Sie besorgen den Einkauf und die Vertellung der Eßvorräte, sie unterrichten in den Klassen, sie halten die Sonntagsschule. Knaben urd junge Burschen, die selbst noch nicht lange die Schulbank verlassen haben, können mit solchen Auf- gaben betraut werden oder sich um einen Regierungs- poften bewerben; andernfalls nehmen sie unter ihres- gleichen in den Dörfern eine geachtete Stellung ein. So ist die Predigt des Evangeliums weit in die afrikanische Welt hineingetragen worden und hat hundertfältige Frucht gebracht. Wo vor 10 Jahren noch elne heidnische Wildnis war, gibt es jetzt drei wohl eingerichtete Kirchengemelnden. Ist die Zahl der vollberechtigten Mitglieder auch noch klein (30 bis 100), so werden die Versammlungen doch regelmäßig von 400 bis 600 Leuten besucht, dazu Sonntagsschulen, Katechetenklassen usw. Eine Er- weckungsbewegung geht durch die Gemeinden, die auch recht opferwillig sind. In Efulen hat das Volk die Mittel für eine neue Kirche aufgebracht, in Elat desgleichen; an diesem Orte betrug die letzte Kollekte über 45 Mark. So werden wir bald drei Kirchen haben, die den augenfälligen Beweis für den geistlichen und sittlichen Fortschritt der eingeborenen Bevölkerung liefern können. Es ist auch bereits eine lleine Literatur in der Sprache der Eingeborenen geschaffen, um den nächst- liegenden Bedürsnissen abzuhelfen. Als die ersten Missionare hierher kamen, war noch nicht einmal ein Alphabet der Bulusprache aufgestellt. Seit den Tagen des Dr. Good ist die letztere aber zur Schriftsprache erhoben. Jetzt haben wir Wörterbuch, Grammatik, Fibel, Lesebuch; serner ein Gesangbuch mit über 100 Liedern. Das Neue Testament ist größtentells übersetzt, die Evangelien und die Apostel- geschichte liegen bereits gedruckt vor. Die literatur- lose Zeit des Bululandes ist also vorüber, und die Nachfrage nach Büchern hält mit der Lieserung gleichen Schritt. So erfüllt uns der Rückblick auf das letzte Jahr- zehnt mit Dankbarkeit und Zuversicht. Das nächste Jahrzehnt wird, wie wir hoffen, mehr von der schönen Ernte bringen, deren Erstlingsfrüchte wir jetzt sehen dürfen. Aus fremden MKolonien und Produhktivnsgebieten. verwaltungsorganisation des kranzösischen Rongogebiets. Die bisher als „possessions du Congo français et dépendances“ bezeichneten französischen Kolonien haben durch Dekret vom 11. Februar 1906 elne grundsätzliche Umgestaltung erfahren. Das ganze Geblet untersteht von nun an in politischer und administrativer Hinsicht einem „commissaire général du gouvernement“ mit dem Sitze in Brazzaville. Es zerfällt in drei Kolonien: a) Gabun mit der Hauptstadt Libreville, b) Mittelkongo mit der Hauptstadt Brazzaville, e) Ubangl-Scharl-Tschadsee mit der Hauptstadt Fort-ide-Possel. Die Kolonien unter a und c unterstehen je einem „lieutenant-gouverneur", dem je ein wconseil d'administration“ beigegeben ist. Die Kolonie Mittelkongo untersteht einem „administrateur en chef“, dem ebenfalls ein „conseil d’'admi- nistration“ beigegeben ist. Das Militärgebict von Tschadsee untersteht auch in administrativer Hinsicht dem Kommandanten der dort stehenden Truppen; er ist abhängig von dem lieutenant-gouverneur der Kolonie Ubangl-Schari-Tschadsee. Die Abgrenzungen der elnzelnen Kolonien bzw. Territorien sind folgende: Die am Atlantischen Ozean liegende Koloule Gabun ist im Norden begrenzt von Spanisch-Gulnen und Kamerun, im Östen durch die Wasserschelde des Ogooré bis zum Schnittpunkt dieser Wosserscheide mit dem Merldian von Macabana. Dann blldet dieser Meridian die Grenze bis zur portugiesischen Kolonie. Im Süden bis wieder zum Atlantischen Ozean grenzt die portugiesische Kolonie. Die Kolonie Mittelkongo schließt sich östlich an Gabun und an Kamerun an bis zum 7.5 n. Br., welcher sodann die Grenze bildet bis zur Wasser- schelde zwischen Scharl und Kongo. Dann bildet die Wasserscheide die Grenze bis ausschließlich des Flußgebletes des Ombella und der Stadt Bangul. Im Süden bildet der Kongostaat die Grenze. Das Territorium Ubangi-Schari wird begrenzt im Westen durch die Kolonie Mittellongo, im Norden durch den 7.5 n. Br. bis zum Schpnittpunkt dieses Breitengrades mit der Grenzlinie des Kongobeckens. Dann bildet diese Linie die Grenze bis zum Kongo- staat, der wiederum im Süden grenzt. Das Militärgeblet des Tschadsee endlich umfaßt im Norden von Ubangl-Schart sämtliche unter fran- zösischem Einflusse stehenden Regionen gemäß den