Früchte aufpickt. Ferner durchstrelft er die im Roden begriffenen Pflanzungen nach Insekten. Ornithologen, denen ich diese Tatsache erzählte, schüttelten zwelfelnd den Kopf. Sle mögen sich selbst überzeugen. Der Nashornvogel ist für den Ost= und West-Baininger ein wertvoller Vogel, da Federn und Schnabel ihm beim Tanz als Schmuck dienen. Ein sehr häufiger Vogel in Balning ist auch das Buschhuhn (Megapodins eremita). Es ist kleiner und unansehnlicher von Farbe und Gestalt, als unser europälsches Huhn. Kopf und Hols, die im rhältnis zum übrigen Körper klein sind, sind nur spärlich mit Federn bedeckt. Die Farbe des Feder- eides ist ein Gemisch von Graubraun und Rot. Der Schwanz ist sehr kurz. Der Vogel lebt meistens vereinzelt; doch begegnet man auch zwei bis drei zusammen. Das Buschhühn hält sich gern an Wald- wegen auf, wo es wie unser Huhn scharrt. Auf- gescheucht, fliegt es nur schwerfällig davon und läßt sich entweder wieder auf die Erde nieder oder setzt ich auf einen niederen Baum. Es verrät seine Gegenwart nicht nur durch Scharren am Boden, sondern auch durch den häufigen Lockruf. Der Hahn kräht, aber seine Stimme ist gurgelnd. Das Busch- huhn brütet bekanntlich seine Eler ulcht selbst aus, sondern scharrt sie in die Erde, sehr oft unter um- gestürzte Bäume. Sie find länglich, größer als unsere Hühnereler und von hellroter Farbe, ihr Geschmack ist jedoch bei weitem nicht so angenehm und gleicht vielmehr dem der Enteneier. Es wird allgemein behauptet, daß sie nur im heißen Sande durch die Bodenwärme ausgebrütet werden können, doch scheint mir dies für Baining nicht zuzutreffen. Hier gibt es wenig der Sonne. ausgesetzte Plätze im Urwalde und an den Flußufern. Demnach scheint also auch die Bodenwärme im kühlen Urwalde schon zum Ausbrüten hinreichend zu sein. Die Eingeborenen wollen wissen, daß das Buschhuhn die Stelle, an der es seine Eier verscharrt hat, zuweilen besucht und nachschaut, ob die Jungen noch nicht hervor- kommen. Die Küchlein folgen sofort der Mutter nach, werden aber vielfach von den Eingeborenen gefangen und gegessen. . Ein niedlicher Vogel ist der hiesige Star. Er ist klelner als der europälsche und schwarzglänzend von Farbe. Er lebt immer in kleineren oder größeren Gesellschaften, zu gewissen Jahreszeiten beobachtet man ihn zu Tausenden. Die Stare niften auch zusammen auf sehr hohen Bäumen, oft dicht neben den Wohnungen der Menschen, oder auch mitten im Walde oder in Schluchten. Nur muß die Umgebung des betreffenden Baumes licht oder nur mit kleineren Bäumen bestanden sein. Ihre Nester gleichen denen der Webervögel und hängen haufenweise nebeneinander von den Zweigen herab. Das Gezwitscher, das die heitere rührige Schar den ganzen Tag verübt, ist unglaublich. Interessant ist es, wenn sie gegen Sonnenuntergang truppenweise, immer einige Minuten nachelnander, mit Sturmes- 443 —. elle dahersausen, in ihr Nachtquartier einziehen und sich gegenseitig mit tausendfachem Willkommschrei empfangen. Erst die hereinbrechende Nacht macht dem Lärm ein Ende. Auch auf der Insel Massawa hoben sie ein Stelldichein für die Nacht. Sobald der Tag graut, erheben sie sich wie auf Zauber- schlag in die Höhe, fallen plötzlich, ihre Linie auf- lösend, wieder herab und ziehen dann wie ein breites, schwarzes Band ans Festland. Der Baininger stellt ihnen nicht nach, und doch wäre es ihm eln lelchtes, den Nestbaum zu ersteigen und die Brut auszu- en. Es würde uns zu weit führen, alle Vogelarten im einzelnen zu besprechen, für den Rahmen dieser Arbelt müssen wir uns mit den wenigen oben er- wähnten Repräsentanten begnügen und wollen nur noch zum Schlusse dieses Kapitels ein Wort über die Feinde der Vögel hinzusügen. Der erste Feind ist der Baininger selbst; er macht aber nur Jagd auf die Vögel, wenn ein Tanz in Aussicht steht oder ihm der Vogel gerade in die Hände fliegt. Doch richtet er aus Mangel an geeigneten Jagd- geräten — er hat nur Schleuder, Schlinge und Leim — sehr wenig Schaden on. Er ißt das Fleisch aller bei lihm vorkommenden Vögel, nur vor den Seevögeln, den „Meereskindern“, wie er sie nennt, hat er eine abergläubische Scheu. Der einzige Seevogel, für den er in seiner Sprache einen Namen bat, ist der Seeadler (Pandion halic). Er kommt nämlich zuweilen in die Berge, besonders wenn draußen starker Wind weht und das Meer hoch geht. Bei seinem Erscheinen in den Lüften entsteht unter den Bainingern eine freudige Bewegung, wie etwa in Nordeuropa, wenn der Klapperstorch im Frühling von seiner Erholungsreise aus dem Süden anlangt. Alt und Jung fieht ihm nach und schrelt: „Der Ufermann ist dal“ Elnes Tages kamen auch zwei Bachfielzen (Tongariri — Rhipidura tricolor), die nur an der Küste zu Hause sind, hier angeflogen, setten sich auf das Kreuz unseres. Daches und machten ihre Bücklinge nach rechts und links, zwitscherten, wohl zufrieden über das, was sie sahen und flogen dann wieder zur See. Dieser seltene Besuch ist noch in aller Erinnerung. Kommen meine Schulkinder ans Ufer und sehen einen dieser zierlichen Vögel, so heißt es: „Weißt du noch, früher kamen einmal zwei nach St. Paul, setzten sich aufs Kreuz und kehrten dann zu den Uferleuten wieder zurück.“ Ein schlimmerer Feind als der Mensch für die Vögel sind die Schlangen und Ranbvögel. Unter den Schlangen ist es besonders die oft rlesige Esingeicht, die nicht nur Eler und Brut der Vögel, sondern auch Hunde raubt. Von den Raubvögeln nenne ich den Seeadler, der neben Fischen auch Papageien frißt, ferner den Rabaska (Astur dampieri), einen kleinen grauen Habicht. Er tötet die Brut im Nest und holt sich gern junge Hühnchen. Stundenlang sitzt er zuweilen auf einem Baumast und erwartet den günstigen Augenblick, um über