— 459 daß auch die Betenjis und Agulis nicht standhalten würden, die alsdann nötig werdende Patrouillen- und Marschtaktik aber erfahrungsgemöß weitaus größere Opfer auf beiden Seiten kostet, als ein kurzer Hauptschlag. Als Oberleutnant Schipper heran war, setzte ich in der Nacht zum 2. Dezember von zwei Seiten zum Angriff an; der Tags zuvor noch be- wohnte Ort aber war geräumt ebenso wie die Rguli-Höhen. Nun begann der mir aus dem Busch bekannte Kreuz= und Quermarsch mit Patrouillengang, um dem. Feinde in seinen zahllosen Schlupfwinkeln nachzuspüren und Abbruch zu tun; seine wunder- hübschen Niederlassungen und musterhaften Farmen blieben unberührt. Der Gegner war nach allen Richtungen zersprengt; um ihn zur Befinnung kommen zu lassen und nicht über die englische Grenze zu treiben, ließ ich zunächst von lhm ab und beauftragte den der Regierung ergebenen Arnado von Gela, ihm meine Forderungen bekannt zu geben: Jeder der drei Stämme sollte 30 Strafarbeiter auf ein Jahr stellen; das bereits über die englische Grenze geschaffte Haussaweib zurückgebracht werden. 3. Von Meiha—Gela nach Duhu. 5. bis 10. Dezember 1905. Das 6 cm-Geschütz, seiner Schwere wegen in diesem Felsengebirge nicht verwendbar, hatte ich bereits vorher nach Garua in Marsch gesetzt; ihm ließ ich nunmehr den Asfistenzarzt mit 9 farbigen Soldaten und den Gefangenen folgen; ich selbst brach am 5. Dezember 1905 mit Oberleutnant Schipper, Sergeant Mellenthin und 51 farbigen Soldaten von Gela über Mubi—Mitschiga—Moda nach u— Madagalt auf. Auch diese Orte hatten natürlich ihre Heidenanliegen, wurden zunächst aber auf später vertröstet. Noch während der Gefechte bei Paka—Betenjt— Rguli traf eine Bitte des Lamido von Gauar um Hilfe gegen die dortigen Heiden ein; nachdem er erst vor wenigen Monaten nur mit Hilfe des Maruoavollkes in seine Stadt hatte zurückkehren können, war er erneut aus derselben vertrieben worden. Oberleutnant Schipper, der auf dem Wege nach Madagali über Gauar marschiert war, teilte mir mit, daß die Stadt völlig verödet und ohne ein energisches Einschreiten gegen die Heiden verloren sel. Der Anstifter der fortgesetzten Angriffe war der Arnado der Gauarheiden, als ausgezeichneter Mimbobrauer bekannt; von Zeit zu Zeit lud er die umwohnenden Arnados der Dimeo, Gadala und Budum zum Festtrunk ein und ließ sie ihren Rausch danm in einem Besuch beim Gauar-Lamido aus- toben. Gauar (Fulla) ist der wichtigste Wegeknotenpunkt im nördlichen Mandara-Gebirge, und der Weg Marua—Gauar—Madagalt war früher eine belebte Karawanenstraße; der Fall von Gauar mußte den Eingang dieser Hauptquerverbindung durch das nörd- liche Mandaramassiv herbeiführen. Durch ein glückliches Mißverständnis brachte mich der Führer von Mitschiga nicht auf der bekannten Hauptroute nach Duhn, sondern auf einem weiter östlich über Bororo ausholenden Nebenweg. Hier, wo der Madagali-Lamido hinter einer Höhenmaske sein schönes Vileh in tributfreier Beschaulichkeit weiden ließ, erfuhr ich von einer bislang unbekannten Quer- verbindung durch das Mandara-Massiv, auf welcher Gauar über Kamale — Mogudi in zwei starken Märschen zu erreichen sei. Ich beschloß nunmehr, zunächst ein nördlich Madagali schwebendes Palaver zu erledigen — die angeblich zu Madagali gehörigen Dissar-Heiden hatten eine von Yola nach Diloa zurück- kehrende Tripoliskarawane vollkommen ausgeraubt und einen Händler erschlagen —, dann aber von Madagalit und Bororo aus die Gauar-Heiden gleich- zeitig zu fassen, während das durch einen Eilboten aufzubietende Kriegsvolk von Marua—Mindif dem Feinde den Weg durch die Gauar-Ebene nach Dimeo— Budum hin verlegen sollte; für den gleichzeitigen Angriff wurde der Morgen des 17. Dezember 1905 feseciett. der letzte Anmarsch hatte in der Nacht zu en. 9 Der mir am 9. Dezember nach Duhn entgegen- kommende Madagali-Lamido bestritt, daß die Dissa- Heiden zu seinem Bezirke gehörten; dieselben be- zahlten vielmehr Tribut an den Sultan von Mandara, dessen Besuch wegen fortgesetzter Grenz- streitigkeiten so wie so in Aussicht genommen war. So blieben mir bis zum festgesetzten Gauarangriff einige Tage Zeit, die ich zur Erkundung des west- lichen Mandara-Massivs und seiner Bewohner zwischen Mitschiga—Duhn auszunutzen beschloß. 4. Erkundung des Mandara-Massivs und Besuch einzelner Heidenorte. 11. bis 15. De- zember 1905. Der Madagali-Lamido erhielt auf seine Bitten eine Patrouille von zehn Mann als Verstärkung für eine Bestrafung der Miltu-Heiden, die ihm, statt den selt Jahren üblichen Tribut zu zahlen, neuerdings Vieh geraubt und Leute angeschossen hatten. Sergeant Mellenthin mit dem Maschinengewehr und sechs er- holungsbedürftigen Soldaten ging nach Madagali, wo er diese Patrouille wieder heranzuziehen und dann am 15. Dezember den Vormarsch nach Gauar anzutreten hatte. Ich selbst mit Oberleutnant Schipper besuchte zunächst die Palam-, dann die male-, Mogudi= und Humumsi-Heiden, Fali-Orte von 2000 bis 4000 Einwohnern, die bel melnem Einrücken in die Berge entflohen, sich bald aber von meinen friedlichen Absichten überzeugen ließen, reichliche Verpflegung brachten und erfreut waren, daß der zum erstenmal in ihren Orten erschienene Weiße, statt Krieg zu führen, für die angebrachten Lebensmittel auch noch Geschenke gab. Dagegen hatte Oberleutnant Schipper am 14. Dezember 1905 ein heftigeres Gefecht gegen die zu Moda gehörigen Fuitm-Heiden. Von Kamale aus hatte ich denselben 8