— 605 dieserhalb in Verhandlungen mit ihnen einließ, aus denen sie so gut wie ungeschädigt hervorgingen. Am 19. Dezember hatte ich in Wiedhafen ein Telegramm des Kaiserlichen Gouverneurs erhalten des Inhalts, daß die vereinigten Abtellungen, Wan- genheim und Grawert, am 13. Dezember von Kun- gulio den Vormarsch auf Mahenge angetreten hatten. Sie mußten nach melner Berechnung in Mahenge eingetroffen sein, ehe die einzig in Betracht kommende 13. Kompagnie der Befehl zum Marsch nach Mahenge erreichte. Diese Tatsache und die oben angestellten Erwä- gungen bewogen mich, die Verantwortung zu über- nehmen, den stark verspätet eingetroffenen Befehl zum Marsch einer Kompagnie nach Mahenge nicht sofort auszuführen, sondern zum mindesten eine Klärung der Lage in Kitanda abzuwarten. Die 13. Kompagnie erhielt Befehl, in die Land- schaft Kitanda einzumarschleren. Sie sollte von dort aus versuchen, durch die Bewohner der angeblich treu gebliebenen Landschaft Matumbi Verbindung mit der Militärstation Mahenge und der Mitssionsstation Lupemba aufzunehmen. Den Posten bei Niamtumbo besetzte die Polizeiabteilung Ssongea. In dem bis- herigen Lager der 13. Feldkompagnie am Likuyn sollte die Kompagnie einen Posten zurücklassen. Am 24. Dezember traf ich auf dem Militär- posten Liganga ein. Dort fand ich eine Meldung des Militärpostens Njamtumbo vor, daß starke Haufen Aufständischer, Wangoni und Wangindo, unter Chabruma Hanga, selinem Bruder Mohama- kiro und dem berüchtigten Omari Kingalla, diesen Posten bedrohten. Zur Verstärkung des Postens sandte ich elne Abteilung der 13. Kompagnie unter Oberleutnant Hudemann, die die Post von Mbaran- gandu abgeholt hatte, in Eilmärschen dorthin. Ich selbst gab meinen Abstecher zum Lager der 8. Feld- kompagnie am Luhereha auf und kehrte direkt nach Ssongea zurück. Um den Eingeborenen nicht den Erfolg zu gönnen, durch ihr Vorgehen meine Operationen nachhaltig gestört zu haben, anderseits aber eine Abteilung bei Njamtumbo einsetzen zu können, beließ ich die 8. Feldkompagnie trotz der bedrohlichen Nachrichten vorläufig in ihrem Gebiet und nahm die bisherige Besatzung des Ruandapostens unter Oberleutnant Frhrn. v. Wangenheim mit nach Ssongea. Am 26. Dezember traf ich in Ssongea ein. Am 28. erhielt ich die Meldung, daß Oberleutnant Hudemann bei Njamtumbo allen Eventualitäten ge- wachsen sel. Die Truppenverteilung im Ssongea-Bezirk war um diese Zeit folgende: 8. Feldkompagnie mit dem Gros im festen Lager bei Luhereha, die 13. Feld- kompagnie mit dem Gros bel Mohamakiro (Kitanda). Die Straße Mbarangandu—Ssongea—Wiedhafen gesichert durch Posten der 13. Feldkompagnie am Likuyu, der Polizeiabtellung Ssongea bei Njamtumbo, der 8. Feldkompagnie bei Liganga am Rovuma, der Polizelabteilung Neu-Langenburg in Ruanda am Njumassi. Wiedhafen, das längere Zeit verlassen, aber merkwürdigerweise von den Aufständischen nicht zerstört worden war, hatte Oberleutnant Albinus sofort wieder besetzt. In Ssongea standen außer dem Rest der Polizeiabteilung mit etwa 50 Askaris mein Stab und der Zug des Oberleutnants Frhrn. v. Wangenheim (insgesamt 6 Europäer, 65 Askaris, 25 Irreguläre). Die Lage in Süd-Ungoni erschien mir so, daß das Hauptgewicht der militärischen Operationen nach Norden verlegt werden konnte. Die im Süden herrschenden Sultane waren bis aus Mputa, der aber auch nicht fähig schien, einen nachhaltigen Widerstand zu organisieren, sämtlich ergrissen und die Wangoni in diesem Gebiet anscheinend alle zur Unterwerfung geneigt. Die auf hartnäckigen passiven Widerstand stoßende Waffenablieferung konnte auch von den einzelnen Posten durchgeführt werden. Die 8. Feldkompagnie konnte jetzt also ihre Nordwärtsbewegung antreten. Oberleutnant Flrhr. v. Wangenheim marschierte am 30. Dezember mit seiner Abteilung zur Besetzung des Postens Luhereha dorthin ab. Nach seinem Eintreffen sollte die 8. Feldkompagnie in Chabruma Hangas eigentliches Gebiet nördlich des Rutuktra vorgehen. Ich selbst erledigte in Ssongea das Notwendige und marschierte am 4. Januar 1906 mit meinem Stabe zur 13. Feldkompagnie. Auf diesem Marsch besichtigte ich die Militärposten Njamtumbo und ikuyu. Sowohl diese belden Posten als auch die anderen bisher von Teilen des Expeditlonskorps erbauten sind durchweg sehr gewandt angelegt und aufs zweckmäßigste ausgebaut, so daß sie mit 15 zuver- lässigen, mit Hinterladern bewaffneten Leuten besetzt, dem Angriff jeder hier in Betracht kommenden Ab- teilung widerstehen können. Eine stärkere Besetzung wird dadurch nötig, daß die Posten imstande sein müssen, Furaglerungen zu unternehmen. Es ist Vorsorge getroffen, daß die Posten stets ausreichend verproviantiert sind, um eine Einschließung zu über- stehen. Die zahlreichen kleinen Posten entziehen der in der Front fechtenden Truppe wohl elne größere Anzahl Streiter, sind aber, wie ich ausgeführt habe, meines Erachtens das einzige Mittel, unbotmäßige Landschaften völlig zu unterwerfen. Am 12. Januar traf ich mit der 13. Feld- kompagnie in der Landschaft Kitanda bei der Unter- jumbin Mkomanire zusammen. Diese Mkomanire hat im Aufstand eine große Rolle gespielt. Sie soll die Verhandlungen zwischen Chabruma Hanga und den Wangindo geleitet haben und hat während des Aufstandes deren Oberhaupt, den Omart! Kingalla, geheiratet. Nach den Meldungen des Führers der 13. Feld- kompagnie mußte ich annehmen, daß auch die Ein- wohner Nord-Ungonis herzlich kriegsmüde selen.