— 433 — nossen, und daher war ich an Trübsal und Kümmer- nisse aller Art gewöhnt; aber so viel Arger und Verdakt, wie mir die Träger bei dieser Reise vom anganjika zum Nyassa täglich bereitet haben, ist mtr mie vorher zuteil geworden. mag hier in * Hauptsache der Umstand zu meinem Nachtell ugewirt haben, daß die Träger wußten, daß ich n Fremder sei, dem Land, Leute und Sitten un- bekannt waren und der kein Machtmittel besaß, auf hie irgendwie zu drücken. Ob ich anderseits Macht- mittel zur Anwendung gebracht haben würde, wenn sie mir verfügbar gewesen wären, möchte ich fast vemeinen, denn es mußte natürlich mein Haupt- #strebe sein, den englischen Behörden in keiner eise Veranlassung zu geben, sel es nun mit oder ohne Grund, an meine Reise durch ihr Gebiet später noch irgendwelche unliebsamen Erinnerungen zu d üpfen. Jedenfalls möchte ich bestimmt behaupten, uns ein Engländer in Nordost-Rhodesia, noch dazu, S# er Beamter ist, leichter und mit weniger chwierigkeit reist, als ich es konnte. di ein Träger sind keine berufsmäßigen Tröger; 4. e Eingeborenen unterziehen sich aber diesem Dienst rotzdem willig. Ich habe überhaupt hinsichtlich des gegenseitigen Verhältnisses zwischen den Eingeborenen und den englischen Beamten und Angestellten der „African Lakes Corporation“ glelch am ersten Tage deeer Landung in Klkuta den Eindruck gewonnen, aß dieses ein besonders vertrauensvolles ist, und dieser Eindruck hat sich von Tag zu Tag meines Verwellens im englischen Gebiet gesestigt. Ich kann mich nicht entsinnen, eine gleiche oder ähnliche Ver- trauensseligkeit der schwarzen Bevölkerung zu dem Kropäer irgendwo in unserer Kolonie bemerkt zu haben Mich hat diese angenehme und sehr ouf- falende, weil seltene und ungewöhnliche Erscheinung nteressiert und ich habe mir viel Mühe gegeben, sie zu ergründen. su Nach meinem Dafürhalten ist sie nicht darin zu üchen, daß der Engländer auf das Wesen und die und Charaktereigentümlichkeiten oder in Abern Anschauungen seiner schwarzen Untertanen es bodeesia und Zentralafrika mehr eingeht, als wir glauben zuseren Besitzungen tun; ich möchte sogar deusch daß er es weniger tut. Wir, mit unserer licteihen vielgerühmten und viel getadelten Gründ- * ürften eher vorbildlich sein. Wir geben ffenbar weit mehr Mühe, die Ethnographie, # Fusasze Laltur- und Sittenleben der Eingeborenen * chmrn und uns in ihre Gedankenwelt und ihre llscherseitseen hineinzudenken. Es wird auch eng- #amien unumwunden anerkannt, daß unsere Be- gene achere und Kaufleute erheblich bessere . er Eingeborenensprache besitzen. Auch zerihtüch " der Eingeborenen in Anwendung Keled er trafen und körperlicher Züchtigungen al bei en Engländern nicht humaner und milder sind ei uns, und die jährlichen Steuerforderungen zwar insofern geringer, als sie pro Hütte nur 8 Schilling gegenüber 3 Rupien bel uns betragen; aber dieser Umstand kann nicht die günstige Ein- wirkung auf die Neger haben, weil dem Neger in Rhodesia und Zentralafrika der Schilling als Rupie bekannt ist und gilt, und er die Wertdifferenz zwischen 3 Rupien und 3 Schilling nicht einzuschätzen und zu begreifen vermag. Von ungleich größerem Werte ist der Umstand, daß die Engländer in ihren An- sprüchen an die Arbeitsleistungen der Elngeborenen bescheidener und insbesondere in der Ausführung der- selben duldsamer sind als wir. Der Grundzug deutschen Volkscharakters, eine unermüdliche sehr intensive Arbeitsamkeit, zeitigt bei uns das: aheia, heia, upesi sana upesi sana, das uns in unserer Kolonie überall da in den Ohren gellt, wo gearbeitet, wo Tätigkeit entfaltet wird. Wir sind gewöhnt, an unsere Arbeitsleistungen hohe Ansprüche zu stellen; wir sind es gewöhnt, täglich viele Stunden und ununterbrochen zu ar- beiten, und wir find es gewöhnt, viel zu leisten. Wir vergessen, einen wie niedrig in der HKubaurstuft stehenden Menschen wir in dem Neger vor uns haben, und verlieren, wenn wir ihn als Arbeiter in unsere Dienste stellen, leicht das richtige Maß für das, was er normal leisten kann, weil wir unsere Leistungsfähigkeit und das Resultat unserer Arbeits- leistungen für normal halten. Hier macht der Eng- länder — und ich glaube durch seine fast 500 jährige koloniale Erfahrung gewitzigt — der schwächsten Seite des Negercharakters welt mehr Konzessionen. Noch habe ich keinen Engländer gesehen, der in nervöser Hast den Neger unter fortwährendem: aomach schnell, mach schnell“ zur Arbeit antrieb. Er weiß, Kolonien entwickeln sich nicht von heute auf morgen; er läßt sich mit seinen Anforderungen an die Arbeitskraft und Arbeitsamkeit des Negers ebenso Zeit, wie dieser mit der Ausführung. Elr stellt sehr viel mehr Leute für dasselbe Arbeitspensum ein als wir und zahlt dafür weit geringere Löhne. So erreicht er dasselbe wie wir und ohne Aufwand größerer Mittel; aber er erhält die Leute in Arbeits- wllligkeit und Dienstbereitwilligkeit, und das ist viel, viel mehr wert, als schnelle Arbeitsausführung und darauf folgender Mangel an Arbeitern, wenn es gilt, welter zu bauen und zu schaffen. Bei uns laufen die Eingeborenen von der Arbeit fort; beim Engländer leisten sie sie willg. Ich habe noch nicht erklärt, warum der Eng- länder in Rhodesia und Zentralafrika für geleistete Arbeiten so sehr viel geringere Löhne zahlt. Das liegt hier im System der an der Landesverwaltung interessierten Gesellschaften. Da liegen allerdings die Verhältnisse überaus günstig; denn es kommen nur zwei Gesellschaften in Frage. Das ist erstens die „British South African Company“, zweitens die „Afrika Lakes Corporation“. Sie sind hier die Alleinherrscher, ein Dritter exlstiert nicht und könnte neben beiden nicht aufkommen. Und diese belden vertragen sich ganz außerordentlich gut. Sie ar-