— 484 — mit England. Der Verkehr mit den anderen Ländern dagegen ist teilweise erheblich zurückgegangen, nament- lich der Verkehr mit den afrikanischen Nachbargebieten. Diese Verschiebung ist zum Teil zurückzuführen auf die Auflösung der Zollunion mit dem QOuittadistrikt der englischen Goldküstenkolonie; die Aufrichtung einer Zollgrenze am Volta hat bewirkt, daß manche Waren, die bisher vom QOuittabezirk aus eingeführt bzw. dorthin ausgeführt werden konnten, ihren Weg nun- mehr über Lome nehmen. Dies kommt auch in der Statistlk des Warenverkehrs nach Einfuhr= bzw. Ausfuhrgrenzstrecken deutlich zum Ausdruck, die eine Zunahme des Verkehrs über die Küstengrenze von 1 236 334 Mk. und eine Abnahme des Verkehrs über die westliche Landgrenze um 784 872 Mk. ausweist. Deuktsch-Hüdwelkafrika. Der Derevo= und Dottentotten= Ausstand. 274. 28. Juni. Amtlich wird gemeldet: Die Hottentotten waren vor der verfolgenden Abteilung des Oberstleutnants v. Estorff in die Oranjeberge nordwestlich Violsdrist zurückgegangen. Von dort zogen sie in nordöstlicher Richtung an Auros vorbel, überfielen eine Postpatrouille und stahlen bei Warmbad und Gabis eine Anzahl Rinder und Maultiere. Oberleutnant v. Stockl mit 70 Mann aus Warmbad und Major Rentel mit einer Kom- pagnie, zwei Geschützen der Besatzung Kalkfontein marschierten dem Feinde entgegen, der nach mehr- stündigem Kampfe wieder in südwestlicher Richtung zurückgeworfen wurde. Major Sieberg eilte mit zwei Kompagnien, zwei Maschinengewehren, einem Geschütz, auf den Kanonendonner losmarschierend, heran. Er fand bei Erreichung des Gefechtsfeldes den Feind schon im Rückzuge begriffen, hartnäckig von Rentel verfolgt. Slieberg setzte diese Verfolgung sfort. Es fielen im ganzen fünf Reiter, drei sind verwundet, einer wird vermißt. In den Kleinen Karasbergen überfiel die Patroullle Genschow eine Werst. Sie fand dabei ein Kleidungs= und Nahrungs- mittellager, das vernichtet wurde. Der Gefangenenbestand ist seit Anfang Februar um 4000 gestlegen und beträgt jetzt 17,000 Köpfe. Die Telegraphenlinie Omaruru—Otjiwarongo— Outjo—Waterberg ist sertiggestellt. Deutsch-NUeu-Guinea. Baining, Land und Leute.) (Schluß.) IX. Charakteristik der Baininger. Vom Lande Baining, das wir als ein an Natur- schönheiten und an Fruchtbarkelt ausgezeichnetes Ge- Sgl. D. Kol. Bl. 1906 S. 280, 313, 346, 440. blet kennen gelernt haben, wenden wir uns zu seinen Bewohnern. Woher stammt der Balninger? Ist er der Ureinwohner des Landes oder wurde er erst im Laufe der Zeiten von Nachbarstämmen in die Berge zurückgedrängt? Eine bestimmte, unanfecht- bare Antwort läßt sich auf diese Fragen nicht geben, Wir sind auf bloße Vermutungen angewiesen. Die völlige Verschledenheit in seinem Außeren sowie seiner Sprache von allen seinen Nachbarstämmen, auch auf den angrenzenden Inseln, berechtigt uns zur Annahme, daß der Baininger schon seit sehr langer Zeit auf seinen Bergen ansässig ist, vlelleicht schon, bevor der ganze nordöstliche Tell der Gazelle durch vulkanische Hebung des Meerbodens entstanden war. In seiner Pbysiognomie ähnelt er dem Australier und gewissen Negertypen in Afrika mehr, als dem Melanesier und Polynesier. Wann er seine heutige Heimat v * genommen, bleibt uns wohl ein ewiges ätse Der Baininger, ebenso wie so vlele andere Stämme der Südsee, hat weder Geschichte noch Überlieferungen. Die großen Ereignisse, in die er verwickelt war, Freud und Leld, das er erlebt, hat er ebenso schnell vergessen, als es sich bei ihm ein- gestellt hat. Der Charakter des einzelnen, wie er später geschildert wird, mag uns gar vieles erklären, was sonst ein Rätsel zu sein scheint. Ein Volk, das tausend Jahre auf einer Scholle sitzt und nichts von seinen Vorfahren zu berichten weiß, gibt uns keine hohe Idee von seinem Geistesleben. Die Ge- schichte unserer gesitteten Länder zeigt uns einen steten Wechsel des Menschen „vom Schlechten zum Guten, vom Guten zum Vortrefflichen, vom Vor- trefflichen zum Schlechteren und Schlechten“. — Nicht so hier! Ewiger Stillstand und Todl Erst jetzt in unseren Tagen wacht das Volk in Berührung mut der christlichen Kultur aus seinem langen Schlafe auf und erfährt von dem, was ihm so lange ver- borgen, ja dessen es sich überhaupt nicht bewußt war, vom Ursprung des Menschen, was er ist und was er sein soll. Der Baininger nennt sich a chächracha (Plural: D chächat) im Gegensatz zu seinen Nachbarstämmen, den a lba. Eine allgemeine Bezeichnung für sein Land kennt er nicht; er hat es aber in verschiedene Gaue eingeteilt, von denen ihm natürlich nur die- jenigen bekannt sind, die in seinem Gesichtskreis liegen. So z. B. unterscheiden wir in Nord= und West-Baining: die Puktas, die Kara, die Loan, die Lassul, die Takes, die Chumkina u. a- m., und in Ost-Baining die Wir, die Bämen u. s. f. Diese Ge- biete grenzen entweder aneinander oder sind durch Täler, Flüsse oder unbewohnte Strecken voneinander getrennt. Die Grenznachbarn der Baininger: die Uferleute, die Taulil, die Nakanai und Sulka be- zeichnen den Baininger mit verschiedenen Benennungen, wie a baining (wahrscheinlich Buschgänger), a ma- tainingit (Körbchenflechter), a kaktai oder a pale-