Vvon der Lüderitzbucht-Eisenbahn III. (Vgl. D. Kolonialblatt 1906 S. 197 und 318) (Hierzu eine Abbildung.)) In der Zwischenzelt sind die Bauarbeiten in erfreulicher Weise gefördert worden, wenn auch der Bedarf an Arbeitern noch immer nicht ganz gedeckt ist. Die Mehrzahl der Krankheitsfälle unter den zur Arbeit herangezogenen Eingeborenen ist erfreu- licher Weise nur leichter Natur. Die Baufirma hat ein esgenes Lazarett errichtet und einen eigenen Arzt angestellt. « Die Trassierarbeiten werden im allgemeinen keine besonderen Schwierigkeiten mehr bieten, da der Lauf der Trasse im großen und ganzen festliegt. Nur der Aufstleg am Endpunkte bei Kubub bedarf noch einer eingehenderen Untersuchung. Die Eisenbahn-Baukompagnie betelligte sich an den Arbeiten durch Gestellung von Trassiergehilfen und den Bau einer hölzernen Notbrücke in der Dünenstrecke, die als vorläufiger Ersatz für den später zu schüttenden Damm dienen soll, dessen sofortige Errichtung in dem gegenwärtigen Baustadium als unverhältnismäßig zeitraubend vorläufig noch zurück- gestellt werden mußte. Außerdem ist von der Eisen- bahn-Baukompagnie die Anlage einer Landevorrich- tung für schwere Frachtstücke hergestellt. Anfang April waren bereits eine Lokomotive und 10 Wagen in Betrieb; die Zusammensetzung der übrigen Lokomotiven und Wogen ist in Angriff ge- nommen. Der Gleisvorbau ist soweit gefördert, daß bereits Ende April der Betrieb für Militär- transporte bis Kilometer 16 (Kolmanskopp) eröffnet werden konnte. Seit Anfang Juni ist auch die zweite Teilstrecke (Kilometer 16 bis Kilometer 24 Grasplatz) für den Mllitärverkehr benutzbar, so daß schon jetzt eine ganz wesentliche Erleichterung der Transporte durch die Dünenstriche gewährleistet erscheint. . Deufsch-Neu-Guinra. Baining, Land und TLeute.) Die Fauna Bainings. (Fortsetzung.) Der Hund, den wir in Baining vorfinden, ist mit dem australischen Dingo verwandt. Als ich zum erstenmal nach Baining kam, beobachtete ich neben dem Dingo auch eine sehr kleine Art, so daß ich versucht war, zu glauben, es sei eine ganz neue Spezles, erfuhr jedoch bald, daß die Kleinheit dieser Zwerghunde allein auf Rechnung der schlechten Er- nährung zu setzen ist. Der Eingeborenenhund ist *) Das dem Texte beigefügte Bild entstammt einer Aufnahme, die der Photograph v. Schlenzka in Lübderitzbucht gemacht hat. *") Vgl. D. Kol. Bl. 1906 S. 286, 313, 345. 440 Halbinsel. ein trauriges, mikleiderregendes Wesen. Er ist klein, hat spitze Ohren und einen kleinen Kopf mit spitzem Maul. Er ist scheu, heimtückisch und feige. Sobald ein Fremder das Gehöft betritt, erhebt er sich nach- lässig und mißmutig, wie aus dem Schlafe er- wachend und schleicht knurrend davon. Das fröhliche Wesen unserer Hunde ist ihm fremd. Er spielt sehr selten und bellt nicht vor Freude. Bellen kann er überhaupt nicht; er heult bloß. Seln Geheul ist mit dem heulenden Weinen der Eingeborenenweiber vergleichbar. Wer es zum erstenmal hört, fragt unwillkürlich, wer denn da weine. Ja, nach jahre- langem Aufenthalt im Lande wird es oft noch schwierig, das langgezogene melancholische Geheul vom menschlichen Weinen zu unterschelden. Erscheinen Unbekannte im Gehöfte oder verlassen die Einge- borenen ihre Wohnung, um sich in die Pflanzungen zu begeben so brechen oft die zahlreichen Köter zu- sammen in ein abscheuliches Gejammer aus, so daß einem schauerlich zumute wird. Der Baininger hält sich viele Hunde, manchmal besitzt er deren sechs bis zehn. Zuweilen ist auch einer zur Jagd abgerichtet. Ihr Anblick ist oft ekelerregend; sie sind so mager, daß sie kaum stehen können. Der Körper ist voll von Wunden, zum Teil ohne Haarbedeckung. Sie werden selten oder gar nicht gefüttert und müssen sich ihre Nahrung selbst suchen. Nimmt der Baininger seine Mahlzeit ein, so schleicht auch der Hund heran und blickt bittend zu ihm hinauf; doch versteht er nicht zu schmeicheln. Wird er lästig und zudringlich, so jagt man ihn fort und wirft ihm alles, was man in der Eile erreichen kann, wie Steine, Holz, Feuerbrände, nach. Er hat jedoch Zutritt in die Hütte. Nachts liegt er gewöhnlich so nahe als möglich am Feuer oder läuft stundenweit in andere Gehöfte, wo er Hühner stiehlt. Bei Tage begleitet er seinen Herrn oder streift in der Nähe der Hütte umher. Hunde- braten ist dem Baininger eine Delikatesse. Wir können uns diesen Geschmack schwer erklären, zumal wenn wir bedenken, wie mager gewöhnlich die armen —9 sind und welch trauriges Aussehen sie aben. Das Känguru ist in Baining seltener als in den grasreichen Gegenden des nördlichen Teiles der Gazelle- Im eigentlichen Hochwald trifft man es überhaupt nicht an, sondern durchgehends in kleinen Waldungen und in der Nähe der Pflanzungen, wo es sich von Blättern und Eingeborenengemüse ernährt. Die Eingeborenen behaupten, daß es durch den Genuß einer Schneckenart zugrunde geht. Das hier heimische Känguru ist mit dem australischen verwandt, aber bedeutend kleiner. Es ist grau von Farbe. Die Hinterfüße und der Schwanz, mit denen es sich hüpfend fortbewegt, sind sehr stark entwickelt. Es ist nicht schen und läßt sich leicht anpürschen. Das Fleisch sieht recht appetitlich aus, allein wegen seines allzu starken Wildgeruches wird es nur von wenigen Europäern schmackhaft gefunden. Die Eingeborenen